Die Urlaubszeit ist ja schon leider fast wieder vorbei. Aber auch wenn man keinen Urlaub mehr hat, kann man ja trotzdem noch Bücher lesen. Ich möchte euch also ein paar der Bücher vorstellen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Den Anfang macht ein Buch mit einem kontroversen Thema: Steine!!
Ok – Steine an sich mögen auf den ersten Blick nicht wahnsinnig kontrovers sein. Aber wenn Steine mit Religion in Kontakt kommen, wird es kritisch. Und damit sind keine Straßenschlachten und Pflastersteine gemeint, sondern Geologie und Kreationismus. Beim Kreationismus denkt man ja meistens erst mal an Evolution und Biologie. Aber die Geologie steckt da natürlich auch mit drin. Denn die Evolution ist ein Prozess, der langsam abläuft und ein paar Milliarden Jahre gebraucht hat, um die heutige Welt hervorzubringen. Die Erde muss also logischerweise selbst ein paar Milliarden Jahre alt sein, damit das funktionieren kann. Wäre sie jünger, könnte es keine ausreichend lange Evolution gegeben haben. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass die Kreationisten darauf beharren, die Erde wäre nur wenige tausend Jahre alt.
Damit stehen sie in Konflikt mit den Erkenntnissen der Geologie, die völlig unmissverständlich besagen, dass die Erde 4,5 Milliarden Jahren alt ist und ihre Oberfläche durch tektonische und geologische Vorgänge geformt wird. Den Kreationisten steht nur ein einziges Ereignis zur Verfügung, mit der sie all die geografische Vielfalt der Erdoberfläche erklären können: Die Sintflut. Diese biblische Katastrophe soll in nur wenigen Tagen die komplette Erde umgestaltet haben und all die Berge, Täler und anderen Landschaften geschaffen haben, die wir heute sehen können.
Immerhin steht das ja auch so in der Bibel und “Gottes” Wort ist immer richtig, nicht wahr? Nun, auch die Steine lügen nicht und was sie uns erzählen, kann man in dem Buch “The Rocks Don’t Lie: A Geologist Investigates Noah’s Flood” von Geologie-Professor David Montgomery nachlesen.
Der Titel klingt nach einer guten alten Abrechnung der Wissenschaft mit der Religion. Und eigentlich hatte Montgomery auch genau das vor. Er wollte ein Buch schreiben, dass die geologischen Argumente gegen die biblische Sintflut-Geschichte verständlich zusammenfasst. Das hat er auch gemacht – aber noch viel mehr! Denn bei der Arbeit am Buch hat Montgomery gemerkt, dass die Fronten zwischen Religion und Wissenschaft nicht immer so klar waren wie er dachte. Der antiwissenschaftliche Kreationismus ist eine recht junge Angelegenheit. Früher waren es oft gerade die religiösen Gründe, die Forscher dazu inspirierten, sich mit der Welt zu beschäftigen. Die Natur war das “andere Buch Gottes”, das von den Menschen ebenso gelesen werden sollte wie die Bibel. Nicolaus Steno zum Beispiel ist nicht nur der “Vater der Geologie” sondern auch Bischof und Seliger der katholischen Kirche. Sein stratigraphisches Grundgesetz (“unten liegende geologische Schichten sind älter als die darüber”) bildet aber auch heute noch die Grundlage der Geologie. Und so wie viele andere frühe Forscher hat er sich Gedanken darüber gemacht, wie man die Geschichten der Bibel mit der geologischen Realität vereinbaren kann (wobei er naturgemäß auf Schwierigkeiten stieß). Er setzte damit eine lange Tradition fort – den Forschern war schon ziemlich bald klar, dass die klassische Schilderung in der Bibel nicht wortwörtlich richtig sein kann. Selbst wochenlanger Regen wäre nicht in der Lage, die komplette Erde zu bedecken. Und wenn Noah in seiner Arche tatsächlich die einzigen überlebenden Tiere hatte: Wie kamen die dann so schnell bis nach Amerika und Australien? Oder gab es dort keine Sintflut und die biblische Überschwemmung war nur eine lokale Angelegenheit. War das vorsintflutartige Paradies vielleicht eine Welt ohne Berge und Täler, die dann auch leichter überschwemmt werden konnte? Gab es einen großen unterirdischen Ozean, in den die sündige Welt eingebrochen ist und sind die Berge nur die Überreste der alten Erdkruste?
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