Im Horoskop findet man alles. Diesmal war es ein Hochwasser und weil sie wissen, das es ein Hochwasser gab, können die Astrologen sich aus den unzähligen Interpretationsmöglichkeiten diejenigen heraussuchen, die zum Hochwasser passen. Hätte es stattdessen Waldbrände gegeben oder wäre ein Flugzeug abgestürzt, dann hätte man sich eben das herausgesucht, das zu Waldbrand oder zum Flugzeugabsturz passt. Wäre an dem ganzen System tatsächlich irgendwas dran, dann würde eine vernünftige Statistik die Zusammenhänge zwischen Himmel und Erde auch zeigen. Aber es reicht eben nicht, immer nur hinterher nachzusehen, ob man im Horoskop irgendwas finden kann, was zu dem Ereignis passt, das schon stattgefunden hat. Die Astrologen mögen beeindruckt sein, wenn sie bei jedem Hochwasser irgendeinen Zusammenhang mit Neptun finden. Mit echter Statistik hat das aber nichts zu tun. Die Astrologen lassen sich von den “richtig-positiven” Fällen beeindrucken, kümmern sich aber nicht um die Frage der falsch-positiven (wie oft gab es kein Hochwasser obwohl Neptun in einer bestimmten Position war), die falsch-negativen (wie oft gab es Hochwasser, obwohl Neptun nicht in einer bestimmten Position war) und die richtig-negativen (wie oft gab es kein Hochwasser, wenn Neptun nicht in der der bestimmten Position war). So einer vernünftigen Auswertung ihrer Daten verschließen sich die Astrologen standhaft – sie wäre auch gar nicht möglich, da es keine klare Regeln gibt, die sagen, wie bestimmte Ereignisse mit bestimmten Himmelskonstellationen zusammenhängen (Neptun war ja vor einigen Wochen auch schon am Bombenanschlag in Boston schuld. Erst wenn man weiß, was man erklären will, findet man die “passenden” Zusammenhänge.
Die Astrologie ist ein Orakelsystem. Genauso wie zum Beispiel beim Lesen aus dem Kaffeesatz oder der Eingeweideschau (Hieroskopie). Das bunte Horoskopbild ist nur eine Projektionsfläche für die Platitüden der Astrologen; die Planeten, Häuser und Aspekte sind nur die Kulisse, vor der sie ihre Allgemeinplätze abspulen können. Man könnte die ganzen “Anzeichen”, “Trigger” und “Zusammenhänge” genau so aus dem Flug der Vögel, dem Flackern eines Feuers oder dem Wurf von Knochen “erkennen”. Heute ist den meisten Menschen klar, dass die Eingeweide von Tieren nicht wirklich irgendwas über die Welt oder Zukunft aussagen. Die Astrologie hat sich aber im Laufe der Zeit eine ausreichend komplizierte Fachsprache zugelegt (bzw. sich bei der Fachsprache der Astronomie bedient), die den Laien vorspielt, es handle sich um eine Wissenschaft. Wenn von “Konjunktionen”, “Synchronizität” oder “Zeitqualität” gesprochen wird, dann verbirgt das oft erfolgreich die Tatsache, dass nichts dahinter steckt.
tl;dr
Wäre die Astrologie so mächtig, wie von den Astrologen behauptet, dann wäre sie auch in der Lage, Katastrophen wie das Hochwasser in Deutschland vorherzusagen. So wie bei allen anderen Katastrophen haben die Astrologen aber auch hier wieder erst hinterher genau gewusst, warum die Planeten ganz “exakt” zeigen, dass das Hochwasser passieren musste. Aussagen wie “Das Element Wasser ist derzeit sehr dominant.” erscheinen mir unter diesem Gesichtspunkt als nicht mehr als eine Verhöhnung der Opfer.
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