Ich habe in letzter Zeit einige recht interessante Science-Fiction-Bücher gelesen die ich euch nicht vorenthalten möchte. Die beiden Werke die ich euch heute vorstellen haben eigentlich kaum etwas gemeinsam. Mit einer Ausnahme: Sie spielen beide in einer alternativen Welt die der unseren zwar recht ähnlich ist. Aber in der Vergangenheit verlief ein bestimmtes Ereignis anders als bei uns und daraus entstand eine völlig neue Welt…
Das erste Buch heißt “Der Komet” und wurde von Hannes Stein im Galiani Verlag veröffentlicht. Die klassische Science-Fiction spielt ja meistens immer irgendwo in den USA. Oder in Großbritannien. Oder sonst wo. Aber auf jeden Fall nicht in Österreich. Mein Heimatland taucht in der Science-Fiction-Literatur leider so gut wie nie auf und es ist daher äußerst lobenswert, dass Hannes Stein das geändert hat. Die Handlung von “Der Komet” spielt in der Gegenwart beziehungsweise einer nahen Zukunft. Allerdings nicht in der Welt die wir kennen, sondern in einer Welt, in der die österreich-ungarische k.u.k. Monarchie immer noch große Teile von Europa beherrscht. So wie es ja auch vorherbestimmt war:
“Heil dem Kaiser, Heil dem Lande,
Österreich wird ewig stehn!”
Denn in dieser Welt gab es weder den ersten noch den zweiten Weltkrieg. Als Erzherzog Franz-Ferdinand am 28. Juni 1914 zu Besuch in Sarajevo ist, schlägt ein Bombenanschlag auf ihn fehl und der Thronfolger macht sich mit den Worten “I bin doch ned deppat, i fohr wieder z’haus.” wieder auf den Heimweg nach Österreich. Die glorreiche Monarchie ist also immer noch Weltmacht. Die USA sind ein barbarisches und kulturloses Land (es gab keine Massenauswanderung/Vertreibung der kreativen Köpfe aus Europa während der Weltkriege); es gibt kein Hollywood – die Blockbuster in diesem Universum werden in den Rosenhügel-Filmstudios von Wien gedreht – und keinen nennenswerten kulturellen Einfluss der USA auf den Rest der Welt.
Deutschland gibt es in dieser Welt zwar auch noch; es steht aber im Schatten des großen österreichischen Nachbarn (Ha!). Als Ausgleich gehört den Deutschen das Weltall. Der erste bemannte Raumflug fand am 3. Oktober 1942 von Peenemünde aus statt und am 27. März 1945 wehte die Fahne des deutschen Kaiserreichs auf dem Mond. Der Mond ist daher deutsches Staatsgebiet und dort findet man auch das Grab von Albert Einstein, der dort seine letzten Lebensjahre verbracht hat.
Die Handlung von “Der Komet” ist schnell zusammengefasst: Deutsche Astronomen auf dem Mond entdecken einen Kometen der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet und nicht mehr rechtzeitig abgelenkt werden kann. Recht viel mehr lässt sich kaum sagen, denn die Handlung an sich ist in dem Buch relativ dünn. Es hat zwar 270 Seiten, aber die werden hauptsächlich von Beschreibungen der alternativen Welt gefüllt. Das ist durchaus reizvoll und es macht Spaß, all die verschiedenen Anspielungen auf die reale Welt zu finden und zu entschlüsseln (besonders wenn man ein wenig Ahnung von österreichischer Geschichte hat). Aber es wäre noch schöner, wenn auch ab und zu mal ein bisschen was passiert. Ok, da gibt es den österreichischen k.u.k Hofastronom der zum Mond reist und sich dort über die Lage informiert. Und den armen Wiener Studenten Alexej, der ein Verhältnis mit einer Dame der oberen Schicht hat. Es gibt die schöne Schlussszene bei der der Komet geradewegs auf Grinzing (wohin auch sonst) zu rast. Es hat durchaus Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Aber noch mehr Spaß hätte es mit einer etwas dichteren und komplexeren Handlung gemacht.
Es ist aber auf jeden Fall eine äußerst faszinierende “Was wäre wenn?”-Geschichte. Und vor allem eine originelle Geschichte und nicht die übliche “Was wäre wenn wir Hitler umbringen?”-Story. Um da noch etwas halbwegs interessantes zu Wege zu bringen muss man schon ein außergewöhnlicher Schriftsteller sein. Zum Glück ist Stephen Fry genau so einer und sein Buch “Making History” (auf deutsch: “Geschichte machen” gehört zu den besten Alternativwelt-Romanen die ich bis jetzt gelesen habe.
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