Die Kriminaltechniker der Polizei brauchen jedenfalls kein Vakuum in ihren Labors; ihre Fingerabdrücke können sie bei Normaldruck nehmen. Und die zeigen, dass ein junges Mädchen am Tatort war: Sarah, noch keine 14 Jahre alt. Die Fingerabdrücke sind auf dem Toilettensitz; sie war zur angegeben Zeit am angegeben Ort und sie behauptet, vom Sozialarbeiter sexuell belästigt worden zu sein. Außerdem stammt sie aus einer maximal kaputten Familie, mit psychisch kranker Mutter, inhaftiertem Vater, einem Bruder auf der Flucht und einer vorbestraften Schwester deren Freund dumm, tätowiert und Kampfhundbesitzer ist. Ideale Voraussetzungen also für eine frühe Karriere als Mörderin; selbst wenn es nur Notwehr gewesen sein sollte. Was aber eh egal ist, weil Sarah mit 13 Jahren noch nicht strafmündig ist (das mit dem strafunfähigen Mörderkind hatten wir kürzlich erst im Wiener Tatort).
Die Kommissare sind aber trotzdem nicht ganz überzeugt von Sarahs Tat. Wie soll ein 13jähriges Mädchen einen ausgewachsenen Mann umbringen, durch die Gegend schleifen und in die Toilette stopfen? Beim Verhör am Kommissariat wird sie gebeten, ihre Kräfte doch einmal zu demonstrieren und Kommissar Bootz durch den Raum zu transportieren. Sarah schafft es problemlos und hat damit nicht nur vorgeführt, dass sie körperlich durchaus in der Lage gewesen wäre, die Tat zu begehen sondern auch, wie sich die Unmöglichkeit eines echten Vakuums auf unseren Alltag auswirkt.
Denn die moderne Physik sagt uns, dass man den Raum niemals komplett leer bekommt. Selbst wenn man sämtliche Moleküle, Atome und andere Teilchen aus einem Volumen entfernt, ist das was bleibt nicht leer. Da sind immer noch die Felder. Es gibt klassische Felder wie das elektromagnetische Feld, dass dann immer noch und definitiv “etwas” ist. Aber auch in komplett abgeschirmten Räumen gibt es immer noch die Quantenfelder. In der modernen Quantenfeldtheorie werden sowohl Materie als auch Felder einheitlich beschrieben. Auch die Teilchen sind hier Felder, wie das elektromagentische Feld. Für jedes Teilchen gibt es ein entsprechendes Feld das sich durch den ganzen Raum zieht und die Teilchen selbst “entstehen” dann, wenn man das Feld ausreichend stark anregt. Die Details der Quantenfeldtheorie sind ein klein wenig kompliziert – aber sie beschreibt die Realität äußerst gut. Sogar einige der seltsameren Konsequenzen dieser Theorie wurden schon experimentell bestätigt: Zum Beispiel der Casimir-Effekt, der besagt, dass zwei Platten die man einfach in ein Vakuum hängt, nicht regunslos verharren, sondern sich aufeinander zu bewegen. Und das hat nichts mit der Gravitationskraft zwischen ihnen zu tun sondern der Tatsache, dass das Vakuum eben nie komplett leer ist. Überall sind Quantenfelder und die erzeugen ständig virtuelle Teilchen, die gleich wieder verschwinden. Wie viele und welche Teilchen so erzeugt werden können, hängt aber vom Platz ab, der zur Verfügung steht. Ein Teilchen ist ja nur so lange ein Teilchen, so lange wir es als Teilchen betrachten und beschreiben – es kann genau so gut als Welle mit einer bestimmten Wellenlänge beschrieben werden. Und wenn diese Wellenlänge nicht genug Platz hat, entsteht das Teilchen nicht. Im engen Raum zwischen den Platten können also weniger virtuelle Teilchen entstehen als draußen und deswegen ist das Vakuum zwischen den Platten reiner als darum herum: Die Platten werden zusammengedrückt.
Und auch die Masse, die Sarah so beeindruckend bewältigt hat, ist einem Feld zu verdanken. Das Higgs-Feld ist auch überall und seine Wechselwirkung mit den anderen Teilchen/Feldern sorgt am Ende dafür, dass die Dinge ein Masse haben (der genaue Prozess ist ein wenig komplexer: lest euch am besten dazu die hier verlinkten Artikel durch). Gäbe es also tatsächlich ein echtes Vakuum in dem gar nicht mehr ist, dann gäbe es auch keine Masse… Und weil es dieses “Nichts” eben nicht gibt, bezeichnet man in der modernen als Vakuum den Raum, in dem alle Felder ihre niedrigste Energie haben. Das ist in vielen aber eben nicht allen Fällen gleichbedeutend mit der Nichtexistenz der jeweiligen Felder in diesem Raum. Das Higgsfeld ist ein Beispiel für ein Feld, das nicht verschwindet, wenn es seinen niedrigsten Energiewert erreicht.
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