Ich habe mich in letzter Zeit immer mal wieder über ein bestimmtes Thema geärgert. Es geht um die Links in diversen Online-Medien. Beziehungsweise das Fehlen dieser Links. Immer wieder lese ich irgendwo etwas und bin danach an weiteren Informationen interessiert. Die finde ich aber nicht, weil der entsprechende Artikel keine Links enthält.
Ein Beispiel. Ich habe gestern einen Artikel über den Vorbeiflug der Raumsonde Juno geschrieben. Dazu habe ich vorher diverse andere Texte zum Thema gelesen und habe auch nach interessanten Abbildungen gesucht. Eine solche Abbildung habe ich in einem Artikel bei heise.de gefunden. Als Quelle wird dort nur “swri.edu” angegeben. Nachdem ich das in den Browser getippt habe (einen Link gab es ja nicht), landet man auf der Startseite des Southwest Research Institute, das tatsächlich vor kurzem eine Pressemitteilung zu Juno herausgegeben hat. Allerdings ohne das entsprechende Bild. Wo heise.de die Abbildung nun her hat, habe ich nicht herausgefunden. Vermutlich stammt sie von einer Seite der NASA, die derzeit nicht erreichbar ist. Aber irgendwo muss das Bild ja kommen; Heise hat es mit Sicherheit nicht selbst gebastelt. Warum kann man dann nicht angeben, wo genau man es gefunden hat?
Ein anderes Beispiel. In einem Focus-Artikel (WebCite) lese ich etwas über Supervulkane auf dem Mars. Dort findet sich ein schönes Bild, als dessen Quelle nur “dpa” angegeben wird. Nun gehört es sicherlich nicht zu den Aufgaben der Deutschen Presse-Agentur, geologische Untersuchungen auf dem Mars anzustellen. Das Bild muss also offensichtlich einen anderen Ursprung haben. Im Text kann man dann noch lesen:
“Die Entdeckung ändere das Bild von frühem Vulkanismus und der Klimaentwicklung auf dem Roten Planeten grundlegend, schreiben Joseph Michalski vom Londoner Natural History Museum und Jacob Bleacher von der US-Raumfahrtbehörde Nasa im britischen Fachjournal „Nature“”
Es gibt dort zwar einen Link zu einem weiteren Artikel im Focus über die Voyager-Sonde der sich etwas unpassend hinter dem Text “US-Raumfahrtbehörde NASA befindet, aber keinen Link zum eigentlichen Fachartikel. Auch das verstehe ich nicht. Wenn man schon erwähnt, dass es sich um eine Studie in “Nature” handelt – wieso kann man dann keinen Link dorthin setzen?
Dass es anders geht, zeigt die österreichische Zeitung “Der Standard”. Auch dort wird über die Supervulkane auf dem Mars berichtet. Aber dort gibt es am Ende des Artikels einen expliziten Link zum Nature-Artikel. Der ist dort zwar kostenpflichtig (warum das geändert gehört habe ich hier schon mal ausführlicher beschrieben), aber zumindest sieht man, dass die Abbildung direkt aus dem Artikel der Forscher stammt. Auch Spiegel-Online bekommt einen einen vernünftigen Artikel zum Thema hin der ausreichend Links mit den nötigen Informationen enthält.
Die Sache mit den fehlenden Quellenangaben für die Abbildungen ist schon ärgerlich genug. Noch öfter ärgere ich mich aber, wenn bei Texten über wissenschaftliche Forschung nicht auf die Quelle, also den eigentlichen Fachartikel verlinkt wird. Das hat der Focus in obigen Beispiel nicht gemacht; steht damit aber nicht alleine da. Sehr viele Medien vernachlässigen diese Art der Quellenangabe. Hier ist noch ein Beispiel.
Der Stern schrieb kürzlich über einen Kometeneinschlag vor 28 Millionen Jahren (WebCite). Im kurzen Text wird zwar intern auf eine Artikelsuche zum Stichwort “Komet” verlinkt und auch die Universität in Südafrika an der die Forschung durchgeführt worden ist, wird verlinkt. Aber das war es auch schon mit den weiterführenden Informationen. Auch die österreichische Kronenzeitung veröffentlicht den Text (WebCite) ohne Link. Vorbildlich ist hier wieder der Standard. Dort gibt es nicht nur einen Link zur Pressemitteilung der südafrikanischen Universität sondern auch einen Link direkt zum Fachartikel (und ein Link zur Wikipedia ist auch noch mit dabei).
Warum sind manche Medien so unwillig, andere Seiten zu verlinken? Ich kann es ja noch verstehen, wenn man nicht unbedingt auf das Nachrichtenangebot der Konkurrenz verweisen will. Der Online-Spiegel wird kaum einen Artikel schreiben und darin darauf hinweisen, dass es im Focus auch noch einen interessanten Text zum Thema zu lesen gibt. Aber wo liegt das Problem die Quellen der Information entsprechend zu nennen? Es ist schon schlimm genug, wenn man immer wieder irgendwo “Quelle: YouTube”, “Quelle: Facebook” oder gar “Quelle: Internet” lesen muss und es ist erstaunlich, dass viele Journalisten immer noch meinen, so etwas würde eine korrekte Quellenangabe darstellen. Man sollte mal nachfragen, was sie davon halten, wenn in Zukunft nur noch “Quelle: Zeitung” angegeben wird, wenn sich jemand auf einen ihrer Artikel bezieht…
Aber was wäre so schlimm, wenn man einen Link zur tatsächlichen Quelle eines Bildes setzt oder eben zum Forschungsartikel, auf dem ein Text basiert? Haben die Medien Angst, dass der Leser die Seiten des Wissenschaftsjournals so mega-interessant findet, dass er nicht mehr zurück zur Zeitung klickt? Oder ist es einfach nur Faulheit/Zeitmangel der die Journalisten daran hindert, die entsprechenden Links einzufügen? Vielleicht liegt es auch daran, dass manche immer noch nicht erkannt haben, dass ein Online-Text ein wenig anders funktioniert als der Text in einer gedruckten Zeitung? Dass Links ein integraler Bestandteil eines Internet-Textes sind und es gar nicht schlimm ist, sich zu vernetzen?
Bei Lousypennies ist kürzlich ein lesenswerter Artikel zum Thema “Linkgeiz unter Journalisten erschienen. Dort lautet das Fazit:
“Es ist keine journalistische Schwäche, sondern Ausdruck von Recherche-Sorgfalt, seine Quelle zu nennen und im Internet auch zu verlinken. Jeder Journalist, der das tut, verdient Respekt für die saubere Arbeit. Links sind außerdem Teil eines Onlinetextes. Die Entscheidung, ob ein Link gesetzt wird, gehört komplett in das Hoheitsgebiet des Journalisten – nicht in die Hände der Suchmaschinen-Optimierer. Sie sollten nach Journalistischen Maßstäben gesetzt werden – und nur nach diesen. Deshalb meine Bitte an alle Kollegen: Verlinkt Eure Quellen! Insbesondere, wenn es sich um bloggende oder auf andere Art im Netz veröffentlichende Kollegen handelt.”
Dieser Bitte kann ich mich nur anschließen. Gerade im Wissenschaftsjournalismus sollte die Nennung der Quellen selbstverständlich sein…
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