Von Montag bis Freitag fand in Jena die Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft statt. Über zwei besonders interessante Vorträge dort habe ich schon hier und hier berichtet. Aber es gab natürlich noch viel mehr Programm, auch wenn ich mir leider bei weitem nicht alles anhören konnte, was mich interessiert hätte. Als Ausgleich hab ich aber noch ein paar schöne Fotos und kurze Notizen.
Das mit dem Frühjahr hat ja leider ja nicht so ganz geklappt – überall auf dem Campus herrschte letzte Woche tiefster Winter und dichtes Schneetreiben:
Aber zumindest hat man dann im Gebäude probiert, ein klein wenig Frühlingsstimmung aufkommen zu lassen:
Den Statuen im Foyer (die übrigens nichts mit der Tagung zu tun haben sondern dort schon seit Jahren stehen) scheint jedenfalls warm genug zu sein:
Neben den Statuen gab es aber diese Woche auch viele Infostände verschiedener Firmen die etwas mit Physik zu tun haben:
Und natürlich gab es Vorträge. Jede Menge. Neben den beiden Vorträgen über die ich schon ausführlich berichtet habe, habe ich mir auch noch Berichte über Astronomiedidaktik angehört, über die Dynamik von Exoplaneten und die Vorhersage des Sonnenwetters:
Sehr interessant war auch ein Vortrag über die historische Entwicklung der Kosmologie. Da gab es ein paar interessante Statistiken. Zum Beispiel die Anzahl der Artikel, die sich im Laufe der Jahre mit Kosmologie beschäftigt haben:
Ein relativer Vergleich der Publikationen zeigt, dass die 1930er Jahre das “goldene Zeitalter” der Kosmologie waren:
Interessant ist auch die Häufigkeit, mit der das Wort “Big Bang” im Laufe der Zeit in wissenschaftlichen Publikationen benutzt wurde. Die Skala ist im Bild schlecht zu erkennen, aber der große Anstieg in der Häufigkeit fand erst Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre statt – was mit der COBE-Satellitenmission zu tun hat, die zwischen 1989 und 1993 stattfand und wichtige Belege für die Existenz des Urknalls lieferte.
Neben den Vorträgen gab es natürlich auch viele Poster, auf denen Wissenschaftler ihre Ergebnisse präsentiert haben. Und – wie auf großen Konferenzen leider üblich – waren auch wieder einige etwas “seltsame” Theorien mit dabei. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Leute so ganz nebenbei die großen Probleme der Physik lösen können. Unter dem Titel “Die große Vereinheitlichung der Kräfte ist geschafft” erklärt zum Beispiel Dieter Grosch die“Dynamische Gravitationstheorie” laut der u.a. folgt das Elektrizität nur Antigravitation ist…
Natürlich ist keine Privattheorie komplett mit Hinweis auf die sturen Physiker, die sie nicht akzeptieren wollen und den Anspruch, man könne damit alles komplett erklären:
“Diese Theorie ist keine neue Physik, sondern nur die Erklärung der bekannten Physik, ausschließlich nach Newton, dadurch wurde Heisenbergs Suche nach der Urformel abgeschlossen.”
Und das selbstgebastelte Experiment darf auch nicht fehlen:
Dagegen erscheinen die Theorien von Albrecht Giese geradezu seriös:
Mein absoluter Favorit war aber das Poster von Claus Birkholz. Mir fehlen da echt die Worte:
Hier hat man sogar so viele neue revolutionäre Erkenntnisse gewonnen, dass der Autor um Hilfe bittet, weil er es alleine nicht mehr schafft all das neue Wissen zu bearbeiten:
Solche “Theorien” findet man bei großen Konferenzen leider öfter – ich hab auch früher schon mal darüber berichtet. Meistens sind es “nur” Poster, manchmal können die Leute ihre “Theorien” aber auch in Vorträgen vorstellen – wie zum Beispiel hier, hier, hier, oder hier (wahrscheinlich hab ich auch noch ein paar übersehen). Ich verstehe nicht wirklich, wie so etwas zustande kommt. Eigentlich sollten bei der Organisation so einer Tagung genug Experten vorhanden sein, die erkennen, ob etwas vernünftige Forschung oder nur Pseudowissenschaft ist. Es ist ein wenig seltsam, wenn auf einer offiziellen Tagung einer wissenschaftlichen Organisation den Pseudowissenschaften so eine Bühne geboten wird. Ok – es ist jetzt nicht zu erwarten, dass die Teilnehmer der Tagung darauf hereinfallen. Für die sind Poster dieser Art eher etwas, über das man in der Kaffeepause plaudern kann. Aber die Pseudowissenschaften profitieren natürlich von der Seriosität der Tagung. Wenn man schon in den Fachzeitschriften nicht publiziert wird, dann kann man eben auf diese Art “Anerkennung” sammeln und seine “Theorie” in Zukunft mit dem Siegel “vorgestellt auf der Tagung XY” bewerben – und eine Veröffentlichung in den Tagungspublikationen ist auch oft mit dabei. Und alles was man dafür tun muss, ist den Tagungsbeitrag zu bezahlen…
Naja. Es war trotzdem eine sehr schöne Tagung und ich habe mich gefreut, wieder einmal mit Kollegen diskutieren zu können und mir die Neuigkeiten aus der Forschung anzuhören!
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