Auf dem Mars passieren mysteriöse Dinge. Das kann man zumindest derzeit in jeder Menge Medien lesen. Der Mars-Rover Opportunity hat einen Felsen fotografiert, der vorher nicht da war! Aber auch auf dem Mars können Felsen doch nicht einfach so mitten aus dem Nichts auftauchen, oder? Was ist dort passiert?
Opportunity ist am 25. Januar 2004 auf dem Mars gelandet und feiert am Samstag sein 10jähriges Jubiläum. In den 10 Jahren hat der kleine Rover am Mars jede Menge tolle Dinge entdeckt. Der mysteriöse Stein, der kürzlich fotografiert wurde hat aber trotzdem das Potential, eine ganz besondere Entdeckung zu werden.
3528 Marstage (Ein Marstag dauert 24 Stunden und 40 Minuten und wird “Sol” genannt) nach der Landung im Jahr 2004, also am 30. Dezember 2013 (wenn ich mich nicht verrechnet) habe, hat Opportunity dieses Bild hier gemacht:
Typischer Marsboden; an sich nicht weiter bemerkenswert (so weit man überhaupt davon sprechen kann, dass es NICHT bemerkenswert ist, wenn ein ferngesteuerter Rover auf einem anderen Planeten herumfährt und dort Fotos macht!). An Sol 3540, also am 12. Januar 2014 machte Opportunity noch ein Bild:
Da liegt ein Stein. Rechts über dem Stein könnt ihr in den Felsen ein kreuzförmiges Muster sehen und das gleiche Muster findet man auch im ersten Bild. Es handelt sich um genau das gleiche Stück Boden. Aber in den knapp 14 Tagen die zwischen den Aufnahmen liegen, ist dort ein Stein aufgetaucht.
Natürlich wird im Internet wieder heftig spekuliert. Aliens! Lebewesen!! Ein komischer Pilz der mal eben schnell gewachsen ist!!! Und vermutlich wird es nicht lange dauern, bis die üblichen Verschwörungstheoretiker und Pseudowissenschaftler den “mysteriösen” Stein in ihre Denkgebäude eingebaut haben.
Aber ich persönlich finde den Stein jetzt gar nicht so sehr mysteriöse. Denn wir vergessen meistens immer eines: Der Mars ist kein toter Planet! Wir wissen zwar, dass es auf dem Mars kein fließendes Wasser gibt, keine Pflanzen die wachsen und keine Tiere, die durch die Landschaft hüpfen. Aber trotzdem ist der Mars keine starre Gruft, in der nichts mehr passiert! Der Mars ist ein ausgewachsener Planet mit einer (dünnen) Atmosphäre; mit Wind und Stürmen; mit Wolken; mit Temperaturunterschieden; mit jahreszeitlichen Zyklen; mit Eis, das manchmal schmilzt und manchmal wieder gefriert; und so weiter. Ok, der Mars ist jetzt nicht so voller Action wie wir das von der Erde gewohnt sind. Aber er ist auch weit davon entfernt, eine reglose Planetenleiche zu sein.
Wir kennen den Mars immer nur aus Standbildern, die oft sogar noch schwarz/weiß sind. Und angesichts des mangelnden Lebens ist es leicht, uns den Mars als einen Ort vorzustellen, an dem nichts passiert. So wie der Mond, auf dem ja heute immer noch die Fußspuren der Astronauten zu sehen sind, die dort vor Jahrzehnten gelandet sind. Aber der Mond hat eben keine Atmosphäre und dort passiert tatsächlich so gut wie nichts, wenn man von den sporadischen Meteoriteneinschlägen absieht.
Dass auf dem Mars ein kleiner Felsen dort liegt, wo vorher keiner lag ist also erstmal genau so wenig mysteriös wie es ein kleiner Felsen auf der Erde wäre, der irgendwo herum liegt, wo er vorher nicht herum gelegen ist. Aber natürlich will man herausfinden, was genau passiert ist! Wir wollen den Mars ja verstehen und sind extra deswegen hingeflogen um genau solche Dinge und Abläufe zu untersuchen.
Natürlich könnte der Stein ein Meteorit sein, der auf dem Mars eingeschlagen ist. Dank vieler Hollywoodfilme stellen wir uns den Einschlag eines Meteoriten ja zwangsläufig immer als katastrophales Ereignis vor, mit Feuer und Rauch und Krater und großem Wumms. Aber kleinere Steine können durchaus ohne großes Aufsehen auf einem Planeten einschlagen. Bzw. eben gerade nicht “einschlagen” sondern einfach nur “runterfallen”. Vielleicht ist dieser Stein also tatsächlich in den letzten 14 Tagen einfach so vom Himmel gefallen. Das wäre allerdings ziemlich unwahrscheinlich… Etwas wahrscheinlicher wäre es, dass irgendwo anders am Mars ein Meteorit eingeschlagen ist. Der war vielleicht größer und hat ein Stück des Marsbodens in Richtung Opportunity geworfen. Man könnte jetzt zwar meinen, dass man sowas doch bemerkt haben müsste. Aber auch wenn mittlerweile ein paar Kameras den Mars umkreisen bzw. auf ihm herum fahren heißt das nicht, dass wir den kompletten Planeten ständig im Blick haben. Ein kleiner Meteorit der nicht zufällig gerade im Blickfeld einer Kamera einschlägt fällt da nicht weiter auf. Aber egal ob der Stein nun selbst ein Meteorit ist oder von einem Meteoriten durch die Gegend geschleudert worden ist: Die Sache ist doch ziemlich unwahrscheinlich.
Es wäre auch möglich, dass der Stein irgendwo von Opportunity selbst dort hin transportiert worden ist. Vielleicht haben ihn die Räder dort hin geworfen, als der Rover vorbei fuhr? Vielleicht blieb das Teil irgendwo mal an Opportunity hängen, wurde mitgeschleppt und fiel dann einfach raus. Das klingt jetzt nicht mehr so spektakulär wie der Meteoriteneinschlag, ist aber eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit.
Es kann auch sein, dass der Stein von irgendwo anders dort hin gerollt ist. Auch auf dem Mars rollen Dinge manchmal von oben nach unten. Wind kann Steine bewegen; oder auch Eis, das kurzfristig taut und schmilzt. Entsprechende Beispiele hat man auf dem Mars schon öfter beobachtet.
Aber was auch immer passiert ist: Es hätte an keinem besseren Ort passieren können! Immerhin ist der Stein direkt neben einem wissenschaftlichen Mini-Labor aufgetaucht und wird nun natürlich ausführlich untersucht! Die ersten Ergebnisse zeigen, dass der Stein mehr Schwefel und Mangan enthält als man bisher auf dem Mars beobachtet hat. Das ist natürlich enorm interessant und die Wissenschaftler sind höchst begeistert, dass sie das Glück haben, diesen Stein (der mittlerweile den Namen “Pinnacle Island” bekommen hat) erforschen zu können. Genau auf solche unvorhergesehenen Ereignisse wartet man ja!
Hier könnt ihr nochmal den Feierlichkeiten zum 10. Geburtstag von Opportunity ansehen, bei dem die bisherigen Leistungen des Rovers vorgestellt werden und auch die Geschichte des mysteriösen Steins erzählt wird:
Kommentare (56)