Kometenpanik
Ja, freuen. Denn vor ISON brauchen wir keine Angst zu haben. Aber die Kometenpanik ist schwer aus den Menschen raus zu kriegen. Die Kometen waren immer schon “Unglücksboten”, denn früher wusste man ja auch noch nicht, worum es sich dabei handelt. Man kannte die Sterne, die am Himmel immer schön auf ihrem Platz blieben und sich nicht bewegten. Und man kannte die Planeten, die sich zwar bewegten aber dabei ebenfalls vorhersagbaren Mustern folgten. Ab und zu kam dann aber ein Komet. Sein Erscheinen konnte man nicht vorhersagen (das gelang erst Ende des 17. Jahrhunderts mit Newtons Gravitationstheorie) und er sah völlig anders aus, als die restlichen Lichtpunkte am Himmel. Der Anblick dieser langen Schweifsterne hat die Menschen daher ordentlich durcheinander gebracht und man war davon überzeugt, dass es sich um ein schlechtes Omen handeln müsse.
Aber selbst als man dann verstand, wie sich Kometen bewegen und wusste, dass es ganz normale Himmelskörper waren und keine geheimnisvollen oder bösen Botschafter der Götter, blieb die Angst vor den Kometen bestehen. 1908 kam zum Beispiel der berühmte Halleysche Komet wieder an der Erde vorbei (so wie er das alle ungefähr 76 Jahre macht). Die Menschen hatten damals Angst, dass die Erde sich durch den Schweif des Kometen bewegen würde und alle durch giftige Kometengase sterben würden. Wissenschaftler hatten zwar tatsächlich Blausäuremoleküle im Schweif des Kometen entdeckt – aber Grund zur Panik bestand nicht. Kometen enthalten jede Menge Moleküle der verschiedensten Arten aber die Mengen sind viel zu gering um der Erde auch nur irgendwie schaden zu können. Das hielt die Weltuntergangspropheten allerdings nicht ab, Tod und Verderben zu verkünden und Geschäftemacher verkauften Gasmasken, Sauerstoffflaschen und anderen Kram mit dem man sich vor dem Kometen schützen konnte. Die Menschen hatten Angst, versteckten sich in ihren Kellern oder feierten wilde Weltuntergangsparties um dem Tod nicht nüchtern entgegen treten zu müssen (siehe dazu auch meine Podcastfolge “Alles über Kometen (Teil 2) – Tod, Verderben und Weltuntergangsparties”).
Und heute hat sich da nicht viel geändert. Die Heavens-Gate-Sekte hat das Auftauchen des Komet Hale-Bopp im Jahr 1997 zum Anlass genommen, ihre Mitglieder zum Massensuizid zu treiben. Man war der Meinung, im Schweif des Kometen würde sich ein Raumschiff verstecken, dass ihre Seele in eine bessere Welt mitnehmen würde. Im Jahr 2011 wurde der Komet Elenin zum Lieblingsobjekt der Weltuntergangspropheten und Verschwörungstheoretiker und natürlich sind auch über den Komet ISON schon lange entsprechende Geschichten in Umlauf.
Da werden im Internet gefälschte Videos herumgereicht die bestätigen sollen, dass ISON ein Raumschiff ist und Esoteriker bestätigen das durch telepathische Botschaften von Aliens. Die NASA verschweigt natürlich wieder alles und der ganze andere Quatsch ist auch wieder da. ISON ist in Wahrheit der Planet Nibiru; ISON ist für die ganzen Naturkatastrophen verantwortlich; ISON ist ein Zeichen für die Rückkehr von Jesus – und so weiter.
Ich spare es mir, das ganze Zeug einzeln zu widerlegen und beschränke mich darauf noch einmal festzustellen, dass ISON ein ganz normaler Komet ist, der für die Erde keine Gefahr darstellt. Er wird in ausreichend großen Abstand an ihr vorbei fliegen und es besteht keinerlei Chance für eine Kollision (und nein, die Bahn des Kometen kann sich auch nicht plötzlich so ändern, dass er doch noch auf uns zu fliegt). Anstatt Angst vor ISON zu haben sollte man sich lieber darauf freuen, ihn am Himmel sehen zu können.
Wann kann man ISON sehen?
ISON ist in den letzten Tagen so hell geworden, dass er nun schon mit freiem Auge sichtbar ist. Natürlich noch sehr schwach und nicht so beeindruckend wie man sich das vorstellen mag und wenn man nicht weiß, wo man ihn findet, dann wird man ihn auch nicht bemerken. Momentan wäre er in der Morgendämmerung zu sehen – da er aber der Sonne schon so nahe ist, hat man eigentlich keine Chance mehr, ihn tatsächlich zu beobachten. Man muss warten, bis er seinen Periheldurchgang hinter sich (und hoffentlich überlebt!) hat und der Komet sich Mitte Dezember dann langsam wieder von der Sonne entfernt.
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