Die UV-Strahlung wurde früher übrigens “chemische Strahlung” genannt. Das lag an der Art und Weise ihrer Entdeckung. Im Jahr 1802 untersuchte der Jenaer Physiker Johann Wilhelm Ritter das Spektrum des Lichts. Schon seit der optischen Arbeit von Isaac Newton war ja bekannt, dass Licht nur eine Mischung aus verschiedenen Farben ist, die man mit Hilfe eines Prismas sichtbar machen kann. Schickt man normales Sonnenlicht durch ein Prisma, dann kommt am anderen Ende ein Regenbogen aus Farben heraus. Von rot am einen Ende bis hin zu blau-violett am anderen. Dort war zwar nichts mehr zu sehen, aber etwas war da noch. Denn als Ritter Silberchloridpapier hinter das blaue Ende des Spektrums legte, konnte er eine deutliche Reaktion beobachten. Es wurde viel effektiver und schneller schwarz eingefärbt als es im sichtbaren Bereich des Lichtspektrums der Fall war.
Das Licht schien also nicht nur aus den sichtbaren Farben zu bestehen sondern auch unsichtbare Bestandteile zu haben. Und der von Ritter entdeckte Bestandteil war enorm effektiv wenn es um das Auslösen von chemischen Reaktionen auf Silberchloridpapier geht. Darum wurde diese Strahlung im 19. Jahrhundert eben auch als “chemische Strahlung” bezeichnet bevor sich dann der Name “Ultraviolettstrahlung” durchgesetzt hat (Zum Glück – man stelle sich vor, was die ganzen wissenschaftsfeindlichen Extremumweltschutzgruppen mit diesem Begriff anstellen würden. Chemie! Und Strahlung!!).
Beim Tatort wird es mittlerweile ein wenig verwirrend. Der Kurator des Museums erzählt, dass die Prinzessin Songma eine Bürgerrechtlerin und Dissidentin war und das deutsche Außenministerium dafür gesorgt hat, dass es während der Ausstellung keine anti-chinesischen Wortmeldungen gibt. Er vermutet, dass es der chinesische Geheimdienst war, der Songma umgebracht hat. Um Klarheit in den Fall zu bringen untersuchen Thiel und Krusenstern die Wohnung von Songma, finden dort aber nur ihre verängstigte Assistentin Miao und einen chinesischen Diplomaten der gerade Songmas Laptop klaut. Der Diplomat wird gestellt und in Gewahrsam genommen und der Laptop untersucht. Darauf befindet sich eine Präsentation in der Songma Menschenrechtsverletzungen im chinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang anprangert und die bei einer Pressekonferenz gezeigt werden sollte.
Dann wird es wirklich verwirrend. Im Wald von Münster wird ein toter Uigure gefunden, der allerdings einen Pass des Inselstaats Palau hat und davor in Guantanamo eingesperrt war. Der Verlobte von Songmas Assistentin Miao taucht überraschend auf, erzählt dass er gesehen habe, wer Songma wirklich umgebracht hat und spricht über irgendein mysteriöses “Buch” das er leider nicht dabei hat. Und plötzlich taucht auch noch die chinesische Mafia auf… Denn Songma steht offensichtlich im Dienste der Triaden und schmuggelt Wertgegenstände für sie aus dem Land. Anscheinend hat man es als Künstlerin und Dissidentin einfacher, den Kontrollen am Zoll zu entgehen. Kontrollen, bei denen übrigens wieder unsichtbare Strahlung zum Einsatz kommt die wieder von einem deutschen Wissenschaftler entdeckt wurde und wieder vorerst einen anderen Namen hatte: Die Röntgenstrahlung. Sie wurde von Conrad Wilhelm Röntgen im Jahr 1895 entdeckt, der sie nicht nach sich selbst benannt hat (Seriöse Wissenschaftler benennen normalerweise nichts nach sich selbst; das ist eher ein Hobby der Pseudowissenschaftler). Er nannte sie “X-Strahlen” und im englischen ist dieser Begriff (“x-rays”) immer noch die offizielle Bezeichnung. Röntgenstrahlen treffen wir nicht nur am Flughafen in der Sicherheitskontrolle sondern natürlich auch in der Medizin – oder bei Scherz-Apps fürs Handy, die einem einen “Röntgenblick” versprechen mit dem man durch die Kleidung von Menschen schauen kann. Aber das funktioniert natürlich nicht, obwohl auch die Röntgenstrahlung nichts anderes ist als Licht – nur eben Licht, das man nicht sehen kann.
Man sollte ruhig mal öfter über dieses Thema nachdenken. Für uns Menschen ist naturgemäß das normale Licht am wichtigsten. Es ist das Licht, das wir sehen können und Phänomene wie Radio, Mikrowellen oder Röntgenstrahlung erscheinen uns davon komplett verschieden. Trotzdem sind sie alle unterschiedliche Ausprägungen des gleichen Phänomens. Das sichtbare Licht ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem kompletten elektromagnetischen Spektrum und wir verpassen enorm viele Dinge die ständig um uns herum passieren weil wir uns nur auf den kleinen Bereich zwischen 380 und 780 Nanometern konzentrieren. Zum Glück haben die Wissenschaftler gelernt auch all die anderen Wellenlängen zu “sehen” und so viel über die Welt gelernt in der wir leben. Aber es hat ein Stück gedauert, bis man erkannt hatte, dass all diese unterschiedlichen Phänomene zusammengehören.
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