Die Bahn des Kometen liegt allerdings nicht in der Ebene der Planeten, sondern ist stark geneigt, wie dieser Blick von der Seite zeigt:
Das ist nicht überraschend sondern genau das, was man von Kometen wie ISON erwarten würde. Die Planeten entstanden damals vor 4,5 Milliarden Jahren aus einer großen Scheibe aus Staub und Gas die die junge Sonne umgeben hat. Ihre Bahnen befinden sich auch heute noch alle in der Ebene dieser nicht mehr existenten Scheibe. Die Kometen aber, die bei dem chaotischen Entstehungsprozess weit hinaus in die Oortsche Wolke geschleudert worden sind, haben dadurch völlig beliebig orientierte Bahnen bekommen. Ihre Bahnen umgeben die Sonne kugelförmig und liegen nicht in einer Ebene. Genau so hat man ja auch herausgefunden, dass es etwas wie die Oortsche Wolke überhaupt geben muss: Man hat bemerkt, dass die Kometen aus allen möglichen Richtungen ins innere Sonnensystem fliegen und es deswegen irgendwo da draußen ein Reservoir an Kometen geben muss, dass die Sonne kugelförmig umgibt.
ISONs Bahn ist außerdem keine klassische Ellipse, auf der der Komet die Sonne immer wieder umkreist. Es handelt sich um eine hyperbolische Bahn, also eine Bahn die den Kometen nicht immer wieder um die Sonne herum führt, sondern ganz hinaus aus dem Sonnensystem in den interstellaren Raum. Er wurde vor langer, langer Zeit offensichtlich mit so viel “Schwung” aus seiner ursprünglichen Bahn in der Oortschen Wolke geworfen, dass er nur einen einzigen Besuch im inneren Sonnensystem macht bevor er sich völlig verabschiedet. Aber vielleicht überlebt der Komet seinen Besuch auch gar nicht…
Was macht ISON?
Je langgestreckter die Bahn eines Himmelskörpers ist, desto näher reicht sie auch an die Sonne heran. Das ist bei einer extremen Bahn wie der von ISON von ganz besonderer Bedeutung. Der Komet erreicht seinen sonnennächsten Punkt, das Perihel, am 28. November 2013. Dann sollte er sich wieder von der Sonne entfernen und sich auf den langen Rückweg zur Oortschen Wolke und darüber hinaus machen. Es kann aber auch sein, dass ISON den Periheldurchgang nicht überlebt. Denn der minimale Abstand wird zwischen ihm und der Sonne wird nur 1,8 Millionen Kilometer betragen (was ungefähr dem Durchmesser der Sonne entspricht). Und das kann böse enden. Da es sich um den ersten Besuch von ISON im inneren Sonnensystem handelt, ist davon auszugehen, dass er noch sehr viel Eis besitzt. Es ist also ebenfalls davon auszugehen, dass es auf und in ihm immer turbulenter zu geht, je näher er der Sonne kommt und je wärmer es ist. Das ganze Eis, dass sich erwärmt und dann oft sehr explosiv als Gas ins All entweicht kann durchaus dafür sorgen, dass der Komet in mehrere Stücke auseinander bricht. Es kann sogar sein, dass das schon geschehen ist, obwohl die Beobachtungsdaten noch unklar sind.
Nähert sich der Komet dann der Sonne, werden auch die Gezeiten- und Gravitationskräfte immer stärker. Viele Kometen haben ihren Periheldurchgang nicht überlegt und wurden komplett zerstört. Letztes Jahr hat es zum Beispiel den Komet Elenin erwischt von dem nur noch eine schwach leuchtende Staubwolke übrig blieb. Aber es gibt jedes Jahr einige Kometen, die der Sonne zu nahe kommen und sich auflösen. Dieses Video zeigt die letzten Momente des Kometen C/2011 N3, die vom Weltraumteleskop SDO beobachtet worden sind (der Komet kommt in der Mitte des Bildes von rechts hinein geflogen und ist nur schwer zu sehen. Aber wenn ihr genau schaut, seht ihr ihn und auch, wie er dann mitten im Flug verschwindet):
Das Sonnenobservatorium SDO wird die kritischen Momenten des Perheldurchgangs beobachten und mit ein wenig Glück überlebt ISON seine Annäherung. Dann können wir uns im Dezember auf ein vermutlich ein ziemlich cooles Himmelsschauspiel freuen.
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