"Interaktive" Ausstellung: Man kann ganz aktiv zwischen den toten Tieren herum gehen!

Auch simple Schaukästen können “interaktiv” und “multimedial” sein – man muss nur wissen, wie!

Ich denke, man darf und soll die Öffentlichkeitsarbeit nicht alleine den Museen und ähnlichen Einrichtungen überlassen. Sie können das – trotz aller Interaktivität – nicht alleine leisten. Das scheint auch Schaffer so zu sehen:

“Der Politik geht es heute anscheinend vor allem darum, dass Museumsbesuche junge Leute für die Natur- und Technikwissenschaften interessieren sollen. Man geht davon aus, dass ausgestellte Wissenschaft genau das leisten kann. Aber wie das wirklich funktionieren soll, weiß niemand so ganz genau.”

Wissenschaft kann eben nicht komplett vermitteln, wenn man nur die Ergebnisse der Forschung präsentiert. Die Wissenschaft selbst muss öffentlich werden. Wir müssen vielleicht nicht unbedingt zurück zum Forschungsmuseum des 19. Jahrhunderts. Aber die Forschungseinrichtungen der Gegenwart müssen öffentliche Orte wie die Museen werden!

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Kommentare (9)

  1. #1 Herbert
    15. Januar 2014

    Hallo Florian,

    gerade das NHM, aus dem Deine Bilder stammen, ist ein exzellentes Beispiel für so ein “Forschungsmuseum”. Es ist – so weit ich weiss – die größte ausseruniversitäre Forschungseinrichtung in Österreich und der Generaldirektor ist ein weltweit führender Impaktforscher (um nur ein Beispiel zu nennen).

    Immer wieder werden verschiedene Schausäle neu gestaltet (zuletzt die Anthropologie und der Meteoritensaal): Nach neuesten museumspädagogischen Richtlinien (ja, auch interaktiv), ohne dabei das unverwechselbare Flair des NHM zu zerstören. Täglich gibt es Vorführungen im Mikrotheater und auch zahlreiche Mikroskope, an denen man selbst “forschen” kann. Und es gibt auch regelmässige Führungen “hinter die Kulissen”, wo man die Arbeit der Forscher sehen kann.

    Übrigens – so habe ich mir daa sagen lassen – war das Museum von Beginn an so geplant, dass die Besucher nahe an die Forscher herangeführt werden. Von den Schausälen gibt es jeweils Türen in die Räume der Forscher, die das jeweilige Sachgebiet bearbeiten. Die Idee war es, diese Türen auch zu öffnen und Forschung so erlebbar zu machen. Eine sehr fortschrittlicher Auffassung für ein Museum, das vormmehr als 150 Jahren geplant wurde!

  2. #2 Florian Freistetter
    15. Januar 2014

    @Herbert: ” Eine sehr fortschrittlicher Auffassung für ein Museum, das vormmehr als 150 Jahren geplant wurde!”

    Ich mag das NHM in Wien sehr gerne! Ich habe es jetzt auch nicht als schlechtes Beispiel bringen wollen. Mir hat es dort sehr gut gefallen: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/12/27/das-naturhistorische-museum-in-wien/ Und das “klassische” Flair wegen dem ich die Bilder für diesen Artikel ausgewählt habe ist durchaus ein Pluspunkt des Museums. Mir ging es ja gerade darum, beides; das alte und das neue; die Forschung und die Präsentation zu verbinden. Und das macht das NHM recht gut. Aber damit kein falscher Eindruck entsteht, habe ich die Bildunterschriften ein wenig modifiziert.

  3. #3 Ralf
    15. Januar 2014

    Gerade das NHM war für mich bisher ehrer ein Negativbeispiel.
    Habe vor vielen Jahren in einer Ecke des Museums ca 200 Gehörgänge von verschiedenen Vögeln in Glaskolben gefunden.
    Das kann für den Forscher sicher intressant sein aber selbst für den interessierten Laien…
    Da ist mir ein Jugendlabor wie es das Technorama hat und in dem nicht “wirklich” an neuen Dingen geforscht wird doch deutlich lieber.

  4. #4 Florian Freistetter
    15. Januar 2014

    @Ralf: “Gerade das NHM war für mich bisher ehrer ein Negativbeispiel.”

    Ja, früher war das NHM tatsächlich äußerst öde. Aber seit Köberl dort Direktor ist, hat sich viel geändert. Wie ich in meinem Artikel dazu (https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/12/27/das-naturhistorische-museum-in-wien/) ja auch erkläre, gibt es dort mittlerweile jede Menge zu tun, zu sehen und zu erleben. Das ist nicht mehr das alte und verstaubte Museum von früher…

  5. #5 Herbert
    15. Januar 2014

    @Ralf: “Habe vor vielen Jahren in einer Ecke des Museums ca 200 Gehörgänge von verschiedenen Vögeln in Glaskolben gefunden.”

    Du bist ja hoffentlich nicht den lieben langen Tag vor den Glaskolben stehen geblieben…? ;^)

    Im Ernst: Gerade das finde ich am NHM so toll, dass es einerseits gute Wissensvermittlung für das breite Publikum gibt, aber andererseits auch Exponate für Fachleute, die man sonst kaum irgendwo zu sehen bekommt.

  6. #6 Rotschopf
    15. Januar 2014

    Das fällt mir auch immer wieder als nicht(mehr)-Student auf, es ist eine echte Prozedur, Einlass in die heiligen Hallen einer Universitätsbibliothek zu bekommen und dort auch Dinge lesen zu können. Volksbildung sollte einfach viel einfacher sein. Der Zugang sollte einfacher sein.

    Das NHM rüstet in letzter Zeit wirklich auf. Ich bin regelmäßig dort und schau mir meine geliebte Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung an und jedes Mal gibts was neues zu entdecken im Rest der Abteilungen (Asteroiden-Zimmer, Dinos, jetzt die Anthropologie-Ausstellung). Aber noch immer kann eine Menge verbessert werden. Vitrinen, in denen 300 Exponate aus archäologischen Ausgrabungen liegen, wo dann irgendwo auf der Seite ein kleines Schildchen liegt mit “ca 500 v Chr, Österreich”, keine Angabe des Fundumstands, keine Angabe zum Nutzen der Gegenstände, Material oder zumindest Fundort, das macht jemand wie mir, der sich mit Urgeschichte näher beschäftigt, spannend sein, aber der 0815-Besucher wird da wohl eher gähnen. Und das sind nun mal leider Dinge, da kann man schon auch mal kritisieren, denn die können kostenfrei und schnell geändert werden.

  7. #7 noch'n Flo
    Schoggiland
    15. Januar 2014

    Ich finde ja vor allem die Museen in England immer wieder vorbildlich, was die Präsentation angeht. Vor 2.5 Jahren war ich nach langer Zeit in London mal wieder im “Science Museum” – absolut empfehlenswert.

  8. #8 KeinAnfang
    16. Januar 2014

    Also meine Kinder gehen immer wieder gerne ins NHM, als kann es nicht so schlecht sein.
    Teilweise sind es gerade die “verstaubten” Vitrinen mit ihren 1000 Vögel (oder was auch immer) die Interesse wecken.
    Etwa kennen wir die Vögle, welcher gefällt mir am besten, haben wir den schon wild gesehen, …
    Das sind durchaus Fragen, die sich spontan bei meinen Kindern stellen und einen Ausflug in das Museum mehr zu einer Tagesveranstalltung machen.
    Natürlich ist es gut, wenn es nicht mehr so ist, dass alles NUR aus verstaubten Vitrinen besteht, in denen kleine Kärtchen kaum Information über das gesehene liefern

  9. #9 Rotschopf
    16. Januar 2014

    @KeinAnfang: Ich glaub das liegt sicher auch an guten Eltern, dass sie Kinder nicht nur im Museum “abgeben”, sondern aktiv mit ihnen den Besuch leisten und eben solche Dinge sagen wie: “Welchen davon haben wir schon mal im Wald gesehn.”
    Aber ich denke, Kinder sind die, die man am allerwenigsten begeistern muss, die sind von sich aus wissbegierig, leichter zu beeindrucken und zu unterhalten.

    Das eigentliche Problem für die Museen liegt darin, die Eltern – also Erwachsene – zum Besuch anzustiften. Und ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie verdammt uninteressiert manche Erwachsenen sein können. So uninteressiert, dass sie sogar das Interesse ihrer Kinder abwürgen. Indem sie sie zB lieber ins Kinderland von Ikea stecken und dort shoppen gehn, als mit ihnen etwas zu unternehmen, wo sie auch was lernen können. Seine Kinder von Bildung fernzuhalten find ich eine ganz besonders unangenehme Spielart der Vernachlässigung.

    Ich bin ja der Meinung, dass man Erwachsene da packen sollte, wo es sie selbst betrifft, dass man ihnen aufzeigen sollte, wo Wissenschaft in ihr Leben tritt. Warum es sie interessieren könnte dass (ich greif jetz mal auf mein Interessensgebiet Living History zurück) man früher in Tontöpfen auf offenem Feuer kochte. Weil sich Tontöpfe ganz hervorragend fürs Kochen eignen zB, da sie die Temperaturen und Feuchtigkeitsverhältnisse im Inneren stabil halten und das Fleisch saftig bleibt (Prinzip Römertopf, beim nächsten Schmorbraten für das Familienfest probieren sies mal damit).

    Erfolgreiche Wissensvermittler können das, sie können aufzeigen, warum es sich lohnt, etwas zu wissen oder was interessantes an einem Stück Alltag dran ist. Sie können Geschichten erzählen, nicht nur die nackten Fakten.
    Das ist eine Wabenkröte. Langweilig.
    Das ist eine Wabenkröte, wussten sie schon, dass sie ihren Nachwuchs in kleinen Hautbeuteln auf ihrem Rücken aufzieht? Ok, eklig, aber interessant.
    Florian hat das scheinbar auch schon erkannt, den Kometen im Cocktailglas hab ich grad auf meinem Kindle. 🙂