Meine letzten beiden Artikel über die Frage nach der Existenz von außerirdischen Lebewesen haben eine heftige Diskussion ausgelöst, die immer noch andauert. Und wenn sie auch hier im Blog irgendwann zu Ende gehen wird, werden wir Menschen nicht aufhören, uns mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Frage, ob wir allein im All sind oder nicht ist einfach zu faszinierend, um sie fallen zu lassen. Wir werden weiter suchen – und sehr viel Glück brauchen, um irgendwann fündig zu werden. Aber immerhin gibt es immer wieder Wissenschaftler die sich neue Methoden ausdenken, wie wir den Aliens auf die Spur kommen können.
Eine davon stammt von Michael Gillon von der belgischen Université de Liège. Er schlägt vor, die Außerirdischen dabei zu beobachten, wie sie uns beobachten (“A novel SETI strategy targeting the solar focal regions of the most nearby stars”).
Tatsächlich zwischen den Sternen zu reisen ist fast unmöglich. Wenn wir hier auf der Erde die Aliens – sofern vorhanden – finden wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als nach etwaigen Botschaften zu suchen, die von ihnen ins All geschickt worden sind. Gillon aber hat eine andere Idee. Wenn sich die Außerirdischen schon nicht persönlich auf den Weg durch die Milchstraße gemacht haben, dann haben sie vielleicht unbemannte Sonden geschickt. Die Idee dazu ist nicht neu – über sogenannte Von-Neumann-Sonden haben sich die irdischen Wissenschaftler schon seit einigen Jahrzehnten Gedanken gemacht. Dabei handelt es sich um selbstreplizierende Maschinen, die durch die Galaxis streifen und dabei nicht nur nach fremden Planeten sondern auch nach Rohstoffen suchen, die sie dazu benutzen, Kopien von sich herzustellen. In erstaunlich kurzer Zeit könnten so erstaunlich viele Sonden entstehen die überall in der Milchstraße Planetensysteme beobachten.
Wenn die gesammelten Daten aber zu etwas gut sein sollen, müssen die Sonden miteinander und mit dem Ursprungsplanet kommunizieren. Und das ist der Punkt, an dem Gillons Methode ansetzt. Er schlägt vor, dass solche Sonden sich vermutlich in den “Fokalpunkten” der Sternensysteme befinden. Das hat mit dem gravitativen Mikrolinseneffekt zu tun. Seit Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie wissen wir, dass jede Masse den Raum krümmt und das alle Objekte bei ihrer Bewegung durch den Raum dieser Krümmung folgen. Das gilt auch für Lichtstrahlen und andere elektromagnetische Wellen, die durch die von Materie verursachte Raumkrümmung ebenfalls abgelenkt werden. Ein Stern kann auf diese Art also genau so wie eine optische Linse aus Glas wirken und den Weg eines Lichstrahls verändern. Dieser Effekt wird von den Astronomen schon lange ausgenutzt, zum Beispiel bei der Suche nach extrasolaren Planeten. Aber vielleicht tun das auch die Außerirdischen. Sie könnten ihre Von-Neumann-Sonden genau in den Fokalpunkten der Sternensysteme positionieren. Von dort ausgesandte elektromagnetische Wellen würden durch die Raumkrümmung fokusiert und verstärkt werden und man könnte mit wesentlich weniger Energie zwischen den Sternen kommunzieren.
Gillon zeigt in seinem Artikel, dass dieser optimale Punkt im Sonnensystem in knapp 1000 Astronomischen Einheiten Entfernung liegt (also 1000 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde). Das ist weit weg und genau das ist das Problem. Wie soll man eine winzige extraterrestrische Raumsonde in so großer Entfernung beobachten? Gillon vermutet, dass so eine Sonde mit einem Sonnensegel ausgestattet wäre, damit sie steuern und die Position leichter halten kann. Das macht die Sache ein wenig besser, aber nicht viel. Dieses Diagramm zeigt, wie hell so eine Sonde sein könnte (Gillon nimmt für die Berechnungen entsprechend irdische Technik wie die Voyager-Sonden als Grundlage):
Die x-Achse zeigt das Gewicht der Sonde; die y-Achse die scheinbare Helligkeit (je größer die Zahl, desto schwächer leuchtet der Stern). Selbst im besten Fall liegt die Helligkeit nur knapp unter 30 Magnituden und das ist gerade das Limit des Hubble-Weltraumteleskops (mit ein bisschen Aufwand und langen Belichtungszeiten schaffen wir derzeit höchsten 31 Magnituden). Es wird schwer werden, so eine Alien-Sonde zu beobachten…
Als zweite Methode schlägt Gillon die Suche nach Sternbedeckungen vor. Da die Sterne sich ja bewegen, bewegen sich mit ihnen auch die Sonden und können dabei andere Sterne bedecken. Das würde nur knapp eine Sekunde dauern und der Stern würde nur wenige Prozent schwächer leuchten. Und die Wahrscheinlichkeit so eines Ereignis ist recht gering (es gäbe im Schnitt 0,00035 Bedeckungen pro Jahr). Ist also auch nicht gerade viel versprechend. Aber mit besseren Teleskopen in der Zukunft und mit einer gut geplanten Beobachtungskampagne hätte man vielleicht eine Chance.
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass solche Beobachtungen wirklich durchgeführt werden. Dafür ist die Teleskopzeit an den großen Geräten zu kostbar und man wird sie kaum für solche Projekte verwenden. Vor allem dann, wenn die Chancen auf Erfolg so schlecht stehen. Aber es ist gut, wenn sich jemand Gedanken über diese Themen macht. Je mehr wir nachdenken, desto eher finden wir die Aliens irgendwann. Falls es sie gibt…
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