(Anmerkung: Das Forschungsblog des Fraunhoferinstituts stellt demnächst den Betrieb ein bzw. wird von anderen Leuten neu gestaltet. Ich habe ja auch ein paar Artikel für dieses Blog geschrieben und ein paar unveröffentlichte sind noch in meinem Fundus übrig geblieben. Sie passen thematisch zwar nicht unbedingt zu dem, was ich hier sonst so schreibe – aber bevor sie ganz verschwinden, veröffentliche ich sie einfach hier.)
Bei “Erfinder” denken viele Menschen wahrscheinlich immer noch an den etwas verrückten Bastler, der in seinem Hobby-Keller an seltsamen Maschinen rumschraubt und am Ende lauter komische Gerätschaften produziert. Die Realität aber sieht anders aus. Das zeigt sich bei der Verleihung des Inventum-Preises an die besten österreichischen Erfindungen, der vom Patentamt vergeben wurde. Immerhin über 3000 Erfindungen werden in Österreich jedes Jahr patentiert und die besten 10 wurden nun ausgezeichnet.
Den ersten Platz belegt eine Erfindung aus dem kleinen Ort Wieselburg. Dirt hat die Firma Zizala Lichtsysteme GmbH sich mit dem Problem des Fernlichts auseinander gesetzt. Wer nachts mit Fernlicht unterwegs ist, muss es abschalten, wenn andere Fahrzeuge in der Nähe sind. Dabei muss die Geschwindigkeit reduziert werden, da das normale Abblendlicht nicht so weit leuchtet. Wer das nicht macht, sondern lieber weiter mit Fernlicht fährt, der blendet entgegenkommende Fahrer. Das prämierte Patent präsentiert nun eine Lösung, die allen Verkehrsteilnehmern Vorteile verschafft. Der neu entwickelte Scheinwerfer hat keinen konventionellen Leuchtkörper mehr, sondern ist mit vielen LED-Lichtquellen ausgestattet. Sie sind zu verschiedenen Untereinheiten zusammengefasst und das Licht jeder Einheit wird durch eine Linse auf die Fahrbahn projiziert. Durch die Aktivierung bzw. Deaktivierung der verschiedenen Untereinheiten können ganz gezielt bestimmte Teile der Umgebung beleuchtet oder verdunkelt werden. Mit einem Kamerasystem gekoppelt lässt sich so automatisch immer genau der Bereich abdunkeln, in dem sich gerade ein anderes Auto befindet. Der Rest der Straße bleibt so hell wie zuvor. Der Fahrer muss sich nicht mehr um das Auf- und Abblenden kümmern.
Den zweiten Platz bekam eine Arbeitsgruppe der technischen Universität Wien für eine völlig andere Entwicklung. Prof. Marko Mihovilovic und seine Kollegen untersuchten, wie sich Zellen von ihrer allgemeinen Form zu speziellen Gewebetypen entwickeln. Embryonale Stammzellen können sich beliebig differenzieren, die adulten Stammzellen können das nur mehr bedingt. Warum und wie sich die Stammzellen differenzieren, ist noch nicht im Detail erforscht. Mihovilovic und sein Team sind nun aber einen Schritt weitergekommen. Sie konnten bestimmte chemische Stoffe identifizieren, die Stammzellen in Herzgewebe umwandeln. Durch eine Weiterentwicklung dieser Technik hofft man, in Zukunft Vorläuferzellen durch verschiedene chemische Verbindungen gezielt dazu anzuregen, sich zu unterschiedlichen Gewebetypen zu differenzieren. Das künstlich gezüchtete Herzgewebe könnte in der Zwischenzeit dabei helfen, die Schäden durch Herzinfarkte zu heilen. Im Gegensatz zur Haut regenerieren sich die Herzmuskelzellen nämlich so gut wie gar nicht. Die synthetischen Zellen können hier vielleicht Abhilfe schaffen.
Den dritten Platz des Inventum-Wettbewerbs belegte die Firma Asamer Basaltics Fibers, die eine neue Art von Faser entwickelt hat. Normalerweise denken wir bei Stoffen und Fasern ja entweder an tierische Wolle oder pflanzliche Stoffe, wie zum Beispiel Baumwolle. Die patentierte Hochleistungsfaser aber wurde aus geschmolzenen vulkanischen Gestein hergestellt! Der Basalt lieferte eine spezielle chemische Mischung an Rohmaterialien die die Faser sehr fest machen und sie vor thermischen oder chemischen Einwirkungen schützen. Bei der Produktion wird außerdem weniger CO2 freigesetzt als bei konventionellen Produkten. Eingesetzt werden soll die Faser daher in Zukunft als umweltfreundliche Alternative zu bisherigen Faserverbundwerkstoffen, die zum Beispiel in der Automobilindustrie oder beim Bau von Windkraftwerken verwendet werden.
Unter den Plätzen vier bis zehn finden sich noch einige weitere interessante Erfindungen. Eine spezielle Magnesiumlegierung zum Beispiel, die für Implantate verwendet kann, die sich im Laufe der Zeit im Körper auflösen sollen. Eine andere Arbeitsgruppe der technischen Universität Wien hat mit dem Naturstoff Juglon, den man in Walnüssen finden kann, ein neues Mittel gegen den Feuerbrand gefunden. So wird eine weit verbreitete Krankheit genannt, die verschiedene Kernobst-Sorten befällt und jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe verursacht. Aus Juglon kann man nun ein Pflanzenschutzmittel entwickeln, das auch in der Biolandwirtschaft zum Einsatz kommen kann. Ebenfalls biologisch verträglich sind spezielle Chemikalien, die beim 3D-Druck eingesetzt werden können. Die so gedruckten Objekte können nun zum Beispiel als Implantate im Körper oder als Verpackungsmaterial für Nahrung eingesetzt werden. Auch dieses Patent landete unter den besten 10 Erfindungen des Jahres 2012.
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