Gestern habe ich ein Buch über Geologie und Kreationismus vorgestellt. Heute geht es um ein nicht minder kontroverses Thema: Chemtrails.
Falls ihr nicht wisst, was das ist: Gratulation! Dann habt ihr es geschafft, diesem absurden Unsinn, den man leider immer öfter überall trifft, erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Ich würde euch ja empfehlen, es bei dieser Unwissenheit zu belassen, aber wenn ihr wirklich wissen wollt, um was es geht, dann kommt hier eine kurze Zusammenfassung:
- “Chemtrails” sind von Menschen gemachte künstliche Wolken, die sich nicht auflösen.
- Chemtrails werden von Flugzeugen erzeugt, die chemische Stoffe in der Atmosphäre der Erde ausbringen.
- Dadurch soll das Wetter manipuliert werden. Oder das Bewusstsein der Menschen. Oder ein Teil der Bevölkerung umgebracht werden. Oder krank gemacht werden. Oder chemischer Wetterkrieg geführt werden. Die Chemtrail-Fans sind sich da noch nicht ganz einig.
- Chemtrails werden von einer geheimen Organisation ausgebracht. Je nach Vorlieben der Chemtrail-Fans können das Regierungsorganisationen sein oder die Juden, die Amerikaner, die amerikanischen Juden, die Bilderberger, die Freimaurer oder wen man halt sonst noch so gerade doof findet.
Klingt seltsam und absurd und ist auch seltsam und absurd. Die Chemtrail-Verschwörung funktioniert im wesentlichen genau so wie der ganze 2012-Maya-Weltuntergangskram vom letzten Jahr. Auch da hatte ja die böse Weltverschwörung vertuscht, dass die Welt am 21.12.2012 untergehen wird. Dabei waren die Zeichen überall! Am Himmel konnte man neben der Sonne einen unbekannten Planeten sehen. Fotos aus dem All zeigten außerirdische Raumschiffe. Propheten sahen das Ende voraus. Und so weiter. So wie bei den Chemtrails war auch das 2012-Zeug eine traurige Mischung aus Angst, Unwissenheit und Geltungssucht. Wer auch nur ein minimales Grundlagendwissen über Astronomie besaß, konnte sofort und ohne Zweifel erkennen, dass es keine unbekannten Planeten, Raumschiffe oder einen Weltuntergang geben wird. Die Weltuntergangstheorie konnte nur deswegen so erfolgreich sein, weil sehr viele Menschen kein ausreichendes Wissen über den Himmel hatten. Und auf dieser Unwissenheit konnte, angefeuert durch die Geltungssucht der Untergangspropheten, die Angst aufblühen.
Auch bei den Chemtrails reicht ein minimales Wissen über Physik und Meteorologie, um sie als den großen Unsinn zu erkennen, der sie sind. Es handelt sich dabei um stinknormale Kondensstreifen wie sie die meisten Flugzeuge erzeugen. Und wenn man sich mit der Atmosphäre der Erde und der Entstehung von Wolken auskennt, dann weiß man, warum sie sich manchmal schnell auflösen und manchmal stundenlang am Himmel zu hängen oder gar den Himmel “zuschmieren” zu scheinen.
Aber die meisten wissen eben nicht über den Himmel Bescheid. Und lassen sich daher leicht überzeugen. Chemtrails haben ja auch ein hervorragendes Empörungspotential. Es geht dabei einerseits um Gesundheit und andererseits um Politik: Die (geheime) Politik will uns krank machen! Sie will uns und unsere Umwelt zerstören! Das ist ein Thema, über das sich auch Menschen aufregen können, die sonst eigentlich nichts mit Verschwörungstheorien zu tun haben. Und angesichts des ganzen realen Unsinns und Irrsinns, den die Politiker auf dieser Welt so treiben, traut man ihnen so etwas auch gerne zu.
Das Problem ist wieder einmal die Realität. Es gibt nicht den geringsten Beleg für die Existenz dieser großangelegten Verschwörung die unseren Himmel und unser Wetter manipuliert. Das Verhalten der Kondensstreifen und der Wolken erscheint nur dann mysteriös wenn man keine Ahnung von Physik hat. Das Verhalten von Flugzeugen und ihrer Ausstattung erscheint nur dann verdächtig, wenn man keine Ahnung von der Fliegerei und der Technik hat. Die “Beweise”, die von den Chemtrail-Fans überall verbreitet werden, sind leicht zu widerlegen. Aber eine Verschwörungstheorie hat nichts mit rationalen Argumenten zu tun und die Chemtrail-Jünger lassen nichts gelten, was ihrem Weltbild widerspricht. Das wird mit Sicherheit auch für “Das Chemtrailhandbuch” (JMB-Verlag, Amazon) von Jörg Lorenz gelten.
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