Der GAIA-Satellit der Europäischen Weltraumagentur ESA wird die Astronomie revolutionieren. Laut Plan soll der Satellit am 19. Dezember 2013 um 10:12 MEZ mit einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guyana ins All starten. Ich werde den Start live verfolgen und kommentieren – allerdings nicht von Südamerika aus sondern von Darmstadt. Denn dort befindet sich das Satellitenkontrollzentrum ESOC und dort findet auch anläßlich des Starts eine nette Veranstaltung mit Vorträgen diverser Experten statt. Dieser Artikel hier wird im Laufe des Start-Events immer aktualisiert werden und ich werde probieren euch das wichtigste vom GAIA-Start zu übermitteln.

(Neue Beiträge erscheinen immer oben)

11:10

Ok. Nun scheint wirklich Schluss zu sein. Ich melde mich dann auch ab und mach mich auf den Weg nach Österreich wo ich die nächsten Tage verbringen und ein wenig ausruhen werde (Aber keine Sorge, ich habe ~40 Artikel vorbereitet: Bis 6 Januar ist für ausreichend Inhalt im Blog gesorgt. Verpasst zB nicht den “Was wurde aus dem Weltuntergang”-Artikel am 21.12.2013 😉 )

11:05

So. Der eigentliche Launch-Event ist jetzt vorbei. Es gibt noch abschließende Statements von diversen Leuten. Und danach Sekt für alle!

10:59

“Sojus is a living legend” und die vielseitigste Rakete aller Zeiten, sagt der ESA-Sprecher gerade.

10:57

Nochmal zurück zur Bahn von GAIA. Der Satellit ist im Lagrange-Punkt L2 stationiert (siehe hier für eine Erklärung). Der befindet sich weit weg von der Erde und in ihrem “Schatten”. So ist sichergestellt, dass GAIA in Ruhe beobachten kann und nicht vom Sonnenlicht gestört wird. Dort muss der Satellit aber erst mal hinfliegen und das dauert ein bisschen. Erst am 7. Januar (nach Plan) wird er dort ankommen. Und erst dann kann auch die eigentliche Arbeit losgehen.

10:54

Großer Applaus. Kontakt mit GAIA. Alles gut gegangen. GAIA fliegt jetzt alleine durchs All. Im Kontrollzentrum schüttelt man sich die Hände.

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10:53

Landgraf wird unterbrochen. Jetzt wirds kritisch bei GAIA.

10:52

Markus Landgraf von der ESA spricht jetzt über die Bahn von GAIA. Der Satellit wird ja nicht die Erde umkreisen, sondern einen Punkt der 1,5 Millionen Kilometer entfernt liegt, dem sogenannten “Lagrange-Punkt L2”.

10:50

Hey – noch ein Österreicher! Oskar Stocker aus Graz hat ziemlich coole Bilder zum GAIA-Start gemalt.

10:48

Jetzt kommt auch noch ein Theologe zu Wort und erzählt, was er von GAIA hält. Naja.

Er kommt von der International Society for Science and Religion. Was es alles gibt…

10:41

GAIA kann deswegen so viele neue Sachen herausfinden, weil der Satellit so absurd viele Daten sammelt. Und die müssen erst alle mal verarbeitet werden… In ganz Europa sind Zentren für Datenauswertung eingerichtet worden. Ulrich Bastian vom Astronomischen Recheninstitut in Heidelberg kommt von so einem Zentrum. In Heidelberg hab ich ja früher auch mal an der Verwaltung astronomischer Daten gearbeitet. Wäre ich dort geblieben, wäre ich jetzt vielleicht bei GAIA beteiligt. Aber anstatt mich mit ner Excel-Tabelle mit einer Milliarde Einträge rumzuärgern, berichte ich lieber darüber 😉

10:36

Jetzt sehen wir einen kurzen Film über dunkle Materie. Wir wissen, dass das Zeug dort draußen ist. Aber wir wissen noch nicht, aus was sie besteht. Nicolas Walton von der Uni Cambridge erklärt nun, dass GAIA auch hier neue Erkenntnisse bringen wird. Ist ja auch logisch. Wenn man die Bewegung und Position von Sternen so genau wie nie zuvor misst, kann man auch den gravitativen Einfluss der dunklen Materie so genau wie nie zu vor messen und auch ihre Verteilung in der Milchstraße genau kartografieren. Und das kann uns einiges über ihre wahre Natur verraten.

10:32

Bis zum ersten Signalempfang von GAIA gibt es nun kurze Interviews mit diversen Wissenschaftlern. Gerade ist Sergei Klioner von der TU Dresden dann. Er interessiert sich besonders für das, was man aus den GAIA-Daten über die allgemeine Relativitätstheorie lernen kann. Wenn die Relativitätstheorie doch irgendwo von der Realität abweicht, wird GAIA das messen können.

10:30

Oh schön! Es gibt demnächst eine GAIA-Planetariumsshow. Wir dürfen uns hier in Darmstadt den ersten Trailer dazu anschauen. Sieht großartig aus! Wenn das in nem Planetarium in eurer Nähe läuft, schaut es euch unbedingt an!

10:25

Wenn alles klappt, dann wird das erste Signal des Satelliten um 10:50 im ESA-Kontrollraum empfangen.

10:23

Hier ein kurzes Video. So sah es im Saal aus, als die Rakete startete (verwackelt und mit dem Handy gedreht):

10:22

Die dritte Stufe der Rakete wurde abgeworfen. Alles läuft nach Plan.

10:16

Noch kein Applaus hier im Saal. Den gibt es erst, wenn GAIA sicher im All schwebt und mit der Kontrollstation kommuniziert.

10:14:

Die Rakete ist gestartet! Jetzt müssen wir warten, bis der Satellit erfolgreich ausgesetzt ist.

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10:11

Noch 60 Sekunden!!

10:07

Noch 5 Minuten bis zum Start! Da steht die Sojus-Rakete in Kourou:

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09:57

Jetzt wird nach Kourou geschaltet.

Hu – Der Vorspann zur Übertragung sieht aus als würde er zu ner amerikanischen Krimiserie gehören… “CSI Kourou” oder so.

Und auch in Kourou erklären nochmal Leute, was GAIA macht.

Man verweist auch nochmal auf den Start von Herschel/Planck im Jahr 2009 – da war ich auch dabei.

09:55

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Jetzt wird live nach nebenan in den eigentlichen Kontrollraum geschaltet. Dort sind alle sehr beschäftigt.

09:52

Der Vertreter von Astrium, der Firma die GAIA gebaut hat, versichert uns gerade, dass er davon überzeugt ist, dass bei GAIA alles richtig zusammengeschraubt wurde und das Teleskop seine Arbeit erfüllen wird. Na dann!

09:49

GAIA ist übrigens der Nachfolger von Hipparcos. Das war eine ziemlich coole Mission in den 1990er Jahren. Und eine höchst spannende Mission. Der Satellit erreichte nicht die Bahn, die er erreichen sollte. Und trotzdem schafften es die Wissenschaftler, damit die beste Sternkarte zu erzeugen, die jemals gemacht wurde. Und immer noch die beste ist, die wir haben… zumindest so lange, bis GAIA die ersten Daten zur Erde schickt. Die spannende Geschichte von Hipparcos habe ich hier erzählt.

09:47

Jetzt spricht Jean-Jacques Dordain, der ESA-Generaldirektor. Und wir können auch sehen, wie er spricht – nur hören tun wir nix weil die Leitung aus Paris kaputt ist.

09:35

Jetzt spricht Mark McCaughrean vom ESA Directorate of Science and Robotic Exploration.

Er erklärt, was GAIA eigentlich macht: Die Sterne der Milchstraße vermessen, damit wir endlich ein vernünftiges dreidimensionales Bild von ihr bekommen. Und damit auch verstehen können, wie Galaxien entstehen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern.

Dazu will man die Sterne exakt vermessen: Position, Geschwindigkeit, Alter, Masse, Größe und so weiter. Und das von immerhin einer Milliarde Sterne. Und dann kann man per Computersimulation nicht nur schauen, wie sich diese Sterne durch ihre gegenseitige Anziehungskraft in Zukunft beeinflussen werden und wie sich die Milchstraße entwickeln wird. Man kann die Simulation auch rückwärts laufen lassen und nachsehen, wie die Milchstraße so geworden ist, wie wir sie heute sehen.

McCaughrean erklärt gerade wie man mit Parallax und Dopplerverschiebung Enfernung und Geschwindigkeit von Sternen misst. Aber das wissen meine Leserinnen und Leser sicher schon, oder? Das hab ich im Blog schon sehr oft erklärt 😉

GAIA ist so genau, dass man damit innerhalb von einigen Sekunden Beobachtung messen könnte, wie schnell das Haar eines Menschen wächst. Schöner Vergleich!

09:24

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Jetzt spricht der Ex-Astronaut Thomas Reiter ein paar Worte. Vorerst zählt er aber nur die diversen Ehrengäste auf, die heute vor Ort sind.

GAIA ist der 56. Satellit der ESA, der von Darmstadt aus gesteuert wird, sagt Reiter.

Und Reiter erwähnt nochmal, wie revolutionär GAIA sein wird. Ich hab das hier ausführlich erklärt.

Trotz allem ist ein Start eines Satelliten wie GAIA keine Routine, sagt Reiter. Hoffen wir mal, dass trotzdem alles gut geht.

09:21

Die Veranstaltung beginnt mit einer Schaltung nach Kourou, dem Weltraumbahnhof der ESA in Südamerika. Dort findet der “Roll Call” statt; es wird also nochmal bei allen Stationen abgefragt, ob alles in Ordnung ist (und im Hintergrund kann man im Kontrollzentrum auch ein sehr enthusiastisches Kind sehen – man kann nicht früh genug anfangen mit der Raumfahrt). Und wie wir gerade gehört haben, ist alles auf “Go!”. Kann also los gehen.

09:20

Los gehts! Die große Frage des Vormittags lautet: Wird der Akku meines Laptops durchhalten! Und die zweite große Frage lautet: Wird GAIA erfolgreich ins All geschickt werden?

Donnerstag, 19.12.2013
08:56

So. Nachdem ich die etwas komplizierte Prozedur hinter mich gebracht und endlich Internetzugang habe, kann der Live-Blog vom GAIA-Start nun losgehen. Das offizielle Programm beginnt um 9:20 Uhr. Hier oder hier müsstet ihr eigentlich auch live im Stream zusehen können.

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Mittwoch, 18.12.2013
20:12

Der offizielle Countdown für den GAIA-Start beginnt. Um 21:12 wird GAIA eingeschaltet und wartet dann in der Rakete auf den Start. Den Zeitplan könnt ihr hier nachlesen.

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Noch ist am Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt alles ruhig. Zumindest von außen. Die Techniker und Wissenschaftler werden vermutlich eine arbeitsreiche Nacht mit jeder Menge Checks und letzten Prüfungen vor sich haben.

Für mich und die anderen Medienvertreter die hier morgen den Start live miterleben können, öffnen sich die Türen des ESOC erst um 8:30. Dann wird es hier Vorträge von Astronaut Thomas Reiter, dem ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain und vielen anderen Wissenschaftlern geben. Und natürlich den Start von GAIA!

Bleibt dran und schaut morgen früh wieder auf diese Seite! Ab 9 Uhr (vielleicht auch schon früher) geht es hier mit der Live-Berichterstattung weiter!

Kommentare (44)

  1. […] Szart-Timelines hier und hier, mehr Links, der Live-Stream, laufende Updates hier, hier und hier und Artikel hier, hier und hier. [0:15 […]

  2. #2 John Steed
    19. Dezember 2013

    Würde den GAIA Start am liebsten hierüber sehen:

    Satellite Parameters

    EUTELSAT 10A @ 10 deg East TXP B3 CHANNEL 6MHZ SLOT 3A6
    DOWNLINK FR: 11042 MHZ POL X
    SR: 4.9373Ms/s FEC: ¾ MOD: DVBS2 8PSK
    SIGNAL: SD 16:9 MPEG2 420 10.7514 Mbps
    AUDIO:1 SOUND MONO
    AUDIO:2 SOUND MONO

    OR

    EUTELSAT 7A @ 7 deg East TXP B1 CHANNEL 6MHZ SLOT 1L6
    DOWNLINK FR: 11012.5 MHZ POL X
    SR: 4.434Ms/s FEC: 7/8 MOD: DVBS QPSK
    SIGNAL: SD 16:9 MPEG2 420 7.151 Mbps
    AUDIO:1 SOUND MONO
    AUDIO:2 SOUND MONO

    Thu, Dec 19, 2013 | 08:30 – 10:15 GMT | 09:30 – 11:15 CET
    ESA TV Live – 16:9

    Aber der vermaledeite Elevationsmotor von meiner 1,8m Schüssel gibt eine Fehlermeldung an meinen DRAKE-Steuerreceiver, ….Mist!. Okay, wer kann, oben sind die Empfangsdaten, blockiert man sich wenigstens nicht den Computer.

  3. #3 Florian Freistetter
    19. Dezember 2013

    Hmm – entweder sitzen alle ganz gebannt vorm PC und schauen zu. Oder es ist doch noch so früh und keiner interessiert sich für den Start und ich müsste nicht ganz so hektisch live bloggen…

  4. #4 Ille
    19. Dezember 2013

    Ich sitze gebannt davor und freue mich über jeden Informationsschnipsel! 😉

  5. #5 Roland
    19. Dezember 2013

    Al JAzeera gar ein paar Sekunden vor Liftoff live draufgeschaltet.

  6. #6 Pilot Pirx
    19. Dezember 2013

    Ich bin da.

  7. #7 starwolf
    19. Dezember 2013

    Auch auf n-tv war der Start “fast” live zu sehen

  8. #8 McPomm
    19. Dezember 2013

    Interessant, dass die ESA nicht ihre Ariane einsetzt, sondern russiche Sojus. Billiger? Oder sind die Russen auch Geldgeber und Teilnehmer am wissenschaftlichen Programm?

  9. #9 Florian Freistetter
    19. Dezember 2013

    @McPomm: Naja, wenn eine Sojus reicht, muss man keine riesige Ariane einsetzen. Ich fahr ja auch nicht mit dem LKW zum Bäcker, wenn ich nur zwei Brötchen holen will…

  10. #10 Till
    19. Dezember 2013

    Ich verfolge auch ganz genannt den Liveblog und freue mich jedes mal wenn eine neue Information eintrudelt.

    So,und um das hier zu schreiben hatte ich eigentlich in zu den Kommentaren runtergescrollt: Ich bin sehr beeindruckt,wie Du das schaffst gleichzeitig zu Filmen,zu fotografieren und zu Bloggen quasi eine eigene ein-mann Redaktion 🙂

  11. #11 Till
    19. Dezember 2013

    Aber anstatt mich mit ner Excel-Tabelle mit einer Milliarde Einträge rumzuärgern, berichte ich lieber darüber 😉

    zum Glück für uns 😀

    Bei solchen Datenmengen habe ich aufgegeben mich mit Excel herumzuärgern und mache da lieber mit Matlab.

  12. #12 Pilot Pirx
    19. Dezember 2013

    Klasse! Hoffentlich läuft weiter alles glatt.

  13. #13 Florian Freistetter
    19. Dezember 2013

    @Till: ” Ich bin sehr beeindruckt,wie Du das schaffst gleichzeitig zu Filmen,zu fotografieren und zu Bloggen quasi eine eigene ein-mann Redaktion :)”

    Es ist schon sehr stressig. Vom eigentlich Start hab ich kaum was mitbekommen… Ist aber immer so bei solchen Events. Irgendwann fahr ich mal zu nem Start und schau dann einfach nur zu…

  14. #14 Till
    19. Dezember 2013

    Glückwunsch an das Gaia Team! Ich drücke die Daumen, dass auch weiterhin alles nach Plan läuft.

  15. #15 Alderamin
    19. Dezember 2013

    Puh, Sojus… in letzter Zeit ist bei den Russen einiges schief gegangen. Gut zu wissen, dass offenbar die richtige Bahn erreicht wurde. Na, hoffentlich klappt dann auch alles mit der Inbetriebnahme, mit den Drallrädern etc. Aber das gefährlichste war sicherlich der Start.

    Gratulation an die ESA!

  16. #16 Till
    19. Dezember 2013

    @FF: Irgendwann fahr ich mal zu nem Start und schau dann einfach nur zu…

    Wenn Du mich mitnimmst, übernehme ich auch gerne den stressigen Teil 😉

  17. #17 Bernhard
    ICE durch Deutschland
    19. Dezember 2013

    Zu meiner Fassungslosigkeit konnte ich sowohl deinen Liveblog als auch den Stream quasi Ruckelfrei im ICE sitzend empfangen.
    Sachen gibts…

    Vielen Dank jedenfalls 🙂

  18. #18 McPomm
    19. Dezember 2013

    Im Wikipedia-Artikel wird darauf hingewiesen, dass wegen der Gefahr eines Stromausfalls und thermischen Schocks unbedingt vermieden werden soll, dass die Sonde in den nächsten 6 Jahren in den Kernschatten der Erde gelangt (der im L2 noch relativ groß ist). Daher umkreist sie den L2 in einer Lissajous-Bahn.

    Also um genau zu sein, Erdschatten: ja, Erdkernschatten: nein.

  19. #19 Roland
    19. Dezember 2013

    Danke für die großartige Arbeit, Florian und ESA!

  20. #20 towarisch
    19. Dezember 2013

    >Der befindet sich weit weg von der Erde und in ihrem >“Schatten”. So ist sichergestellt, dass GAIA in Ruhe >beobachten kann und nicht vom Sonnenlicht gestört wird.

    Gaia ist nicht praezise im L2, sondern umkrseit ihn in einem Orbit. Die Mission ist also nicht im Schatten der Ede und braucht permanentes Sonnenlicht fuer die Energieerzeugung und als Referenz fuer die Sonnensensoren.

  21. #21 towarisch
    19. Dezember 2013

    McPomm meinte:
    >Also um genau zu sein, Erdschatten: ja, Erdkernschatten: >nein.

    um noch genauer zu sein: Gaia wird keinerlei Kern- oder Halbschattenfinsternisse der Erde haben. Kleine Halbschattenfinsternisse des Mondes sind jedoch moeglich.

  22. #22 McPomm
    19. Dezember 2013

    Schön anschaulich wird das im PDF https://www.wissenschaft-online.de/artikel/913738&_wis=1 erklärt. Damals bezüglich der Satelliten Planck/Herschel. Da wurden vor allem zwei Gründe für den L2 angeführt. Zum einen, dass im Laufe des Jahres ein 360°-Kreis bei der Beobachtung, zum anderen eine ideale Ausrichtung der thermischen Abschirmung zur Sonne und Erde ohne Bahnkorrekturen abgedeckt werden kann.

  23. #23 karmel
    19. Dezember 2013

    weiß eigentlich jemand wie teuer es ist, mal live bei sowas dabeizusein? muss man eintritt zahlen?
    würde mal gerne nach kasachstan oder eben courou, denn so ein raketenstart ist sicherlich eines der mächtigsten dinge die man im leben sehen/hören kann.

    ad lagrange-punkt: gaia ist doch im orbit um den L2, also nicht direkt an dem punkt, da er dort durch die erdabschattung kein licht für die solarzellen bekommen würde – oder irre ich mich da?

  24. #24 karmel
    19. Dezember 2013

    oh sorry… das mit L2 wurde vorher durch McPomm beantwortet.

  25. #25 towarisch
    19. Dezember 2013

    Karmel:
    In Kourou kommt man nur mit Einladung an einen Beobachtungsplatz, bezahlen hilt da nicht. Auch von ausserhalb des abgesperrten Gelaendes hat man teilweise tolle Sicht.

  26. #26 Alderamin
    19. Dezember 2013

    @karmel

    Ich weiß nur, dass man sich bei der NASA um einen kostenlosen Eintrittspass bewerben muss.

    https://www.nasa.gov/centers/kennedy/launchingrockets/viewing.html

    Man kann aber auch von außerhalb des Geländes was sehen, Cocoa Beach oder Titusville. Hab’ den Jungfernflug des Shuttle Endeauvour vom Highway 1 aus nahe Titusville gesehen. Das war ganz schön weit weg von der Rampe, ohne Feldstecher sah man nur die Flamme und die Wolke, aber näher ran auf’s Gelände kommt man halt ohne Ticket nicht, und das muss man (jedenfalls damals bei den Shuttles) viele Monate vorher anfragen, weil der Andrang so groß ist. Ganz alleine stand ich da am Highway übrigens auch nicht 🙂

    Für uns Touris ist es nur blöde, wenn ein Start verschoben wird. Ich war damals auf Rundreise mit dem Auto unterwegs und jederzeit bereit, mal eben nach Cape Kennedy zu düsen. Dass der Start in den Urlaub fiel, war Zufall.

  27. #27 Alderamin
    19. Dezember 2013

    Viele Bilder und Videos vom Start gibt’s übrigens hier und ff. zu sehen:

    https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?PHPSESSID=ha7975g9hle2qkjpgruhl08kg7&topic=19838.msg1135411#msg1135411

  28. #28 Florian Freistetter
    19. Dezember 2013

    @karmel: Also beim ESOC in Darmstadt kann man sich für Führungen anmelden. Für solche Launch-Events braucht man aber eine Einladung; entweder als beteiligter Wissenschaftler, wichtiger Politiker oder Pressemensch.

  29. #29 stillerleser
    19. Dezember 2013

    @Alderamin:

    Puh, Sojus… in letzter Zeit ist bei den Russen einiges schief gegangen. Gut zu wissen, dass offenbar die richtige Bahn erreicht wurde. Na, hoffentlich klappt dann auch alles mit der Inbetriebnahme, mit den Drallrädern etc.

    Die misslungenen Starts von Sojus- und Protonraketen in letzter Zeit haben immer inländische (d.h. russische) Nutzlasten betroffen. Bei kommerziellen, d.h. ausländischen Starts ging nie was schief. Ich vermute mal dass das Qualitätsmanagement (aufgrund der Auftraggeber) da besser war/ist.

    Zu unser aller Beruhigung kann ich sagen, dass auf Gaia gar keine Drallräder zum Einsatz kommen. Die Lageregelung erfolgt über sog. Mikrothruster.

  30. #30 Theres
    19. Dezember 2013

    @Florian
    Danke für die schöne Berichterstattung! Ich hab heute Morgen leider so was von verschlafen … doch beim Lesen hatte ich das Gefühl, ich wäre dabei.

  31. #31 karmel
    19. Dezember 2013

    danke für die infos!

  32. #32 stone1
    19. Dezember 2013

    Ich hab dieses Ereignis leider sowohl verschwitzt als auch verpennt, und erst um etwa 18:00 in irgendwelchen Abendnachrichten davon erfahren, dass der Start von GAIA ja heute war.

    Danke für Deinen Live-Report, konnte so zwar nicht in Echtzeit dafür wenigstens nachträglich mitfiebern, auf der ESA Livestream-Seite läuft das Video auch noch immer in einer Wiederholungsschleife. Schön dass bisher alles gut geklappt hat, schade dass wir uns wohl noch ein Weilchen gedulden müssen, bis erste Ergebnisse ausgewertet werden können.

  33. #33 Yasi
    19. Dezember 2013

    Hi zusammen!
    Erst einmal: Coole Sache mit dem Sateliten! Ich bin gespannt, was es da alles zu sehen geben wird! Ich bin blutige Anfängerin im Bezug auf die Materie und hab kürzlich mein Interesse für Astronomie entdeckt, also noch viel zu lernen 😉 mich würde eine Sache brennend interessieren: der Satellit braucht knapp 3 Wochen um zu einem so weit entfernten Punkt zu kommen. Aber von irgendwas muss er ja angetrieben werden. Warum ist es eigentlich nicht möglich ein bemanntes Raumschiff zu einem gewissen Punkt zu bringen (was ja anscheinend in absehbarer Zeit erreichbar ist) ? Ich mein, die Technologie ist ja relativ hoch entwickelt und ich frage mich warum die letzten 30 Jahre zB allein schon niemand mehr zum Mond geflogen ist… Wobei ich ehrlich gesagt glaube, dass das auch nicht so war wie es und verkauft wurde.. Aber naja, das sei dahin gestellt. Kernfrage ist: warum kann man Satelliten so weit weg schicken, aber kein bemanntes Raumschiff?

  34. #34 stone1
    19. Dezember 2013

    @Yasi:
    Ich gehöre zwar nicht zu den Experten hier, ein paar Ansätze zur Beantwortung Deiner Frage kann ich vielleicht dennoch liefern:

    Erstens wäre ist es ein immenser Mehraufwand ein bemanntes Raumschiff anstelle eines unbemannten und ferngesteuerten Satelliten zu starten, der ganze Lebenserhaltungskram, Nahrungsvorräte, Wasser sowie eine Strahlungsabschirmung. Das hätte ein um ein vielfaches höheres Startgewicht zur Folge, man bräuchte also eine größere Startrakete und viel mehr Treibstoff. Vom Aufwand der sicheren Rückholung des Astronauten will ich gar nicht anfangen. Und dann hätte der Astronaut dann auch noch die extrem langweilige Aufgabe, den Sensoren beim Datensammeln zuzuschauen (und nebenbei nasezubohren oder was auch immer).

    Es ist schlicht völlig unnötig, einen Menschen bei so einer Mission mitzuschicken.

    Dass man kein bemanntes Raumschiff so weit oder noch weiter wegschicken kann, ist ja nicht gesagt, es wurde bloß noch nicht gemacht. Eine bemannte Mission zum Mars (das Mars One Projekt 2018) ist ja geplant, obwohl ich mich nicht wundern würde wenn der geplante Start 2018 noch das ein oder andere Mal verschoben wird…

  35. #35 Drumer
    Darmstadt
    20. Dezember 2013

    Hast du auch was von der Stadt sehen können oder nur den Weg vom Bahnhof zur ESA?

  36. #36 Florian Freistetter
    20. Dezember 2013

    @Drumer: ich war einmal kurz im Stadtzentrum; aber so richtig viel Zeit hatte ich noch nicht…

  37. #37 Alderamin
    20. Dezember 2013

    @Yasi

    Das Problem ist, dass seit den Apollo-Tagen keine Rakete mehr zur Verfügung stand, die stark genug war, Menschen mit dem notwendigen Wohnmodul für einen längeren Flug ins All zu schießen, das ist einfach viel mehr Masse, als eine Raumsonde von höchstens ein paar 1000 kg. Das Apollo-Raumschiff wog schon ohne Mondlandefähre 30 Tonnen. Und darin hatten drei Astronauten weniger als 6 Kubikmeter Platz, das ist ein Würfel mit 1,8 Meter Seitenlänge. Darin willst Du nicht wochenlang unterwegs sein. Und um dieses kleine Ding inklusive Mondlandefähre zum Mond zu schießen, brauchte es eine Rakete von 110 m Höhe, deren Gewicht von 2800 Tonnen zu 95% Treibstoff war.

    Das Space Shuttle wog über 100 Tonnen. Sein Antrieb reichte, um es auf 8 km/s (ca. 28800 km/h) zu beschleunigen, das ist die Geschwindigkeit auf einer niedrigen Erdumlaufbahn. Wäre es eine leichte Kapsel gewesen und kein Gerät von der Größe eines Verkehrsflugzeugs, hätte man mit diesem Antrieb auch eine Kapsel zum Mond schießen können. Zum Abbremsen reichte dem Shuttle eine Verlangsamung um nur 320 km/h, um wieder in die Atmosphäre einzudringen, worauf hin die Abbremsung durch den Luftwiderstand der Atmosphäre die Rückkehr zum Erdboden ohne Antrieb ermöglichte.

    Wenn Du von der Erde wegwillst, musst Du hingegen ca. 11,2 km/s (40320 km/s) erreichen und je nachdem, auf welche Bahn Du willst, musst Du dort wieder abbremsen, und um von dort wegzukommen wieder beschleunigen, und das eher mit um ein paar km/s als ein paar hundert km/h.

    Aus den Resten des Shuttle-Programms bauen die Amerikaner derzeit eine große Rakete (SLS), die stark genug sein wird, ein ähnliches Gerät wie das Apollo-Raumschiff mit 9 Kubikmetern Rauminhalt und 21 Tonnen Gewicht zum Mond und auch weiter weg zu befördern. Um noch ein Wohnmodul für Langzeitflüge mitzunehmen, braucht es einen weiteren Start dieser Rakete, und beide Teile müssen dann im Weltraum aneinander gekoppelt werden. Um zum Mars zu fliegen und dort die nötigen Monate verbleiben zu können (man kann nicht zurück fliegen wann man will, sondern Erde und Mars müssen an bestimmten Stellen ihrer Bahn stehen, damit man mit möglichst wenig Treibstoff zurück kommt), braucht es mindestens 7 Starts dieser Riesen-Raketem, wohlmöglich noch mehr (beinahe so viele, wie alle Saturn-V-Starts zum Mond, das waren inkl. eines unbemannten 10 Stück).

    Das zeigt, um wieviel aufwändiger die bemannte Raumfahrt gegenüber der unbemannten ist. Menschen sind groß und brauchen Raum und Nahrung. Und bei der unbemannten Raumfahrt braucht man nicht alle Systeme mehrfach redundant auszulegen, eine verlorene Raumsonde ist keine Katastrophe, eine verlorene Crew hingegen schon. Das kostet halt Gewicht.

  38. #38 Yasi
    20. Dezember 2013

    Danke für eure ausführlichen Antworten! Ja, das klingt alles ziemlich logisch. Da frag ich mich doch, wie war es in den 60gern möglich, gleich mehrere Raketen mit Crew zum Mond zu befördern wenn wir heute, mehr als 50 Jahre später, mit einer Technik die weit fortgeschrittener ist als damals, auf all diese Punkte Rücksicht nehmen müssen? Ich mein, entweder wissen wir nicht was die alles können ( 😉 ), oder es war alles Fake…?

  39. #39 Florian Freistetter
    20. Dezember 2013

    @Yasi: Damals hat man einfach WAHNSINNIG viel Geld auf die Raumfahrt geschmissen. Da ging es nicht um Wissenschaft, sondern es ging um die Vorherrschaft im All und den Sieg im kalten Krieg. Das Budget der NASA war irrsinig hoch. Und wenn man sich anstrengen würde, könnte man heute natürlich auch zum Mond fliegen. Will nur keiner mehr das Geld investieren.

    Und GAIA macht bemannt keinen Sinn. Das was GAIA macht KANN ein Mensch gar nicht erledigen. Da geht es um die Kartografierung des Himmels. Das wäre so, als würde man im Büro anstatt eines Kopiergeräts einen Typen hinstellen, der alle zu kopierenden Dokumente händisch abmalt. Funktioniert auch, ist aber völlig unpraktisch. Genau so wäre es, GAIA bemannt durchzuführen…

  40. #40 klauszwingenberger
    20. Dezember 2013

    In den 60ern gab es dafür reichlich Geld. Damals gab es einen Wettstreit der Systeme, und Teil davon war der Wettlauf zum Mond. Nach sechs bemannten Landemissionen war die Luft erst mal raus. So große Trägerraketen brauchte man nicht mehr, und irgendwann waren die vorhandenen Saturn V-Raketen alle.

    Rücksicht nehmen musste man auf diese Punkte immer, es sind ja nur die Folgen von Naturgesetzen. Es war nur eben lange Zeit niemand mehr bereit, die Kosten für den technischen Aufwand zu zahlen.

  41. #41 Alderamin
    20. Dezember 2013

    @Yasi

    Das ist eine reine Frage der Kosten und der Zielsetzung. Die NASA hatte in den 60ern ein unglaubliches Budget, ca. 5% des US-Haushalts zu Spitzenzeiten, und das Ziel war, vor den Russen auf dem Mond zu sein. Nach den Mondflügen wurde dieser Betrag herunter gefahren und das Shuttle gebaut, mit dem man nur in die Erdumlaufbahn kam, weil man dort forschen wollte. Das Shuttle sollte den Flug ins All viel günstiger machen, weil es wiederverwendbar war. Es zeigte sich jedoch, dass die Wartungskosten unglaublich hoch waren und jeder einzelne Flug kostete beinahe eine Milliarde Dollar. Da war kein Geld mehr übrig, noch eine parallele Rakete für die Erkundung erdferner Ziele zu bauen. Immerhin hat es noch für die internationale Raumstation gereicht, aber da wurde die Kosten mit den Russen und Europäern geteilt.

    Um die neue Rakete für bemannte Mond- und Marsflüge zu bauen, wurde deswegen das Shuttle eingemottet. Alle verbliebenen 3 Shuttles stehen jetzt im Museum, fast die ganze Belegschaft wurde entlassen. Und jetzt ist gerade genug Geld da (die NASA bekommt nur noch 0,5 % des US-Haushaltes und finanziert davon alle ihre Projekte, Raumsonden, Weltraumteleskope, Funkstationen auf der Erde und Entwicklung neuer Raumfahrzeuge), um eine neue Schwerlastrakete (SLS) und eine Kapsel (Orion) zu bauen. Für eine Landefähre reicht es erst mal nicht (die geplante Altair wurde gestrichen), d.h. man kann zwar um den Mond herum fliegen, aber nicht landen. Und für Langzeitflüge müsste man so etwas wie die Module der ISS als Wohnmodule entsprechend umbauen, dafür gibt’s Ideen, aber nichts konkret bewilligtes.

    Hat also nichts damit zu tun, dass man nicht zum Mond oder Mars fliegen könnte, sondern man hat das verfügbare Geld bisher anders ausgegeben. Jetzt erst arbeitet man an neuen Raumfahrzeugen für Mond- und Marsflüge, irgendwann wird man wohl auch ein Landefahrzeug bauen, aber es dauert halt zehn Jahre, mit dem verfügbaren Budget alles umzusetzen.

  42. #42 Yasi
    20. Dezember 2013

    Das wusste ich zB schonmal nicht, das heute gespart wird in dem Punkt. Das war auch meine eigentliche Frage, warum es damals ging, heute aber nicht. Danke für die Antwort! Und danke für den Bericht! Ich finde es immer bemerkenswert, das es so geduldige Menschen wie dich gibt, die etwas so ausführlich und auch für Laien wirklich verständlich erklären. Daumen hoch!

  43. #43 stone1
    20. Dezember 2013

    @Alderamin:
    Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt ins Klugscheißereck zu stellen, ergänze ich noch dass auch die kanadische (CSA) und die japanische (JAXA) Raumfahrtbehörde an der Internationalen Raumstation mitwirken und einen Teil der Kosten tragen. Soviel Zeit muss sein.

  44. #44 Alderamin
    20. Dezember 2013

    @Stone1

    Die Japaner waren mir noch eingefallen, als ich’s schon abgeschickt hatte. Und Kanada – stimmt, der Canadarm-Roboterarm kam zum Beispiel von der CSA.

    Bei Orion wird das Service-Modul (das Ding unter der Kapsel mit dem Triebwerk und den Solarzellen) von der ESA gebaut werden.