7 Planeten sind schön, aber nicht viel. Aber da gibt es ja noch die Statistik. OGLE und MOA haben nur einen kleinen Teil des Himmels betrachtet. Und ihre Teleskope waren nur in der Lage, einen kleinen Teil der Sterne zu beobachten, da die anderen zu schwach leuchteten. Man hat also jede Menge Sterne NICHT beobachtet. Und rechnet man nun hoch, wie viele Planeten man bei diesen nicht beobachteten Sternen verpasst hat, dann bekommt man eine Zahl, die größer ist als 7. Viel größer. Sie beträgt 200 bis 400 Milliarden! So viele free-floating planets befinden sich allein in unserer Milchtraße. Und diese Planeten müssen irgendwo her kommen; im interstellaren Raum können sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle entstanden sein. Sie müssen früher einmal Sterne umkreist haben, so wie ihre normalen Planetenkollegen. Aber die Frühzeit eines Sonnesystems ist eine wilde Zeit. Es gibt viele Kollisionen und Beinahezusammenstöße, bei denen Planeten aus ihren normalen Bahnen um den Stern in den interstellaren Raum geschleudert werden können. Wenn die vagabundierenden Planeten also alle aus Planetensystemen stammen, dann gibt es dort draußen mit ziemlicher Sicherheit noch sehr, sehr viele Planeten, die Sterne umkreisen. Und genau das bestätigen weitere Beobachtungsdaten.
2012 hat man wieder nach Gravitationslinsenereignissen gesucht. Diesmal war man aber nicht an den speziellen Ereignissen interessiert, die verursacht werden, wenn die Linse ein vagabundierender Planet ist. Diesmal ging es um Sterne, die von einem Planet umkreist werden. Verstärkt eine Linse – zum Beispiel ein anderern Stern – das Licht eines Sterns, der von einem PLaneten umkreist wird, dann bekommt man einen ganz charakteristischen Helligkeitsanstieg, der so aussieht:
Der Stern wird deutlich heller – es gibt aber auch noch einen kleinen Peak, der auf die Anwesenheit eines Planeten zurück zu führen ist. OGLE hat sechs Jahre lang solche Daten gesammelt und Wissenschaftler haben sie Anfang 2012 ausgewertet und wieder berechnet, wie viele Planeten man verpasst hat. Und wieder kommt man auf eine sehr hohe Zahl von über 200 Milliarden Stück! Im Durchschnitt wieder Stern von 1,6 Planeten umkreist. 17% aller Sterne haben einen große Gasriese mit einer Masse bis zur 10fachen Masse des Jupiter. 52% aller Sterne haben einen Neptun-ähnlichen Planeten mit der 10- bis 30fachen Masse der Erde. 62% aller Sterne haben eine “Supererde” mit der 5- bis 10fachen Masse der Erde. Und selbst in dieser Analyse sind nicht alle Planeten berücksichtigt, sondern nur die, die ihren Stern relativ nahe umkreisen. Es muss also noch mehr geben!
Auch andere Statistiken bestätigen diesen Befund. Nicht nur die Daten der Gravitationslinsenereignisse, auch Hochrechnungen basierend auf den Daten der Kepler-Funde zeigen, dass Planeten überall sind (zum Beispiel hier oder hier):
17 Prozent der Sterne haben einen Planeten, der so groß ist wie die Erde. Dabei sind aber nur die Planeten berücksichtigt, die höchstens 86 Tage für einen Umlauf brauchen; ihrem Stern also sehr nahe sind. Es wird auch jede Menge Planeten geben, die weiter entfernt vom Stern sind. Bis wir die finden, müssen wir aber noch ein wenig länger beobachten.
Heute, 18 Jahre nachdem der erste echte extrasolare Planet entdeckt wurde, wissen wir: Planeten sind völlig normal. Planeten sind ein ganz normaler Bestandteil des Universums, genau so wie Sterne, Galaxien und all die anderen Himmelskörper. Damit setzt sich ein Trend fort, der vor mehr als 400 Jahren began. Damals demonstrierten Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei und Johannes Kepler, dass unsere Erde nichts besonders ist. Sie war nicht das Zentrum des Universums, sondern nur ein Planet von vielen, die die Sonne umkreisen. Vor mehr als 100 Jahren, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, lernten wir, dass auch die Sonne nicht das Zentrum der Milchstraße darstellt, sondern in einem abgelegenen Spiralarm liegt. Und wenig später stellte Edwin Hubble fest, dass auch unsere Milchstraße nur eine von vielen ist und nicht das gesamte Universum umfasst. Je besser wir das Universum verstehen, desto mehr wird uns klar, das wir nichts besonderes sind. Das, was es bei uns gibt, gibt es auch überall sonst. Das mag für manche deprimierend klingen. Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, das Universum wurde nicht für uns gemacht und wir sind nur ein unbedeutender Teil des Alls und absolut nichts besonderes. Ich allerdings finde das absolut nicht deprimierend. Ganz im Gegenteil! Das, was es bei uns gibt, gibt es auch überall sonst! Planeten sind überall! Ich kann mir nichts faszinierenderes denken, als ein Universum voller fremder Welten! Und ich freue mich, in einer Zeit leben zu dürfen, in der wir in der Lage sind, diese Welten zu verstehen und zu erforschen!
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