Mit Hochöfen, Stahlwerken und anderen Kulissen der Arbeiterklasse gibt sich natürlich weder der Tatort, noch die Dortmunder Schnösel-Schickeria ab. Die sitzt in ihrem Klub und trinkt Schampus und Wodka. Mit dabei auch die junge Kommissarin, die “undercover” ermittelt, sich als Freundin der Toten ausgibt und einen Wodka nach dem anderen trinkt. Ich würde jetzt ja gerne mehr über die Tatorthandlung schreiben – aber wenn ich den ganzen Kram weglasse, der nur mit den persönlichen Problemen der Kommissare zu tun hat, dann bleibt nicht viel übrig. Also kippen wir am besten auch einen Wodka und kehren zurück zu den Molekülen im Weltall. Alkoholmoleküle findet man dort natürlich auch; aber ich möchte lieber über ein anderes Molekül sprechen. Nicht über die Kohlenwasserstoffe, die den Alkohol bilden sondern die Kohlenwasserstoffe, die aus dem ganzen Zeug entstehen, dass bei der Wodkaproduktion weggeworfen wird. Denn da bleibt von den Kartoffeln bzw. dem Getreide natürlich jede Menge Biomasse übrige und wenn die zu gären anfängt, entsteht unter anderem Methan.

Wir hatten schon ein Molekül aus Wasserstoff und Sauerstoff (Wasser) und eines aus Kohlenstoff und Sauerstoff (Kohlenmonoxid). Jetzt fehlt noch eines aus Wasserstoff und Kohlenstoff und genau daraus besteht Methan (CH4). Methan existiert nicht nur als Molekül in den kosmischen Wolken sondern findet sich auch überall auf der Erde; es wird ständig bei geologischen Prozessen neu gebildet. Aber auch biologische Vorgänge erzeugen Methan: Kühe zum Beispiel rülpsen jede Menge Methan in die Atmosphäre da in ihrem Verdauungstrakt sogenannte Methanbildner leben. Das sind Mikroorganismen, die Methan erzeugen können. Man findet sie auch in Termiten, in den Faulschlammbehältern von Kläranlagen oder ein paar Kilometer tief unter dem Eis in Grönland. Die Fähigkeit der Methanbildner, auch in extremen Umgebungen überleben zu können lässt viele Forscher auch vermuten, dass man sie eventuell auf anderen Planeten finden könnte. Am Mars zum Beispiel – dort könnten simple Mikroorganismen im Boden leben und ein wenig Methan produzieren. Bis jetzt hat man allerdings keine wirklich aussagekräftigen Beobachtungen machen können. Richtig viel Methan gibt es dagegen auf dem Saturnmond Titan. Dort gibt es ganze Flüsse und Seen aus flüssigem Methan. Das allerdings stammt nicht aus biologischen Quellen denn mit -180 Grad Celsius ist es dort ein wenig zu kalt für Lebewesen…

Gefrorene Methan-Eisbrocken auf dem Mars (Bild: NASA/ESA)

Gefrorene Methan-Eisbrocken auf dem Titan (Bild: NASA/ESA)

So richtig warm scheinen auch Nadine und ihre Freunde nicht miteinander geworden zu sein (Ja, ok – war ein doofes Wortspiel und eine doofe Überleitung – aber dieser unkreative Tatort hat auf mich abgefärbt). Denn da gabs anscheinendend keine echte Freundschaft sondern nur jede Menge Eifersüchtelei. Denn eine weitere Auswertung der Handyvideos der Toten und nachfolgende Befragungen ergeben: Der Oberschnösel hat regelmäßig Mädchen auf Parties vergewaltigt; trotzdem war Nadines beste Freundin in ihn verliebt. Und als dann auch Nadine von ihm vergewaltigt wurde und sie von ihrer Freundin Hilfe haben wollte wurde die eifersüchtig und hat sie in den See geschmissen. Ende.

Bei den letzten Folgen habe ich mich ja immer über die thematisch völlig überfrachtete Handlung beschwert. Bei “EIne andere Welt” war genau das Gegenteil der Fall. Hier gab es fast gar keine Handlung. Totes Mädchen wird gefunden; die Kommissare schauen sich die Videos auf deren Handy an; sprechen mit ihren Freunden und finden den Mörder. Mehr war da nicht los – der ganze Rest der Folge wurde von den privaten Befindlichkeiten der Kommissare eingenommen. Ich bin ja immer noch Tatort-Neuling und habe erst knapp ein Dutzend Folgen gesehen. Aber was ich so mitbekommen habe, muss das mit den Privatproblemen so sein und kommt im Tatort dauernd vor (Warum??). Mal sehen, was in Zukunft kommt. Nächsten Sonntag gibt es einen “Mord auf Langeoog”, was ja schon wieder verdächtig nach jeder Menge privater Probleme in malerischer Nordseekulisse klingt…

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Kommentare (7)

  1. #1 Hanno
    18. November 2013

    Hallo Florian,
    danke für den “Tatort”, auch wenn ich noch keine Zeit hatte Ihn ganz zu lesen.
    Sollte aber beim Bild der Methan-Eisbrocken Titan und nicht Mars stehen? Das ist doch eine Huygens Aufnahme.

    Gruß, Hanno

  2. #2 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @Hanno: Danke, natürlich ist das Titan. Da hat sich wohl mein Gehirn schon in den Ruhemodus versetzt, als ich das gestern abend geschrieben habe…

  3. #3 tina
    18. November 2013

    ich hab ein bisschen gebraucht bis ich gemerkt habe, dass der verwirrte bärtige Typ auch ein Kommissar ist

    🙂
    Weitere Verwirrung: Seit wann spielt eigentlich ESC-Lena im Tatort mit?
    Bei genauerem Hinsehen: Nein, doch nicht…

  4. #4 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @tina: ” Seit wann spielt eigentlich ESC-Lena im Tatort mit?”

    Ja, das hab ich mir auch gedacht!

  5. #5 Ulli
    Rosenheim
    19. November 2013

    Der Münchner Tatort ist – gottseidank – einer, der den Zuschauer mit dem Privatleben seiner Ermittler verschont. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen seiner meist soliden Krimihandlungen gehört er zu den eher sehenswerten.
    Ich erinnere mich immer noch gerne an die Folge “Der oide Depp” – was war das für ein kleines Juwel am Sonntagabend!

  6. #6 Basti
    21. November 2013

    Hey Florian,
    wäre cool wenn du bei Gelegenheit mal einen Artikel darüber schreiben würdest, warum Planetensysteme / Galaxien etc. immer Scheiben und keine Sphären ausbilden. Oder gibt es darüber schon einen Artikel?
    Viele Grüße
    Basti

  7. #7 Alderamin
    21. November 2013

    @Basti

    Abgesehen davon , dass das bei Galaxien nicht stimmt (es gibt eine große Klasse von elliptischen Galaxien, die, wie man annimmt, durch Verschmelzung von Spiralgalaxien entstanden sind, sowie kugelförmige Sternhaufen):

    Wenn eine Gaswolke unter ihrer eigenen Gravitation kollabiert und dabei einen kleinen zufälligen Drehimpuls hat (gar kein Drehimpuls wäre ausgesprochen unwahrscheinlich), dann wir diese Drehung umso schneller, je kleiner die Wolke wird (Pirouetteneffekt). Die Teilchen müssen dabei um das Schwerezentrum der Wolke kreisen, von dort geht scheinbar die Schwerkraftwrikung aus. Zunächst können sich die Teilchen ungehindert in allen möglichen Ebenen bewegen. Wenn die Teilchen in der Wolke jedoch immer öfter zu kollidieren beginnen, bildet sich eine Hauptachse der Drehung aus. Alles, was schräg zu dieser Achse um den Schwerpunkt kreist, wird zwangsläufig mit der entstehenden Scheibe kollidieren und so werden alle Vertikalbewegungen mit der Zeit durch Zusammenstöße absorbiert, bis die Teilchen nur noch in einer Ebene kreisen und die Kollisionen auf ein Minimum zurück gehen. In der Scheibe können dann Sterne oder Planeten entstehen.

    Der selbe Mechanismus wikt in Akkretionsscheiben um Schwarze Löcher.

    Wenn eine Gaswolke jedoch vorher schon fragmentiert, weil sie sich relativ schnell dreht, wie bei der Entstehung von Sternhaufen, dann enden die Zusammenstöße von Teilchen der verschiedenen Fragmente untereinander, bevor sich eine Scheibe ausbilden kann, und die Fragmente können weiter ungeordnet um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen (wobei sie individuell zu einzelnen Sternen mit Akkretionsscheiben werden).

    Wenn sich Galaxien mit verschiedenen Drehachsen vereinigen, wobei wegen der großen Abstände keine Sterne miteinander kollidieren, entsteht ebenfalls ein ungeordneter Haufen von Sternen, der kugelförmig bis elliptisch geformt ist.