Und schnell ist er auch noch… Das Material des Jets wird mit fast 80 Prozent der Lichtgeschwindigkeit ins All geschleudert. Das verursacht seltsame relativistische Effekte: Bei solchen hohen Geschwindigkeiten wird das ausgesandte Licht in die Bewegungsrichtung fokussiert. Oder anders gesagt: Bewegt sich die Teilchen des Jets (annähernd) in unsere Richtung, dann wird das Licht sehr hell; in der anderen Richtung dagegen sehr dunkel. Und das ist auch der Grund, warum man nur einen Jet sieht. Denn normalerweise sollten da ja zwei sein, die sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Der andere Jet ist aber so dunkel, dass er kaum zu sehen ist. Auf dieser Röntgenaufnahme kann man ihn gerade so erkennen:

Bild: Pavan et al, 2014

Bild: Pavan et al, 2014

Die Wissenschaftler haben außerdem festgestellt, dass der Jet eine korkenzieherartige Struktur aufweist, was darauf hindeutet, dass der Pulsar ein wenig wackelt und zwar mit einer Periode von 66 Jahren. Und als ob das noch nicht genug Seltsamkeiten wären, ist da ja noch das grüne Dingens auf dem Radiobild. Das ist der sogenannte “Pulsarwindnebel (PWN)”. Das ist sowas ähnliches wie ein Kometenschweif und besteht aus hochenergetischen Teilchen, die den Pulsar umgeben und die er bei seiner schnellen Bewegung teilweise hinter sich lässt. Das heißt, dass der Pulsarwindnebel die Bewegungsrichtung des Pulsars anzeigt und normalerweise ist das auch die gleiche Richtung, in die auch die Jets zeigen. Hier steht der Jet aber fast rechtwinkelig auf den PWN und warum das so ist, hat man noch nicht wirklich verstanden.

Aber genau deswegen schaut man ja ins Weltall! Man will Dinge finden, die man nicht versteht, damit man daraus etwas lernen kann. Objekte wie der Leuchtturm-Nebel stellen extreme Sonderfälle dar aber genau die sind es, bei denen wir Dinge sehen können, die wir sonst nicht sehen können! Und je mehr wir sehen, desto mehr verstehen wir auch irgendwann.

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Kommentare (16)

  1. #1 Gregor
    24. Februar 2014

    Sehr interessanter Artikel! Vor allem der Teil über die sichtbaren relativistischen Effekte.
    Nur der folgende Satz wäre zu überarbeiten:
    “Der im Bild sichtbare Jet des Leuchturm-Nebels erstreckt sich über unvorstellbare 37 Lichtjahre; also fast der vierfachen Distanz zwischen der Sonne und dem sonnennächsten Stern, Proxima Centauri. “

  2. #2 Florian Freistetter
    24. Februar 2014

    Danke.

  3. #3 Christian
    Weißenfels
    24. Februar 2014

    Hallo Florian, toller Beitrag! Ich lese gerade das Buch mit dem Cocktailglas und bin dadurch über deinen Blog gestolpert. Ist direkt in mein RSS-Feed gewandert. 🙂

    Für mich wirkt das ganze, anhand der Erläuterungen, als hätte da jemand aus einem Ballon die Luft rausgelassen und nun wirbelt er seit ein paar “Jährchen” mit anmutender Korkenzieher-Drehung umher. 🙂 Ich schau jetzt öfters vorbei.

    Grüße

  4. #4 Forodrim
    24. Februar 2014

    hat man denn schon eine Idee warum der Pulsar so schnell aus seiner Wolke herausgeschossen ist? Da muss doch die Supanova doch ziemlich asymetrisch abgelaufen sein um ihm den stoss zu verpassen, oder?

  5. #5 Florian Freistetter
    24. Februar 2014

    @Forodrim: Ja, vermutlich. Aber genaues weiß man hier noch sehr wenig…

  6. #6 Hans
    25. Februar 2014

    Das ist in der Tat ein seltsames Phänomen. Was mich dabei jetzt gerade mal interessierte war, wo man das Ding denn findet, auch wenn man ohne Spezialausrüstung nix sieht. Also kurze Anfrage beim Simbad, aber Fehlanzeige! Simbad kennt keinen “Leuchtturm-Nebel”, auch keinen Lighthouse nebula oder IGR J11014-6103. In dem Paper hab ich beim überfliegen auch nichts gefunden, was auf den Fundort verweisen könnte, aber vielleicht hab ich es da auch nur übersehen. Wäre also die Frage, wo findet man das Phänomen?

  7. #7 Christian
    25. Februar 2014

    https://chandra.harvard.edu/photo/2014/igrj11014/

    Kannst du mit den unten stehenden Koordinaten etwas anfangen?

  8. #8 klauszwingenberger
    25. Februar 2014

    @ Hans:

    Wenn ich die Nomenklatur richtig erinnere, müsste das Objekt bei einer Rektaszension von etwas über 11h und einer Deklination von etwa -61° liegen, also am westlichen Rand vom Schiffskiel (Carina). Mit Finden ist’s hierzulande also Essig.

  9. #9 Hans
    25. Februar 2014

    @Christian, #7:
    Danke, damit kann ich was anfangen.

    @klauszwingenberger, #8:
    Okay, man kann es von hier aus der nördlichen Hemisphäre nicht sehen, aber mir ging es ja eher darum, wo überhaupt? – Und da ist das Sternbild Schiffskiel (Carina) schon mal eine gute Antwort. Die genauen Koordinaten sind die bessere Antwort und die Darstellung des Himmels an dieser Stelle überlass ich Stellarium.

  10. #10 eos
    3. März 2014

    Hi. Hab eine (vielleicht) blöde Frage. Wenn dieser Pulsar 23.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, heisst das ja, dass sein Licht 23.000 Jahre braucht, bis es auf der Erde ankommt. Wie kann dann der Supernova Überrest zwischen 10000 und 20000 Jahre alt sein? Dann dürften wir ihn ja noch gar nicht sehen, weil das Licht noch gar nicht bei uns angekommen ist, oder?

  11. #11 eos
    3. März 2014

    Oder ist der Pulsar “von uns weg” aus der Supernova herauskatapultiert worden, sodass nun die Überreste viel näher an der Erde liegen als der Pulsar?

  12. #12 Florian Freistetter
    3. März 2014

    @eos: ” Wie kann dann der Supernova Überrest zwischen 10000 und 20000 Jahre alt sein? Dann dürften wir ihn ja noch gar nicht sehen, weil das Licht noch gar nicht bei uns angekommen ist, oder?”

    Wieder mal das alte Problem. Wenn man sagt “Das Ding ist X Jahre alt”, dann meint man damit, dass das Licht vor X Jahren bei uns angekommen ist. Wie alt der Pulsar “wirklich” ist, spielt keine Rolle, weil dieses “wirklich” irrelevant ist. Der Pulsar wurde erst dann wirklich für uns, als sein Licht zu uns kam (da sich nichts schneller als Licht bewegen kann).

  13. #13 Captain E.
    3. März 2014

    Üblicherweise versteht man das so, dass der Pulsar, wie wir ihn heute sehen, eben 10.000 – 20.000 Jahre alt ist. Könntest du dich überlichtschnell dorthin beamen, würdest du ihn natürlich 23.000 Jahre älter wahrnehmen.

    Zeit ist aber laut Albert Einstein sowieso eine relative Angelegenheit, die vom Beobachter abhängig ist, und wir beobachten ihn hier und heute von diesem Planeten aus.

  14. #14 bikerdet
    3. März 2014

    @ eos :

    Evtl. ist es mit einem stark vereinfachten Vergleich einfacher zu verstehen :

    Stelle Dir vor, Deine Oma hat sich mit 10 Jahren fotografieren lassen und dann das Bild per Post verschickt. Heute, 70 Jahre später, kommt es an. Du siehst also Deine Oma so, wie sie im Alter von 10 Jahren war, obwohl das Bild 70 Jahre bis zu Dir gebraucht hat.

  15. #15 eos
    4. März 2014

    @ FF: “Wenn man sagt “Das Ding ist X Jahre alt”, dann meint man damit, dass das Licht vor X Jahren bei uns angekommen ist.”
    Danke für die Info – das wusst ich tatsächlich nicht… (bin ja totaler Astronomie-Laie…)

  16. #16 Kallewirsch
    4. März 2014

    @eos

    Das ganze hat ja auch praktische Gründe.
    Die Supernova von 1604 ist also jetzt 410 Jahre alt. Wir sehen sie im Alter von 410 Jahren.
    Tatsächlich ist der Stern aber nicht vor 410 Jahren explodiert, sondern schon rund 20000 Jahre früher. Wieviel genau früher, weiß man nicht, weil ja auch die genaue Entfernung nicht bekannt ist. Das alles ist aber solange irrelevant, solange wir uns pragmatisch auf den Standpunkt stellen können: Alles was wir sehen passiert genau jetzt. Wir definieren also ganz einfach, dass wir die Entfernung im All insofern unberücksichtigt lassen, als es uns nur interessiert wann die Nachricht bei uns eingetroffen ist. Solange wir keine interstellare Raumfahrt betreiben und uns über die halbe Galaxie ausgebreitet haben, spielt das auch keine große Rolle. Solange können wir uns den ‘Luxus’ erlauben und uns selbst in Zeitdingen als das Mass aller Dinge betrachten. Es vereinfacht tatsächlich recht vieles, wenn wir das tun. Denn sonst müssten einige Ereignisse zb neu datiert werden, wenn bessere Entfernungswerte bekannt werden.
    Am Beispiel der Supernova von 1604. Ob der Vorgängerstern von uns jetzt 20000 Lichtjahre oder 20001 Lichtjahre entfernt ist und die Supernova vor 19590 Jahren oder 19591 Jahre passiert ist, ist für uns prinzipiell ja egal. Sie wäre nach unserer Zeitrechnung in beiden Fällen im Jahre 1604 passiert. Mit einem kleinen Unterschied. In dem einen Fall müssten wir die Entfernung genau wissen um den Zeitraum seit der Explosion angeben zu können, im anderen Fall nicht.