Es ist auch unwahrscheinlich, dass irgendwas auf P/2013 R3 eingeschlagen hat um so die vielen Fragmente zu erzeugen. Solche Kollisionen zwischen Asteroiden kommen auch immer wieder mal vor; nur sollten dann die davon fliegenden Trümmerteile bestimmte Geschwindigkeiten haben und vor allem sollten sie alle zur gleichen Zeit davon geflogen sein. Eine genaue Untersuchung der Bruchstücke hat aber gezeigt, dass sie teilweise viel zu langsam sind, um bei einer Kollision entstanden zu sein und andererseits auch nicht alle gleichzeitig entstanden sind, sondern sich nach und nach gelöst haben.
Deswegen kommen Jewitt und seine Kollegen zu dem Schluss, dass hier etwas anderes passiert sein muss. Und zwar etwas, das den schönen Namen Yarkovsky-O’Keefe-Radzievskii-Paddack-Effekt trägt. Man kürzt das normalerweise zu YORP-Effekt ab und beschreibt damit den Einfluss der Sonnenstrahlung auf die Rotation eines Asteroiden. So wie alles andere im Universum drehen sich auch Asteroiden um ihre Achse. Manche schneller, manche langsamer und manche zuerst langsam und dann schnell. Der Grund dafür ist der YORP-Effekt: kleine Himmelskörper wie die Asteroiden haben oft zu wenig Masse, um unter ihrem eigenen Gewicht zusammenzufallen und eine runde Form anzunehmen. Sie können völlig unregelmäßig geformt sein, wie man es zum Beispiel erst kürzlich wieder beim Asteroid Itokawa festgestellt hat. Wenn sie nun von der Sonne angestrahlt werden, dann erwärmen sie sich natürlich. Und geben diese Wärme dann wieder zurück ins All. Wären sie regelmäßig geformt, dann würde auch die Abgabe der Wärme ins All regelmäßig erfolgen. Da sie das aber eben oft nicht sind, wird die Wärme nicht gleichmäßig abgestrahlt und es entsteht eine kleine Kraft, die sich auf die Rotation des Asteroiden auswirkt. Das sind wirklich nur winzige Änderungen, aber wenn man lange genug wartet, dann summiert sich das auf und irgendwann wird es kritisch. Denn dann hat sich die Rotation so sehr beschleunigt, dass der Asteroid auseinanderfällt. Dazu braucht es keine gewaltigen Drehgeschwindigkeiten; die meisten Asteroiden sind eher fliegende Geröllhaufen und keine soliden Festkörper und es braucht nicht viel, sie aufzulösen.
Bei P/2013 R3 haben Jewitt und seine Kollegen berechnet, dass es nur knapp eine Million Jahre braucht, um mit dem YORP-Effekt die Geschwindigkeit so sehr zu erhöhen, dass sich einzelne Brocken ablösen und alles langsam auseinander driftet. Und eine Million Jahre sind für ein Asteroiden nicht lange; das ist nicht weiter bemerkenswert. Sehr bemerkenswert ist aber die Tatsache, dass wir gerade im richtigen Moment hingesehen haben um die Auflösung von P/2013 R3 zu beobachten. Dieser Vorgang zeigt uns, dass wir die Asteroiden noch immer nicht ganz verstanden haben und es hier noch viel zu entdecken gibt. Die Sonne scheint nicht nur mit ihrer Gravitation das Schicksal der kleinen Himmelskörper zu bestimmen, sondern auch mit ihrem Licht…
Kommentare (27)