Über die Herkunft des Goldes machen sich die Kommissare im Tatort allerdings vorerst keine Gedanken; eher über die Herkunft des Geldes. Die tote Frau war nämlich die Chefin einer Schönheitsklinik am Bodensee in der auch ihr Mann und ein befreundetes Ehepaar arbeiten. Und die haben anscheinend so richtig viel Geld. Der befreundete Arzt hat eine Segelyacht und ein teures Sportauto, seine Frau hat sich ein High-Tech-Mega-Luxus-Wellnesscenter eingerichtet und selbst die Krankenschwester laufen in Designerkleidung rum. Im Büro der Ex-Chefin stehen sogar ein paar große und teure Teleskope. Keine Ahnung warum, denn es gibt wohl kaum einen schlechteren Ort um den Himmel zu beobachten als aus dem Fenster eines Büros. Aber das wird schon alles seine Ordnung haben, denn die Frau kannte sich aus. Laut Aussage ihres Kollegen interessierte sie sich nämlich für “Astronomie, Astrologie – alles was mit Sternen zu tun hat!”. Also offensichtlich auch mit internationaler Spitzenküche, Hollywoodfilmen, Origami und deutscher Popmusik. Ernsthaft, liebe Tatort-Autoren: Wäre es so viel verlangt gewesen, kurz mal mit nem Astronomen zu reden, wenn ihr schon die Astronomie in die Folge einbaut? Ich weiß, ihr wart damit beschäftigt euch möglichst tiefschürfende Sätze auszudenken um den Schönheitswahn gesellschaftkritisch auszuarbeiten und dann musstet ihr euch auch noch um die private Beziehung zwischen Klara Blum und Reto Flückiger kümmern (und auch die angenervten Diskussionen von Assistent Perlmann mit seiner Vorgesetzen schreiben sich nicht von selbst). Aber man könnte ja mal zur Abwechslung auch mal probieren, in den Details glaubwürdig zu sein… oder die Details weglassen, wenn niemand Ahnung davon hat.
Egal – die Astronomie spielt im weiteren Verlauf sowieso nur noch ne untergeordnete Rolle (sieht man von einem pseudoromantischen Gespräch zwischen Blum und Flückiger über Sternbilder ab). Hier muss der Mörder gefunden werden und das war der Hausmeister! Das zumindest hab ich mir sofort gedacht, als der plötzlich völlig unmotiviert auftauchte und gleich danach eben so unmotiviert wieder verschwand. Dass er sich dann am Ende tatsächlich als der echte Mörder herausgestellt hat, hat mich auch ein wenig überrascht. In den bisherigen Tatortfolgen die ich gesehen habe, wurde der Täter am Ende meistens irgendwo aus dem Nichts hervorgezaubert…
Bevor er jedoch überführt wird, muss am Bodensee noch ein wenig ermittelt werden. Zum Beispiel über Brustvergrößerungen. Angeblich war der Ehemann der Toten während der Tat bei einem Vortrag über Brustimplantate und natürlich ist auch die Klinik voll mit Frauen, die sich die Brust vergrößern lassen. Beziehungsweise kaputte Implantate reparieren lassen wollen. Denn anscheinend hat die Klinik in letzter Zeit ein wenig geschlampt und die neuen Brüste werden undicht.
Die Hülle so eines Implantats besteht so gut wie immer aus Silikon. Und Silikon besteht aus Sauerstoff- und Siliciumatomen. So wie der ganze Rest mussten auch die erst nach dem Urknall entstehen und es ist gut, dass das geklappt hat. Denn Silicium und Sauerstoff braucht man nicht nur für künstlicher Brüste; sie sind auch der Hauptbestandteil der Erdkruste. Wäre das Universum so geblieben wie es wenige Minuten nach dem Urknall war, dann gäbe es heute kaum etwas. Es gäbe keinen Planeten wie die Erde, es gäbe keine Lebewesen wie uns Menschen und es gäbe keine Fernsehgeräte, Tatort-Drehbücher oder Fernsehkommissare. Aus Wasserstoff und Helium alleine kann man nicht viel machen. Das junge Universum machte daraus das einzige, das damals möglich war: Große Sterne! Das Gas kollabierte zu dichten Wolken, die unter ihrem eigenen Gewicht immer weiter zusammen fielen. In ihren Zentren wurde es immer wärmer und je wärmer es wurde, desto schneller bewegten sich die Atome. Irgendwann war es so heiß, dass die Wasserstoffatome bei Kollisionen nicht mehr voneinander abprallten. Sie verschmolzen miteinander und am Ende entstand bei dieser Kernfusion Helium. Kein großer Fortschritt, sollte man denken, denn Helium war ja eh schon da. Aber die Fusion von Wasserstoff zu Helium war erst der Anfang! Die dabei freiwerdende Energie drang vom Kern nach außen und dieser Strahlungsdruck hielt den Stern stabil so dass er nicht mehr weiter unter seinem Gewicht zusammen fiel. Als der ganze Wasserstoff im Kern verbraucht war, wurde aber auch kein Strahlungsdruck mehr erzeugt. Der Stern fing wieder an zu kollabieren und nun wurde es in seinem Inneren noch heißer. Heiß genug, dass auch die schwereren Heliumatome miteinander fusionieren konnten. Dabei erzeugten sie die ersten echten neuen Elemente im Universum – zum Beispiel Kohlenstoff und Sauerstoff. Dieses Spiel lief immer so weiter. Irgendwann war auch das Helium im Kern aufgebraucht, der Stern kollabierte weiter, wurde noch heißer und auch Kohlenstoff und Sauerstoff konnten fusionieren, zum Beispiel zu Silicium. Und erst als es dann nicht mehr weiter ging; kein Brennstoff im Kern mehr vorhanden war und der Stern während einer Supernova explodierte wurden all die neu geschaffenen Elemente ins All geschleudert und verteilt. Damit das Universum Silikonbrüste hervorbringen konnte, mussten also erst einmal Sterne entstehen und wieder vergehen!
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