Die Ärzte konnten allerdings nicht sicher sagen, ob die Wunde, an der Hauser starb, auf ein Verbrechen zurückzuführen sei oder von eigener Hand zugefügt war. Auch das Kreis- und Stadtgericht Ansbach war sich auch nicht sicher, ob es sich um ein Verbrechen handelte. Der bayerische König Ludwig I. setzte jedenfalls eine Belohnung von 10.000 Gulden zur Ergreifung des Täters aus.
Am 20. Dezember 1833 wurde Kaspar Hauser auf dem Stadtfriedhof in Ansbach begraben. Auf seinem Grabstein steht geschrieben: „Hic jacet Casparus Hauser Aenigma sui temporis ignota nativitas occulta mors“ (Hier liegt Caspar Hauser ein Rätsel seiner Zeit Herkunft unbekannt Tod geheimnisvoll). In der Nähe des angeblichen Tatortes wurde ein Denkmal mit der Inschrift „Hic occultus occulto occisus est“ (Hier wurde ein Geheimnisvoller auf geheimnisvolle Weise getötet“).
3. Die Abstammungstheorien
Die Diskussion um die tatsächliche Herkunft Kaspar Hausers brachte in den vergangenen 185 Jahren die seltsamsten Theorien hervor, von denen die meisten zu vernachlässigen sind. Die drei bekanntesten Theorien sind sicherlich die Betrüger-, Erbprinzen- und Tiroltheorie und sollen hier vorgestellt werden.
3.1 Die Betrügertheorie
Beginnen wir mit der Betrügertheorie, da sie zuerst auch publiziert wurde. Es war nämlich der Berliner Polizeirat Merker, der 1830 in seinem Buch „Caspar Hauser nicht unwahrscheinlich ein Betrüger“ ausführt: „Es hat einigen Anschein, als hätte ein recht verschmitzter Schulbube, dem viele Romane gewisser Klassen in die Hände fielen, gegen Wissen und Willen seiner Angehörigen Kavallerist werden wollen, ist nun aber durch die eigenthümliche Wendung der Vorgänge in Nürnberg in seine jetzige Rolle hineingerathen, die ihm bis zum Kinde von Europa erhebt.“ (1) Dies war eine der Theorien, warum Hauser so handelte.
Begründet wurde dies mit Zweifeln an der Kerkerdarstellung, vor allem aus medizinischer Sicht. Ausgeführt wurde hier hauptsächlich, dass eine derartige Gefangenschaft größere Schäden an Organen, Psyche, Muskeln und Skelett hervorgerufen, als bekannt. Auch hätte eine lange Opiumgabe unweigerlich zu einer Sucht geführt, die bei Kaspar Hauser nicht vorlag. Auch werden die Attentate angezweifelt und davon ausgegangen, dass Hauser sich die Verletzungen selbst beigebracht hat, um sich interessant zu machen bzw. ein Publikum zu bekommen. Das letzte Attentat sei eine „Selbstverletzung ohne Tötungsabsicht“ gewesen, wie Polizeirat Merker ausführt.
Viele Vertreter der Betrugstheorie gehen dabei davon aus, dass Kaspar Hauser tatsächlich ausgesetzt wurde und dann erst im Laufe der Ereignisse begann, seine Umgebung auszunutzen oder dass er auch selbst von den Ereignissen überrollt wurde und sich immer tiefer in seine Rolle hineinverstrickte.
3.2 Die Erbprinzentheorie
Die sogenannte Erbprinzentheorie ist wohl die bekannteste der Abstammungstheorien um Kaspar Hauser, deren Widerlegung schon bald geschah und bis heute vehement ignoriert wird. Die Erbprinzentheorie kann auch als echte Verschwörungstheorie angesehen werden.
Grundlage dieser Theorie ist die Tatsache, dass Großherzog Karl Friedrich von Baden zweimal verheiratet war. In erster Ehe mit Karoline Luise von Hessen-Darmstadt und in zweiter Ehe mit Luise Karoline Geyer von Geyersberg, Reichsgräfin von Hochberg. In beiden Ehen zeugte er männliche Nachkommen. Sein direkter Nachfolger wurde sein ältester Sohn aus erster Ehe, Karl Ludwig Friedrich von Baden. Karl Ludwig Friedrich wiederum heiratete Stéphanie de Beauharnais, eine Adoptivtochter Napoleon Bonapartes, die ihm am 29. September 1812 einen Sohn, einen Thronfolger gebar, der am 16. Oktober 1812 verstarb.
Hier gehen nun die Vertreter der Erbprinzentheorie davon aus, dass die Gräfin Hochberg das Kind von Stéphanie und Karl gegen einen todkranken Säugling ausgetauscht und den gesunden Erbprinzen verschwinden hat lassen.
Begünstigt wird dies durch die beiden Ehen etwas undurchsichtige Erbfolge des Hauses Baden, die bei näherem Hinsehen aber doch recht klar ist. Wobei an dieser Stelle nicht die Genealogie des Hauses Baden erläutert werden, dies war bereits Gegenstand zahlreicher historisch-genealogischer Abhandlungen. Vielmehr soll erläutert werden, warum die Erbprinzentheorie nicht stichhaltig ist.
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