Mein erster Tag auf der Buchmesse in Leipzig war schon aufregend. Und auch am zweiten Tag war jede Menge los! Kurz vor der Öffnung der Messe um 10 Uhr war es draußen noch recht kalt:
Drinnen war aber schon alles voll mit Leuten!
Am Vormittag hatte ich noch keine Termin und ich habe die Gelegenheit genutzt, mich in das Getümmel der Comic-Halle zu stürzen. Die Welt der Mangas und Animes ist mir ja immer noch ein großes Rätsel. Aber es ist alles schön bunt und die vielen kostümierten Leute sehen beeindruckend aus – wenn ich auch so gut wie immer keine Ahnung habe, wen die Personen darstellen wollen (ich habe nur Lara Croft erkannt).
Aber vielleicht ist es auch gut, dass ich keine Ahnung vom dem Thema habe. Ansonsten hätte ich dort sicherlich viel Geld ausgegeben – zum Beispiel für “Schulterdrachen”:
Kostüme sah man auf der Messe am Samstag wirklich überall. Draußen in der Kälte:
Oder drinnen in der Halle:
Mittags ging dann auch für mich die Arbeit los. Zuerst habe ich ein paar Bücher signiert – und das erste Mal auch ein Ebook!
Dann waren die Interviews an der Reihe. Auf dem “roten Sofa” von Radio mephisto 97.6 habe ich eine angenehme Viertelstunde verbracht. Manchmal kommt es ja vor, dass man mit Journalisten zu tun hat, die nicht so wirklich Ahnung von dem Thema haben, über das sie ihren Gesprächspartner interviewen. Gerade wenn es um Bücher geht, haben Journalisten sie oft nicht gelesen (meist wohl aus Zeitmangel) und nur eine vage Ahnung vom Inhalt. Die nette Dame, die mich am Sofa interviewte hatte mein Buch aber tatsächlich komplett gelesen und so entstand natürlich ein sehr angenehmes Gespräch.
Am Abend habe ich dann noch im Sachbuchforum über mein Buch gesprochen. Ich hatte ja zuerst ein wenig Angst, dass niemand auftaucht. Immerhin war das Forum im letzten Winkel der Halle und mein Lesungstermin eine halbe Stunde vor dem Ende der Messezeit. Aber dann sind doch noch viele Leute gekommen und haben sich angehört, was ich über Sterne, Bier und Aliens erzählt habe.
Und sogar ein paar der schön kostümierten Menschen waren da. Diese beiden Damen hatte ich ja schon letztes Jahr getroffen. Und auch dieses Jahr hatten sie wieder tolle Kostüme. Einmal passend zum Wetter als Schneekönigin:
Und die Dame rechts hat ein Astrolabium um den Hals hängen!
Ich bin ja schon gespannt, ob sie nächstes Jahr wirklich als Urania, die Muse der Astronomie kommt. Aber vielleicht wäre auch Hypatia von Alexandria ein nettes Kostüm? Über diese erste Astronomin gab es ja sogar nen eigenen Film. Und es gibt sicher noch jede Menge andere coole Ideen, für “Astronomie-Cosplay”. Sollte ich nächstes Jahr wieder auf der Buchmesse sein – was ich sehr hoffe – werde ich einen Wettbewerb ausrufen. Und wer im besten Kostüm mit Astronomie-Bezug kommt, der kriegt einen Preis! (Carl-Sagan-Kostüme bekommen einen Sonderpreis!).
Besonders passend zum Thema meines Vortrags war aber diese junge Dame verkleidet:
Gleich neben dem Sachbuchforum war übrigens ein Stand der “Sprachschützer”. Und während ich auf meinen Auftritt gewartet habe, habe ich ein wenig in der “Deutschen Sprachwelt” gelesen. Da steht in etwa genau das drin, was man sich so vorstellt. Die deutsche Welt muss vor bösen englischen Wörtern geschützt werden. Und selbst innerhalb der deutschen Sprachfamilie ist nicht alles in Ordnung: Der süd/westdeutsche “Samstag” schwappt unaufhaltsam in den Norden und verdrängt den schönen “Sonnabend”. Die “politische Korrektheit” wird angeprangert und Wörter wie “Neger” müssen dringend davor geschützt werden. Der Thienemann-Verlag, der dieses Wort aus einer Ausgabe von “Die kleine Hexe” entfernt hatte, wurde auch gleich als “Sprachsünder” ausgezeichnet. Auch Sprachlog-Blogger Anatol Stefanowitsch wurde wegen seiner Aktion des “Anglizismus des Jahres” gerügt, Fernsehmoderator Frank Plasberg dagegen als “Sprachwahrer des Jahres 2012” ausgezeichnet. Nun ja.
Die Messe war dann zwar für mich zu Ende, aber nicht die Arbeit. Am Abend bin ich unter einem sternenklaren Himmel durch die Innenstadt von Leipzig spaziert. Der Mond ist auf dem Foto allerdings nicht so schön zu erkennen wie am echten Himmel:
Mein Ziel war das Neue Rathaus und das LitPop-Festival.
Dort bekam ich einen VIP-Ausweis und war zum ersten Mal in meinem Leben ein “Künstler”:
Die ganze Veranstaltung war etwas größer als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte an eine halbwegs normale Lesung, mit anschließender Party. Im Neuen Rathaus war aber überall Party, auf drei Stockwerken… Und alles war voll mit Leuten.
Leute, die vermutlich NICHT extra alle gekommen waren, um mich über Astronomie sprechen zu hören.
Ich hatte irgendwie das Gefühl, nicht ganz dazu zu passen…
Und die große Bühne, auf der ich später auftreten sollte, schien auch eher zu einer bekannten Band zu passen, als zu einem Wissenschaftsautor…
Schließlich war es dann soweit und nach den Promis von Germanys Next Top Modell kam ich an die Reihe. Und kann mir seitdem ungefähr vorstellen, wie man sich als nicht ganz so bekannte Band im Vorprogramm eines großen Musikfestivals fühlen muss. Ich stand auf der Bühne, von überall her aus den Gängen und anderen Räumen kam verschiedene Musik und direkt vor der Bühne saßen Menschen, die sich offensichtlich tatsächlich meinen Vortrag anhören wollten. Der Rest der Menge bestand aus Leuten, die anscheinend nur die Zeit bis zur nächsten Veranstaltung überbrücken wollten, plauderten, mal in den Saal hereinkamen oder wieder gingen oder sich an der Bar am anderen Ende des Saals etwas zu trinken kauften.
In der Zwischenzeit habe ich probiert, zu erzählen, wie viel Astronomie in einer Flasche Bier steckt und mich über alle gefreut, die mir trotz der etwas unruhigen Stimmung zugehört haben. Ich habe – wie immer bei meinen Vorträgen – etwas früher aufgehört um noch mit dem Publikum diskutieren und Fragen beantworten zu können. Aber das mussten wir dann draußen auf dem Gang erledigen, weil im Saal gleich wieder laute Partymusik los ging.
Aber es war trotz allem ein netter Abend und ich hatte Spaß. Angesichts der Art der Veranstaltung hatte ich doch überraschend viele Zuhörer. Und vielleicht waren ja auch ein paar dabei, die mich vorher nicht kannten und die ich für die Astronomie begeistern konnte. Ich hab auf jeden Fall viel gelernt, unter anderem, wie es ist auf einer Veranstaltung dieser Art aufzutreten. Normalerweise mache ich ja Lesungen und Vorträge vor Leuten, die sich explizit dafür entschieden haben, mich hören zu wollen. Die LitPop war im Wesentlichen eine große Party. Aber auch auf einer Party kann man durchaus auch mal über Astronomie sprechen. Zumindest über die Astronomie, die in einer Flasche Bier steckt 😉 Wer sehen will, was da gestern im neuen Rathaus los war, kann das übrigens heute (17.03.2013) Abend um 22 Uhr im MDR sehen. Da gibt es eine Bericht über die LitPop. Mich hat aber meines Wissens nach niemand gefilmt.
Es waren anstrengende Tage in Leipzig, aber sie waren auch nett. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr. Jetzt muss ich nur noch rechtzeitig ein neues Buch schreiben, damit ich wieder etwas Neues zu erzählen habe…
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