Der Stern, der unserer Sonne am nächsten liegt, ist Proxima Centauri. Vielleicht ist der Stern auch Teil des nahe gelegenen Alpha-Centauri-Mehrfachsternsystems; vielleicht ist er aber auch ein Einzelgänger – das ist noch nicht ganz klar. Bei Alpha Centauri wurde letztes Jahr ein extrasolarer Planet entdeckt. Mittlerweile sind aber Zweifel aufgekommen, ob dieser Planet wirklich existiert oder ob die Beobachtungsdaten doch nicht genau genug waren um daraus die Existenz eines Planeten ablesen zu können. Aber auch wenn unser Nachbar bei Alpha Centauri doch nicht da sein sollte, besteht demnächst die Chance, Planeten bei Proxima Centauri zu entdecken!
Im Oktober 2014 und im Februar 2016 wird Proxima Centauri sehr nahe an zwei anderen Sternen vorüber ziehen. Natürlich nicht in der Realität! Zwischen den Sternen der Galaxie ist so viel leerer Raum, dass es so gut wie unmöglich ist, dass sich dort zwei Sterne tatsächlich einmal sehr nahe kommen. Es wird nur von der Erde aus so aussehen, als würde Proxima Centauri sich anderen Sternen nähern; genauso wie es bei einer Sonnenfinsternis von der Erde aus so aussieht, als würde der Mond sich der Sonne nähern. Im Oktober 2014 und Februar 2016 können wir einen Sternenfinsternis beobachten. So wie sich bei einer Sonnenfinsternis der Mond von der Erde aus gesehen vor die Sonne schiebt, wird sich Proxima Centauri von der Erde aus gesehen an zwei Sternen vorbei schieben. Da Proxima Centauri der Sonne so nah ist, sehen wir seine Eigenbewegung besonders deutlich und er bewegt sich auch in wenigen Jahren schon ein relevantes Stück am Himmel (und weil die Erde sich währenddessen selbst bewegt, sieht die scheinbare Bewegung des Sterns ein wenig wackelig aus):
Warum ist das interessant? Weil es uns erlaubt, bei Proxima Centauri nach Planeten zu suchen! Wir werden ein sogenanntes Microlensing-Ereignis beobachten können. Das heißt, dass das Licht der Hintergrundsterne nicht mehr ungestört bis zu uns gelangen kann, sondern nun eben an Proxima Centauri vorbei muss. Seit Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie wissen wir, dass große Masse den Raum krümmen und das gilt natürlich auch für Sterne. Lichtstrahlen folgen der Raumkrümmung und so wie eine Linse aus Glas das Licht umleiten kann, kann das auch eine “Linse” aus Materie. Licht der Hintergrundsterne, das uns normalerweise gar nicht erreichen würde, wird von Proxima Centauri in unsere Richtung umgelenkt werden und der Hintergrundstern wird kurzfristig heller erscheinen, als er ist.
Das ist zwar an sich schon sehr faszinierend, noch faszinierender wird die Sache aber, wenn die Planeten mit dabei sind. Wird Proxima Centauri von Planeten umkreist, dann sind das natürlich ebenfalls Massen, die den Raum krümmen. Die “Sternenlinse” wird also ein klein wenig komplizierter und die Lichtstrahlen des Hintergrundsterns werden auch von den Planeten umgelenkt. Betrachtet man das Licht des Sterns, dann wird man nicht nur einen Anstieg der Helligkeit sehen der von Proxima Centauri verursacht wurde, sondern auch nur einen kleineren Anstieg der Helligkeit, der vom Planeten stammt.
Natürlich wissen wir nicht, ob Proxima Centauri überhaupt Planeten hat. Es ist natürlich durchaus möglich. Proxima Centauri ist ein roter Zwerg, also ein Stern, der ein wenig kleiner und kühler ist als die Sonne. Solche Sterne leben extrem lange und es gibt enorm viele von ihnen im Universum (weil das Universum noch nicht alt genug ist und bis jetzt noch keine roten Zwerge gestorben sind). Und rote Zwerge können natürlich auch Planeten haben; man hat schon einige davon gefunden. Es spricht also absolut nichts dagegen, dass man auch bei Proxima Centauri Planeten findet. Und wenn man schon mal so ne tolle Gelegenheit hat, dann sollte man sie auch nutzen! Vielleicht kriegen wir also bald einen neuen Nachbarn!
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