Auf meiner Zeitreise entlang der Donau habe ich schon einen keltischen Kalender aus der Eisenzeit in Donaueschingen, die astronomischen Grundlagen des Kalenderwesens in Sigmaringen, die Relativität in Ulm, die Entstehung der 24-Stunden-Zählung in Donauwörth, die Ursache für die Zeitzonen in Kelheim und die Atomzeit in Straubing entdeckt. Heute ist der letzte Tag meiner Reise.

Unterwegs bin ich auf einen schönen Planetenweg getroffen:

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Am Ende der letzten 95-Kilometer-Etappe lag Passau:

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Hier vermischen sich die Donau und der Inn, was man an den unterschiedlichen Färbungen des Wassers in diesem Bild schön sehen kann:

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Der Inn ist übrigens am Zusammenfluss ein wenig breiter und wasserreicher als die Donau, weswegen immer wieder mal Leute behaupten, sie würde hier in Passau enden und alles weiter flussabwärts sei in Wahrheit der Inn… Egal – ich interessiere mich ja diesmal nicht so sehr für die Feinheiten der Geografie, sondern für die Zeit. Und in Passau bin ich, so wie zu Beginn meiner Reise, wieder auf die großen astronomischen Zyklen gestoßen.

In Passau treffen nicht nur die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz aufeinander, sondern auch verschiedene Landschaftsformen. Gleich südlich der Stadt beginnt das große “Molassebecken”, das sich entlang der ganzen Nordalpen von Frankreich bis Österreich erstreckt. Es hat sich gebildet, während die Alpen entstanden sind. Unter dem Gewicht des Gebirges hat sich die europäische Kontinentalplatte gesenkt und diese Senke füllte sich mit Sedimenten. Die kommenden und gehenden Eiszeiten haben die Oberfläche dieses “Schutttrogs” stellenweise abgetragen und eine wellenförmige Landschaft erzeugt.

Wir können natürlich nicht dabei zuschauen, wie sich die Landschaft verändert. Dafür passieren diese Dinge viel zu langsam. Die unterschiedlichen Landschaftsformen erinnern uns daran, dass wir Menschen nicht das Maß aller Dinge sind und das Universum auf ganz anderen Zeitskalen funktioniert als unser Leben. Die langsame Bewegung der tektonischen Platten bestimmt das Klima der Erde während der Millionen und Milliarden Jahre dauernden geologischen Zeiträume. Und die Bewegung der Erde um die Sonne bestimmt, wie sich die Temperaturen im Verlauf mehrerer zehn- bis hunderttausend Jahre verändert. Das sind die sogenannten Milanković-Zyklen, die uns zeigen, dass im Sonnensystem langfristig auch der Einfluss der anderen Planeten berücksichtigt werden muss.

In erster Näherung verhalten sich die Planeten genau so, wie es die jahrhundertealten Gesetze von Johanns Kepler vorgeben. Jeder Planet befindet sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne und zieht seine Runden. Das Sonnensystem funktioniert wie ein großes Uhrwerk… dachte man zumindest. Denn die Kepler-Gesetze gelten genaugenommen nur, wenn nicht mehr als zwei Himmelskörper beteiligt sind. Gäbe es nur Sonne und Erde, dann wären sie exakt gültig. Aber da sind ja noch die sieben anderen Planeten. Und der Mond. Und so weiter. Und das muss man alles berücksichtigen, wenn man genau sein will.

Man muss berücksichtigen, wie zum Beispiel Venus mit ihrer Gravitation die Erdbahn verändert. Das ist nur ein kleiner Effekt, aber er ist vorhanden. Und dann muss auch berücksichtigen, dass die Erde auch die Venus beeinflusst. Und beide von der Sonne beeinflusst werden. Das wird irgendwann sehr verwirrend. Man fängt an mit zwei schönen, ordentlich Keplerbahnen. Aber dann berücksichtigt man den Einfluss von Venus auf die Erde und daraus resultiert eine etwas andere Erdbahn. Dadurch hat sich nun aber auch der Einfluss der Erde auf die Venus geändert und man nun auch eine andere Venusbahn als am Anfang. Das heißt, dass der Einfluss der Venus auf die Erde neu berechnet werden muss… und so weiter. Man kommt zu keinem Ende und die Mathematiker wussten nicht, wie sie das Problem lösen konnten.

Bis dann Henri Poincaré mathematisch bewiese, dass es unmöglich ist, dieses Problem zu lösen. Wenn mehr als zwei Planeten beteiligt sind, KANN man ihre Bahnen mathematisch nicht exakt berechnen. Wer das alles genau wissen und verstehen will, dem empfehle ich meine Serien über Störungsrechnung (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4), Chaostheorie (Einleitung, Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4) oder numerische Himmelsmechanik (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4).

Das Resultat der wechselseitigen Anziehung der Planeten ist jedenfalls klar: Die Keplerbahnen sind langfristig nicht konstant, sie ändern sich ständig. Die Ellipse wird im Laufe von Jahrtausenden ein wenig größer, dann wieder kleiner. Sie wird ovaler und wieder runder. Sie wackelt im Raum hin und her.

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Und all dieses Geschwanke und Gewackel führt dazu, dass sich langfristig auch die Intensität ändert, mit der die Sonnenstrahlung auf die Erde trifft. Natürlich sind es nicht allein astronomische Ursachen, die das Klima auf der Erde bestimmen (die nervtötende Klimawandel-Diskussion will ich hier jetzt erst gar nicht anfangen; wer unbedingt darüber diskutieren muss, dass der Mensch doch eh nicht schuld an irgendwas sein kann, der soll das hier machen). Die Plattentektonik, der Vulkanismus, die Gebirgsbildung, der Zustand der Erdatmosphäre und jeder Menge andere Phänomene spielen genau so eine wichtige Rolle.

Aber selbst die Milanković-Zyklen sind nur kurze Augenblicke, wenn man sie mit dem vergleicht, was sonst noch so im Universum passiert. Ein “galaktisches Jahr” der Sonne, in dem sie das Zentrum der Milchstraße einmal umrundet, dauert über 200 Millionen Jahre. Die Sterne in der Galaxis entstehen und vergehen während Zeiträumen, die mehrere Milliarden Jahre dauern. Der Tanz der Galaxien in der lokalen Gruppe umeinander dauert eine Billion Jahre und erst danach werden sie zu einer einzigen gigantischen Galaxie verschmelzen. Und selbst dann ist das Universum immer noch nicht zu Ende.

Meine Reise dagegen schon. Die Donau fließt zwar noch weiter, aber ich mache an der Grenze zu Österreich halt und fahre wieder nach Hause nach Jena. Irgendwann werde ich aber weiter flussabwärts radeln und dann gibt es mit Sicherheit wieder viel zu entdecken!

Kommentare (5)

  1. #1 Christian Berger
    7. September 2013

    Ach ich hätte Dir was sagen sollen, was ganz nett zu wissen ist. Wenn Du mal auf die Dächer in Bayern schaust, wirst Du bis ungefähr rauf auf Regensburg relativ viele VHF Yagi-Uda Antennen in Richtung Süden sehen. Das sind “normale” Antennen aber deutlich größer und mit größeren Abstand als die anderen Antennen sind. Das sind Antennen für die Frequenz von Kanal 8. Damit konnte man ORF1 empfangen. Oft nur gerade mal so. Manchmal gibt es noch parallel dazu eine UHF-Antenne für Kanal 32. Da war ORF2 drauf. Das war in Bayern früher ganz normal. Inzwischen ist aber ein Großteil dieser Antennen abmontiert.

  2. #2 rolak
    7. September 2013

    ein Großteil .. abmontiert

    Ja, das war und ist ein schleichender Prozeß, recht viele der Verbliebenen dürften nurmehr als Vogel-Rastplatz dienen.

    2-3 Yagi-Udas waren früher auch hier im Rheinland Standard, obendrauf häufig noch ein Kreuzdipol für UKW. Letzteres zusätzlich im Format ‘Wäschespinne’ waren die Amateurfunker.
    Heute sind die Experimental-Antennen eher unsichtbar.

  3. […] Tag 7: Lange Zeit In Passau endet der deutsche Donauradweg und auch meine Reise war hier zu Ende. Zuvor habe ich mir aber noch ein paar Gedanken über die langen Zyklen der Zeit und die Astronomie gemacht. […]

  4. […] Die periodischen Veränderungen der Erdbahn nennt man Milankovic-Zyklen und ich habe mich hier und hier schon mal ausführlicher damit […]

  5. […] Jahreszeiten. Die Neigung ändert sich zwar trotzdem, aber nur sehr langsam und nicht stark (siehe auch hier). In Westeros müsste die Achse des Planeten aber innerhalb weniger Jahre enorm stark schwanken und […]