Seit über einem Jahr schon veröffentliche ich selbst einen Podcast. Ich bin zwar noch weit davon entfernt, ein Podcast-Experte zu sein bzw. mich in der Podcast-Szene gut auszukennen. Aber mittlerweile habe ich doch mehr Ahnung vom Thema als vor vier Jahren. Da hab ich ja schon mal Podcasts zu wissenschaftlichen Themen empfohlen. Da aber vier Jahre eine lange Zeit sind und die Hälfte der damals empfohlenen Podcasts heute nicht mehr existieren, wird es langsam Zeit für eine Neuauflage.
Das mit den “besten Podcasts aller Zeiten” aus der Überschrift ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es sind zumindest die besten Podcasts zu halbwegs wissenschaftlichen Themen, die ich kenne und die ich gut finde. Aller Zeiten!
Einen sehr ausführlichen Überblick über Wissenschaftspodcasts hat ja kürzlich erst Henning Krause von der Helmholtz-Gemeinschaft gegeben. Aber ein paar Podcasts fehlen noch in dieser Liste.
Zum Beispiel “In trockenen Büchern” von Alexandra Tobor. Sie behandelt ein Thema, das viel öfter behandelt werden sollte: Sachbücher! Blogs und Podcasts, die sich mit Büchern beschäftigen gibt es ja jede Menge. Aber das sind dann eher Literaturblogs oder man rezensiert Unterhaltungsromane oder Comics – aber keine Sachbücher. Und wenn, dann höchstens die “Ein Lehrerkind erzählt aus seinem Leben”/”Promi XY hat sich von nem Ghostwriter ein lustiges Buch schreiben lassen”/”Zeugs das aus dem Internet in ein Buch kopiert wurde”-Bücher, die in den Sachbuch-Beststellerlisten immer ganz oben stehen und nicht die Sachbücher, die sich mit Wissenschaft beschäftigen. Alexandra Tobor dagegen hat sich genau diese “trockenen Bücher” ausgesucht und erzählt davon in ihren Podcasts. Da geht es mal um Krähen; mal geht es um die Geschichte des Kiosk, die Geschichte der Menschheit oder Warenästhetik. Bis jetzt sind erst 9 Folgen erschienen, aber ich kann jede einzelne davon nur empfehlen. Es sind keine nüchternen Rezensionen der Bücher, sondern sehr persönlich gefärbte Besprechungen, in denen Alexandra Tobor die Inhalte des Buchs mit ihren eigenen Erfahrungen verbindet und so auch Lust auf Bücher macht, die man sonst eher ignoriert hätte. Hört es euch an!
(Und weil wir gerade bei Sachbüchern sind: Lest unbedingt auch “Elementares Lesen” von Petra Wiemann. Das ist – meines Wissens nach – der einzige deutschsprachige Blog, der sich explizit mit wissenschaftlichen Sachbüchern beschäftigt. Sehr empfehlenswert!)
Ein ganz anderes Thema hat der Podcast “Staatsbürgerkunde” von Martin Fischer. Der Podcast trägt den Untertitel “Vom Leben in der DDR” und genau darum geht es auch. Martin Fischer spricht mit Leuten, die in der DDR gelebt haben (oft mit seinen Eltern) und darüber, wie es damals so war. Dabei handelt sich aber nicht um einen naiven Ostalgie-Podcast und auch nicht das ebenso nervige “Wer nicht jeden Aspekt der DDR komplett verteufelt ist ein böser Kommunist!!”-Gegenteil. Sondern eben um den Versuch, das Leben in der DDR möglichst neutral zu erklären und zu dokumentieren. Und das ist durchaus wichtig. Noch gibt es jede Menge Zeitzeugen, die sich gut daran erinnern, was bis 1989 in der östlichen Hälfte von Deutschland passiert ist. Das sollte man ausnutzen und so viel Wissen der damaligen Zeit wie nur möglich aufzeichnen.
Holger Klein, mit dem ich ja auch gemeinsam alle zwei Wochen über Wissenschaft plaudere, macht im Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft den “Resonator-Podcast”. Holger reist durch Deutschland und besucht die verschiedenen Einrichtungen der Gemeinschaft. Jedes Forschungszentrum wird in einem kurzen Podcast vorgestellt auf den ein ausführliches Gespräch mit einem der wissenschaftlichen Mitarbeiter folgt. Da geht es dann zum Beispiel um Technikfolgenabschätzung, Kernfusion, Klimaforschung und jede Menge andere interessante Themen. Ein schöner Überblick über die Forschungslandschaft in Deutschland – und etwas, woran sich andere Forschungseinrichtungen ein Beispiel nehmen sollten. Macht Podcasts, Leute!
In Großbritannien ist das schon viel selbstverständlicher. Gerade bei der BBC gibt es jede Menge Angebote. Zum Beispiel die Serie “A brief history of mathematics” oder “Seven Ages of Science” oder “1913 – The year before” oder … jede Menge andere coole Sendungen. Am allerbesten und definitiv der beste Podcast aller Zeiten ist aber “The Infinite Monkey Cage” mit Brian Cox und Robin Ince. Der Wissenschaftler und der Kabarettist laden sich diverse Gäste und plaudern locker und lustig über verschiedenste wissenschaftliche Themen. Genau so soll Wissenschaftsvermittlung sein!
Und es gibt übrigens auch einen eigenen Scienceblogs-Podcast für alle, die nochmal hören wollen, was hier geschrieben wird.
Podcasts gibt es noch jede Menge und ich kenne bei weitem nicht alle. Für Empfehlungen bin ich immer dankbar. Und ich hoffe, das in Zukunft auch noch viele neue Podcasts dazu kommen. Das Problem an der Sache ist ja, dass man zum Podcasten doch immer noch viel Technik braucht, die man erst Mal verstehen muss, bevor man loslegen kann. Und deswegen viele Podcasts eben auch inhaltlich enorm techniklastig sind, weil sie von Technikfreaks betrieben werden. Es fehlt hier noch die thematische Vielfalt, die sich bei den Blogs durchgesetzt hat. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Szene auch hier ändern und die Dinge einfacher werden. Mit Diensten wie Auphonic und Software wie Podlove (im Mai gibt es übrigens einen Podlove-Workshop in Berlin) hat sich in letzter Zeit viel getan und vermutlich wird es so weiter gehen. Irgendwann wird podcasten so einfach werden wie bloggen und dann auch die entsprechende thematische Vielfalt aufweisen. Hoffe ich halt…
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