MMRs und sekulare Resonanzen können zu verstärkten gravitativen Störungen führen. Die Störungen, die sich normalerweise gegenseitig ausgleichen würden, können in einer resonanten Position verstärkt werden und die Bahn eines Himmelskörpers deutlich verändern. Landet nun ein Asteroid in so einer resonanten Position, dann kann er durch die Störungen (im Allgemeinen ist dann Jupiter verantwortlich) seine Bahn so stark verändern, dass er irgendwann bei den erdnahen Asteroiden landet. Die Resonanzen sind es also, die immer wieder für Nachschub bei den potentiell gefährlichen Himmelskörpern sorgt.
Dieser Prozess ist schon lange bekannt und auch in Computersimulationen sehr, sehr oft untersucht worden. Aber meines Wissens nach hat man noch nie beobachtet wie ein Asteroid aus einer resonanten Position heraus zum erdnahen Asteroid wurde. Das passiert natürlich auch nicht von heute auf morgen sondern kann Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern. Aber mit den mittlerweile sehr genau möglichen Positionsmessungen könnte man das durchaus schon frühzeitig erkennen. Wenn man denn wüsste, wo man hinsehen muss…
Und genau das haben Anatoliy Ivantsov und seine Kollegen von der Pariser Sternwarte untersucht. In einem kurzen Konferenzbeitrag mit dem Titel “On future opportunities to observe gravitational scattering of main belt asteroids into NEO source regions” haben sie Computersimulationen angestellt um herauszufinden, bei welchen Asteroiden die größte Chance besteht, dass sie in naher Zukunft aus einer resonanten Position hinaus zu erdnahen Asteroiden werden. Insgesamt wurden 1335 Asteroiden untersucht. 52 davon befanden sich in der Nähe der 3:1, 5:2, 2:1 oder 7:3 MMR mit Jupiter und 1273 Asteroiden waren in der Nähe verschiedener säkularer Resonanzen. Am Ende zeigte sich, dass jeweils knapp 10 Prozent Potential haben, von der Resonanz ausreichend gestört zu werden um sich zu erdnahen Asteroiden zu entwickeln. Jetzt muss da nur noch jemand lang genug hin sehen…
(P.S. Falls jemand ganz konkrete Fragen zum angesprochenen Fachartikel haben sollte: Einer der Autoren hat früher in Wien gemeinsam mit mir in der gleichen Arbeitsgruppe gearbeitet und ich kann ihn sicher dazu überreden hier aufzutauchen und die eine oder andere Frage zu beantworten)
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