So kompliziert ist die Fotografie heute glücklicherweise nicht mehr; das geschieht ja mittlerweile alles automatisch. Fotos zu machen geht schnell, kostet kaum noch etwas und ist so simpel, dass es jeder kann. Fotografien gehören zum Alltag und man findet sie überall. Zum Beispiel in der einer geheimen Schachtel im Zimmer des Mordopfers. Die Frau war nämlich nicht einfach nur die Assistentin von Sängerin Dana, sondern davor auch Präsidentin ihres Fanclubs und anscheinend ein bisschen eine gruslige Stalkerin – die außerdem noch gerne andere Leute in Schwierigkeiten bringt (wie der Vater der Toten etwas unpassend erklärt). Die geheimen Bilder zeigen Dana als Nazi-Braut, gemeinsam mit dem fiesen Oberschlägernazi, der auch schon für den Angriff auf den immer noch im Koma liegenden Ahmed Akus verantwortlich war. Diese Bilder waren übrigens nicht mehr in schwarz-weiß, sondern in Farbe. Und die Farbfotografie ist viel älter, als man es sich normalerweise vorstellt. Wir sind es gewohnt, von der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg hauptsächlich schwarz-weiß Bilder zu sehen. Erst in den 1950er Jahren wurde die Welt langsam bunt. Farbfotografie gibt es aber schon so lange wie die Fotografie selbst. Schon in den 1850er Jahren hat man die ersten Experimente angestellt und das Bild eines Tartan-Bandes, das der schottische Physiker James Clerk Maxwell am 17. Mai 1861 bei einem Vortrag gezeigt hat, gilt als erstes Farbbild:
Anfangs arbeitet man noch mit verschiedenen Filtern, die nur Licht einer bestimmten Farbe durch ließen, später verwendete man das gleiche Prinzip wie auch bei der schwarz-weiß-Fotografie. Denn Licht ist ja nicht gleich Licht. Licht ist aus den verschiedenen Farben zusammengesetzt und jede Farbe sieht nicht nur anders aus, sondern trägt auch unterschiedlich viel Energie mit sich. Blaues Licht hat mehr Energie als grünes Licht und das hat mehr als rotes Licht. Man brauchte als nur chemische Verbindungen zu finden, die ganz spezifisch auf eine bestimmte Energie reagieren. So bekam man Filme, die nur auf rotes Licht reagieren oder nur auf blaues Licht. Und wenn man nun die unterschiedlich sensiblen chemischen Schichten übereinander auf ein passendes Trägermedium aufbringt, bekommt man einen Farbfilm!
(Ich weiß gar nicht, ob der Tatort immer schon in Farbe ausgestrahlt wurde oder auch mal in schwarz-weiß?)
Der Farbfilm, den die Kommissare Lürsen und Stedefreund in den Händen halten, zeigt jedenfalls eindeutig, dass die Sängerin Dana früher selbst mal zu den Bremer Nazis gehört hat und erst vor einigen Jahren ausgestiegen ist. Die Fanclub-Präsidentin-Stalkerin-Assistentin wollte sie damit erpressen und es gab einen Streit, in dessen Folge sie von Dana unabsichtlich erschlagen wurde. Netterweise darf Dana aber noch ihr Anti-Nazi-Konzert zu Ende singen, bevor sie in den Knast muss. Währenddessen hält draußen ihr Bruder eine dramatische Rede vor den versammelten Rechten und stellt sich als der eigentliche Führer der Bewegung heraus. Dann ist der Tatort zu Ende und ich weiß immer noch nicht, was uns die Tatortschreiber mitteilen wollen, wenn am Schluss der Folge die Nazi-Aussteigerin als Mörderin im Gefängnis landet während der Nazi-Bruder eine mitreißende “Wir sind die Zukunft!”-Rede halten kann. Besser nicht zu viel darüber nachdenken – am Ende sorgt eh nur wieder die selektive Wahrnehmung dafür, dass man alles falsch versteht.
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