Wenn man sich zu lange auf Facebook herum treibt, kann man manchmal ein wenig deprimiert werden. Dabei finde ich Facebook (und die ganzen anderen sozialen Medien) durchaus praktisch. Es ist eine wunderbare Möglichkeit um mit Menschen zu kommunizieren und eine noch viel bessere Methode, um Informationen zu verbreiten (und zu erhalten). Ein Klick, und ein Artikel, eine Nachricht, ein Video oder ein Bild ist sofort geteilt und weitergeleitet. Nachrichten können sich so sehr schnell sehr weit ausbreiten und von sehr vielen Menschen gesehen werden. Diese unkomplizierte Methode führt aber leider auch oft zu einer unkritischen Verbreitung von Nachrichten. Man liest vielleicht nur die coole Überschrift und schon klickt man auf “Teilen” ohne vorher überhaupt nachgesehen (oder gar darüber nachgedacht) zu haben, was man da eigentlich teilt.
So verbreiten sich Panik-Meldungen über Weltuntergang, Asteroidengefahr oder explodierende AKW-Brennstäbe durch das ganze Internet, obwohl sie nichts mit der Realität zu tun haben. So verbreiten sich höchst spekulative Pressemitteilungen, Werbeartikel die so tun als wären sie Nachrichten und so verbreitet sich auch ganz simpler Unsinn.
Über “Medienkompetenz” wurde ja schon oft genug diskutiert (und die klassischen Zeitungen sind in der Hinsicht selten unproblematischer; sie sind nur nicht so leicht zugänglich wie die Nachrichten im Internet). Aber eine schnelle Lösung für dieses Problem wird es nicht geben. So lange man nicht lernt, vorher über das nachzudenken, was man im Internet verbreitet, wird sich daran nichts ändern. Und der schnelle Klick auf “Teilen” wird weiterhin verlockend bleiben…
Joe Hansons von It’s okay to be smart hat dieses Thema in der aktuellen Folge seines Videoblogs behandelt und ihr solltet euch das auf jeden Fall ansehen:
Besonders die Sache mit den Pressemitteilungen ist wichtig! (Lest dazu auch noch den Artikel den Hansen geschrieben hat)
Pressemitteilungen sind eine durchaus relevante Informationsquelle. Aber man muss sich dabei eben bewusst sein, was Pressemitteilungen sind und was sie nicht sind. Sie sind keine wissenschaftliche Facharbeit. Sie sind keine objektiven Informationen. Sie sind PR für die Forschungseinrichtung und die beteiligten Wissenschaftler und dazu dazu, beide im besten Licht erscheinen zu lassen. Pressemitteilungen sind keine Wissenschaftsnachrichten. Das ist auch der Grund, warum ich mich schon vor einiger Zeit dazu entschieden habe, keine Artikel mehr über Themen zu verfassen, bei denen kein öffentlicher Zugang zu den Primärdaten besteht. Sehr oft wird von Forschungseinrichtungen eine Pressemitteilung zu einem Thema publiziert; der Zugriff auf den eigentlichen wissenschaftlichen Fachartikel aber bleibt auf zahlende Kundschaft des jeweiligen Verlags beschränkt. Aber man kann keinen vernünftigen Artikel nur auf Basis einer Pressemitteilung schreiben. Und die Leser können den Artikel nicht vernünftig beurteilen, wenn sie nicht auch Zugang zu den Informationen haben, auf denen der Artikel basiert. Deswegen schreibe ich hier im Blog nur über Forschungsergebnisse, die frei zugänglich sind.
Das heißt nicht, dass Pressemitteilungen böse, falsch oder sonst irgendwie bedenklich sind oder sein müssen. Sie sind eben nur keine Wissenschaftsnachrichten. Aber es ist bedenklich, dass viele Seiten im Internet genau solche Pressemitteilungen sammeln, sie neu formatieren und dann den Eindruck erwecken, es handle sich um echte wissenschaftliche Nachrichten (und dass so etwas auch bei den ScienceBlogs vorkommt macht mich auch nicht unbedingt glücklich). Denn damit wird in der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild der Wissenschaft erzeugt!
Also: Denkt nach, wenn ihr irgendwo auf Wissenschaftsnachrichten stoßt. Aber das gilt ja eigentlich sowieso immer bei den Medien. Denkt nach. Und glaubt nicht einfach alles, nur weil es irgendwo aufgeschrieben worden ist. Und denkt vor allem nach, wenn ihr Nachrichten selbst weiterverbreitet!
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