Als Toilette diente ihm ein Gefäß in einer Bodenvertiefung, das ebenfalls während des Schlafes geleert wurde. Sein erster Kontakt mit anderen Menschen sei erst kurz vor seiner Freilassung gewesen. Es sei ein Mann gewesen, dessen Gesicht er nie gesehen habe, der ihm das Schreiben seines Namens und den Satz, dass er ein Reiter werden wolle, beigebracht habe. Den Sinn der Worte habe er aber nie erfasst. Dieser Unbekannte habe ihn auch bis kurz vor Nürnberg gebracht und erst auf dem Weg habe er Stehen und Gehen gelernt.
Um Kaspar Hauser besser betreuen zu können, wurde er am 18. Juli 1828 dem Gymnasialprofessor Georg Friedrich Daumer übergeben, in dessen Haus er seitdem wohnte. Daumer gab Hauser Unterricht, führte mit ihm aber auch esoterisch-homöopathische Experimente durch.
Am 17. Oktober 1829 kam es zu einem ersten Zwischenfall. Gegen Mittag wurde Kaspar Hauser im Keller von Daumers Haus gefunden, eine blutende Schnittwunde an der Stirn. Hauser sagte aus, von einem maskierten Mann auf dem Abtritt überrascht worden zu sein. Dieser Mann habe ihm gedroht, dass er sterben müsse, bevor er Nürnberg verlassen könnte. Laut Hausers Angaben soll der Maskierte derselbe Mann gewesen sein, der ihn nach Nürnberg gebracht habe. Blutspuren zufolge lief Hauser zuerst in den ersten Stock, drehte dann aber um und stieg durch eine Bodenluke in den Keller. Dies tat er, obwohl sich im ersten Stock Menschen aufhielten, die ihm hätten helfen können.
Nach diesem Zwischenfall wurde Kaspar Hauser im Haus der Familie Biberbach einquartiert, um ihn besser schützen zu können. Aus demselben Grund waren nun auch ständig zwei Gendarmen bei Hauser. Aber auch hier kam es zu einem Zwischenfall, denn am 3. April 1830 fiel in seinem Zimmer ein Schuss. Hauser war angeblich auf einen Stuhl gestiegen sein, um ein Buch erreichen zu können. Der Stuhl sei umgefallen und er versuchte, sich an der Pistole festzuhalten, die an der Wand hing, dabei löste sich der Schuss. Hauser wies eine blutende Wunde auf der rechten Seite des Kopfes auf, von der aber fraglich ist, ob sie von dem Schuss stammte.
Da bereits vor diesem Vorfall die Beziehungen zur Familie Biberbach getrübt waren, kam Hauser nun zu seinem eigentlichen Vormund Gottlieb von Tucher. Zu dieser Zeit lernte er auch Philip Henry Earl Stanhope kennen, einen britischen Adligen und Gelehrten, der zahlreiche Reisen auf den europäischen Kontinent und insbesondere in die deutschen Länder unternahm. Zum Zeitpunkt, als er Kaspar Hauser kennen lernte, war er auch Präsident der Medico-Botanical Society of London.
Stanhope zeigte großes Interesse an und große Zuneigung zu Kaspar Hauser und bemühte sich auch darum, seine Pflegschaft zu übernehmen, was ihm 1831 auch gelang. Damit war auch wieder ein Wohnungswechsel verbunden. Auf Vorschlag von Anselm von Feuerbach zog Hauser nach Ansbach, in das Haus des Lehrers Johann Georg Meyer. Feuerbach übernahm auch die Fürsorge für Hauser, wenn Stanhope auf Reisen war. Stanhope erhielt von Feuerbach auch volle Einsicht in die Ermittlungsakten zum Fall Hauser. Er stellte auch hohe Geldbeträge zur Verfügung, um die Herkunft von Kaspar Hauser zu ergründen. Unter anderem stellte er auch Ermittlungen in Ungarn an, da Hauser auf ungarische Worte reagierte, die aber im Sande verliefen und erste Zweifel in Stanhope aufkommen ließen. Der Earl versprach Hauser auch, ihn mit nach England zu nehmen, wozu es aber nie kam. Anfang des Jahres 1832 reiste Stanhope ab, um nie wieder zurück zu kehren. Allerdings übernahm Stanhope auch weiterhin die Kosten für Hausers Lebensunterhalt. Ab Ende 1832 arbeitete er als Schreiber am Appelationsgericht Ansbach, eine Stellung die ihm Anselm von Feuerbach als Präsident des Gerichts verschafft hatte.
Nur knapp ein Jahr später, am 17. Dezember 1833 starb Kaspar Hauser an den Folgen einer Stichwunde, die er drei Tage vorher, am 14. Dezember erlitt. Seiner Darstellung nach war er von einem Unbekannten eingeladen worden, den artesischen Brunnen im Hofgarten zu besichtigen. Dort sei aber niemand gewesen und er sei dann zum Uz-Denkmal gegangen, wo ihn ein Mann mit Bart angesprochen habe. Dieser Mann soll ihm dann einen Beutel gereicht haben und als er seine Hand ausstreckte, habe der Fremde zugestochen. Der Beutel wurde auch gefunden, es war ein lila Damenbeutel, der einen Zettel enthielt, in dem in Spiegelschrift angegeben war, dass Hauser den Mann kenne, dass er „von … der Baierischen Gränze“ komme und seine Initialen M. L. Ö seien.
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