Man muss nun also nachsehen, unter welchen Bedingungen welcher Effekt überwiegt und ob ein Planet eher vom Stern weg wandert, in den Stern fällt und vernichtet wird oder sich selbst aus der Umhüllung befreien und überleben kann. Nordhaus und Spiegel konnten zeigen, dass hier eine ziemlich klare Trennung existiert. Planeten die von Anfang an weit weg vom Stern sind, spüren von der Gezeitenkraft ziemlich wenig. Sie wandern weiter nach außen und sind nach dem Tod des Sterns noch weiter entfernt also vorher. Nähere Planeten dagegen wandern dank der Gezeiteneffekte näher an den Stern heran und diejenigen, die sich befreien und überleben, sind nachher näher am Stern als vorher. Sollten weiße Zwerge also ein Planetensystem haben, dann müsste es darin eine große Lücke geben, in der sich keine Planeten befinden können.
Nordhaus und Spiegel haben sich auch die bis jetzt bekannten Exoplanetensysteme angesehen. Darunter sind ja viele, die einen Stern haben, dessen Masse gering genug ist, um am Ende seines Lebens zu einem weißen Zwerg zu werden. Bei allen bekannten Planeten solcher Sterne die mindestens so weit von ihnen entfernt waren wie die Erde von der Sonne (also eine astronomische Einheit) haben sie berechnet, ob sie überleben oder nicht – und wenn ja, wo sie sich danach befinden. Es sieht nicht gut aus für die meisten von ihnen, wie diese Grafik aus der Arbeit von Nordhaus & Spiegel zeigt:
Die meisten Planeten werden vom Stern gefressen (rote Punkt), nur ein paar überleben (blaue Punkte) und wandern nach außen (grüne Punkte). Zum Vergleich ist auch Jupiter (violetter und gelber Stern) eingetragen. Aber selbst wenn ein erdähnlicher Planet den Tod seines Sterns überleben sollte, geben ihm Nordhaus und Spiegel wenig Chancen, erneut Leben zu entwickeln. Denn um genügend Wärme vom weißen Zwerg zu bekommen, muss der Planet ihm ziemlich nahe sein. So nahe kann er nur auf zwei Wegen kommen. Entweder er hat sich von seinem ursprünglichen Ort näher heran bewegt und wurde dabei zwangsläufig verschluckt. Selbst wenn er sich dann wieder befreit war er doch lange Zeit enorm hohen Temperaturen ausgesetzt. Der Planet ist also nur noch eine ausgebrannte, verkohlte Kugel und es ist unwahrscheinlich, dass sich Leben entwickelt. Oder aber der Planet vermied den Kontakt mit dem Stern und wanderte ursprünglich nach außen. Durch die gravitative Interaktion mit einem weiteren Planeten könnte er seine Bahn wieder ändern und weiter nach innen in die habitable Zone gelangen. Dann aber ist es unwahrscheinlich, dass seine Reise genau dort endet. Eher wird der Planet noch weiter wandern und mit dem weiße Zwerg kollidieren. Mit etwas Glück könnten in der Nähe des weißen Zwergs die Gezeitenkräfte wieder stark genug werden um die Wanderung zu bremsen und den Planet in der habitablen Zone zu stoppen. Aber selbst wenn das passiert, muss wieder jede Menge Energie umverteilt werden und die Gezeitenreibung sorgt dafür, dass sich der Planet enorm aufheizt. Also landen wir wieder bei der ausgebrannten, leblosen Welt…
Es sieht also düster aus – aber vielleicht gibt es doch noch ein Happy End. In der Nähe des weißen Zwergs ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass ein Planet von Kometen getroffen wird. Auf die Sonne zum Beispiel fallen ziemlich viele Kometen, fast täglich, wie die Autoren im Artikel erwähnen. Die Kometen aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems haben bleiben normalerweise auch da draußen. Aber wenn sie ihre Bahn ändern – zum Beispiel durch Kollisionen untereinander – und ins innere Sonnensystem gelangen, dann ist diese Bahnänderung meist so extrem, dass die neuen und engen Bahnen mehr oder weniger direkt in die Sonne führen. Solche Kometen könnten Wasser auf die ausgebrannten Planeten liefern und dem Leben zu einem neuen Start verhelfen. Oder aber erst recht alles auslöschen. Bleibt nur noch die Möglichkeit, dass sich aus den Resten von zerstörten Planeten wieder komplett neue Himmelskörper bilden, die noch einmal ganz von vorne anfangen…
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