Zusammen mit der Auswertung der Daten des Radioteleskops (auch bei den im Radiolicht leuchtenden Strukturen handelt es sich um Reste der Supernova) konnten die Wisenschaftlicher das Alter des Neutronensterns noch stärker eingrenzen. Das, was wir heute am Himmel sehen, kann nicht älter als 4600 Jahre sein! Die Supernova muss also irgendwann im 26. Jahrhundert v.u.Z. am Himmel der südlichen Erde zu sehen gewesen sein. Damit ist Circinus X-1 der jüngste Röntgendoppelstern den man kennt und das mit großem Abstand (der nächstältere ist einige zehntausend Jahre alt). Und damit ist auch sein seltsames Verhalten klar. Die Bahnen sind tatsächlich deswegen instabil, weil die Supernova, die das ganze System durchgerüttelt hat, noch nicht lange her ist. Und der Jet ist deswegen ständig so hell, weil der ins All gerichtete Materiestrom von den Supernovaüberresten eingefangen ist. Das heiße Plasma des Jets kann sich nicht richtig ausbreiten und bleibt weiterhin dicht und heiß, wie in einem Dampfkochtopf.

Nur die Sache mit dem Magnetfeld ist noch unklar. Wenn Circinus X-1 tatsächlich so jung ist, wieso ist dann sein Magnetfeld so schwach? Ein Neutronenstern entsteht ja aus dem Kollaps eines großen Sterns. Am Ende ist der Neutronenstern nur noch ein paar Dutzend Kilometer groß, wiegt aber immer noch mehr als die Sonne. Bei dieser enormen Verdichtung sollte sich eigentlich auch sein Magnetfeld enorm verstärken. Und erst im Laufe der Zeit kann es dann schwächer werden. Aber vielleicht können Neutronensterne doch mit schwächeren Magnetfeldern entstehen oder es viel schneller wieder abbauen, als man bisher dachte. Circinus X-1 zeigt jedenfalls, dass es sich lohnt, die entsprechenden Modelle noch mal genau anzuschauen und zu überarbeiten. Aber genau deswegen macht man ja Wissenschaft: Weil man Dinge finden will, für die es noch keine Erklärung gibt. Nur dann können wir etwas Neues über das Universum lernen…

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Kommentare (7)

  1. #1 Christian
    6. Dezember 2013

    Hi, Ein Teil des Textes ist irgendwie im zweiten Bild verschwunden (der Text vor dem Bild). Wäre nett, wenn du dass korrigierst.

  2. #2 Florian Freistetter
    6. Dezember 2013

    @Christian: Danke!

  3. #3 rolak
    6. Dezember 2013

    Das waren die Langzeit-Auswirkungen des schwarzen Lochs, denn high noon war es noch lesbar gewesen 😉

  4. #4 Ludger
    6. Dezember 2013

    Wie kann man denn ein Magnetfeld messen, welches 31.000 Lichtjahre entfernt ist?

  5. #5 Florian Freistetter
    6. Dezember 2013

    @l@ludger da gibt es verschiedene Methoden. Zb verändert ein Magnetfeld die spektrllinien. Siehe zeeman-effekt. Bin aber grade unterwegs und kann nicht im paper nachsehen was tatsächlich gemacht wurde.

  6. #6 Ben
    7. Dezember 2013

    Ein Spaßfakt, wenn wir gerade dabei sind; Kleopatra (VII) hat zeitlich näher an der Mondlandung gelebt als am Bau der Pyramiden.

  7. #7 Strudel
    7. Dezember 2013

    Sehr interessant!

    > Und der Jet ist deswegen ständig so hell, weil der ins All gerichtete
    > Materiestrom von den Supernovaüberresten eingefangen ist. Das heiße
    > Plasma des Jets kann sich nicht richtig ausbreiten und bleibt
    > weiterhin dicht und heiß, wie in einem Dampfkochtopf.
    Wie muss man sich das vorstellen, ein Dampfkochtopf besteht ja aus dichter Materie, während die Supernova-Überreste im Verhältnis dazu nahezu unendlich verdünnte Gase sind.
    Wenn sich das Jet-Plasma nicht wie üblich ausbreitet, liegt das womöglich an dem unüblichen Magnetfeld?