Pluto ist zwar ein großer Asteroid, aber kein Planet, denn sonst würde er heute nicht mehr inmitten von Asteroiden sitzen sondern hätte sie während der Planetenentstehung eingesammelt. Diese neue Definition wurden angenommen und seit 2006 hat das Sonnensystem wieder nur 8 Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Und damit hätte man die Sache eigentlich auch beenden können. Aber besonders die amerikanischen Astronomen und die amerikanische Öffentlichkeit hing an Pluto. Immerhin war es der einzige Planet des Sonnensystems der von einem Amerikaner entdeckt wurde. Aus dieser Richtung hab es großen Protest und als Kompromiss einigte man sich darauf eine völlig neue Klasse von Himmelskörpern zu schaffen: Die Zwergplaneten. Oder, wie ich sie nenne: Die “Pluto muss etwas besonderes bleiben, verdammt noch mal!”-Planeten.
Rein physikalisch-astronomisch gesehen ist “Zwergplanet” identisch mit “großer Asteroid”. Damit ein Himmelskörper Zwergplanet genannt werden darf, muss er schwer genug sein, um eine runde Form zu haben. Das wars aber auch schon; er kann trotzdem noch mitten in einem Haufen anderer Asteroiden sitzen. So wie Pluto oder Ceres, die heute beide Zwergplaneten sind (zusammen mit Eris, Haumea und Makemake). Rein astronomisch macht diese Trennung zwischen Planeten und Zwergplaneten keinen Sinn. Man kann damit jetzt eben große Asteroiden wie Pluto weiterhin in eine besondere Klasse stecken. Man hat die Absurdität im Jahr 2008 noch ein wenig weiter geführt und die neue Klasse der “Plutoiden” eingeführt. Im wesentlich sind das alle Zwergplaneten hinter der Neptunbahn; Ceres und die anderen Hauptgürtelasteroiden gehören also nicht dazu.
Über die Planetendefinition der IAU kann man lange diskutieren. Aber meistens beschäftigt sich die Diskussion nur mit dem Thema, wie man Pluto vielleicht doch wieder irgendwie “zurückholen” oder noch mehr besonders machen kann. Zum Beispiel die kürzlich auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlichte Arbeit “A Proposal for New Definitions of Solar System Bodies – Planet, Moon, and Satellite” von David Russell, offensichtlich einem Lehrer der amerikanischen “Owego Free Academy”. Er listet dort diverse Gründe auf, warum die aktuelle IAU-Definition schlecht ist. Mit einigen davon hat er recht, zum Beispiel, dass sie sich nur auf Planeten bezieht die die Sonne umkreisen und kein Wort über extrasolare Planeten verliert. Andere Gründe sind dagegen ein wenig seltsam. Zum Beispiel:
“One clear problem with the IAU definition is that if any of the four inner planets of the solar system
(Mercury, Venus, Earth, and Mars) were moved to the orbit of Pluto they would no longer be classified as a planet. A definition that allows an object to be a planet in one location in the Solar System but not another location is problematic.”
Ja, würde die Erde, der Mars oder ein andere Planet so wie Pluto mitten in einem Asterooidengürtel sitzen, dann wären sie keine Planeten. Aber Russell verkennt hier, dass sich die Definition auf einen dynamischen Prozess bezieht, nämlich die Entstehung der Himmelskörper. Es geht darum, wie sie entstanden sind. Die Erde hat alle verfügbaren Bausteine in ihrer Nähe benutzt; Pluto und die anderen Asteroiden nicht. Sie sind nicht so weit gewachsen, wie sie konnten. Man darf eben nicht nur den Himmelskörper selbst betrachten, sondern muss auch die Umgebung berücksichtigen. Wenn man einen Planeten aus seiner Umgebung reißt und versetzt, dann macht das ganze Konzept keinen Sinn mehr.
Russell sagt auch sehr deutlich, dass ein Zwergplanet immer noch ein Planet sein muss:
“A dwarf galaxy is still a galaxy. A dwarf star is still a star. A dwarf planet should still be a planet. “
Russell schlägt vor, diese Kategorisierung noch auszuweiten. Es soll nicht nur Zwergplaneten geben, sondern noch jede Menge andere Arten von Planeten. Es soll in Zukunft terrestrische Planeten, Asteroidengürtel-Planeten, Jupiter-Planeten und Kuiper-Planeten geben. Und keine Klasse darf wichtiger sein als eine andere:
“Each class of planet is considered a planet of equal ranking when compared to all other classes (…)”
Na ja. Ich halte das nicht für sehr zielführend. Zwischen terrestrischen Planeten und jupiterähnlichen Planeten unterscheiden die Planetologen ja sowieso schon immer, wenn sie die Eigenschaften von Planeten beschreiben wollen. Wenn man jetzt noch unbedingt die großen Asteroiden “Planeten” nennen will, ist das eine Sache. Das haben wir ja mit den “Zwergplaneten” jetzt schon. Aber es ist meiner Meinung nach völlig sinnlos, die Zwergplaneten nach ihrer Position im Sonnensystem aufzuteilen und “Asteroidengürtel-Planeten” und “Kuiper-Planeten” zu trennen. Abgesehen davon widerspricht sich Russell damit auch selbst denn er schafft nun selbst eine Klassifizierung, bei der sich die Bezeichnung eines Objekts ändert, wenn man es an einen anderen Ort im Sonnensystem versetzt.
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