Die Venus ist einer der Nachbarplaneten der Erde und in gewisser Hinsicht auch ihr Zwilling. Die Venus ist fast so groß wie die Erde und fast so schwer. Sie sind beide fast gleich weit von der Sonne entfernt und es ist darum kein Wunder, dass man früher lange Zeit dachte, die Venus würde ebenso gute Bedingungen für das Leben bieten wie unser Planet. Man stellte sich die Venus als tropischen Planeten vor, auf dem es wegen der Nähe zur Sonne ein wenig wärmer ist, aber immer noch kühl genug für Leben. Der Planet wäre mit Dschungeln und Sümpfen bedeckt, in denen große Echsen und anderes “urzeitliches” Getier unter einer dicken Wolkenschicht ihr Unwesen treiben. Aber dabei hat man leider die Atmosphäre vergessen.
Auch auf der Venus gibt es Wasser. Aber wegen der höheren Temperaturen ist es schon früh vom Planeten in die Atmosphäre gewandert und der Wasserdampf hat dort einen Treibhauseffekt der Extraklasse verursacht! Eigentlich sollten auf der Venus durchschnittlich 50 Grad herrschen. Tatsächlich sind es aber 470 Grad! Die Venus ist eine glutheiße Hölle, die lebensfeindlicher nicht sein könnte. Es gibt dort kein flüssiges Wasser, keine Seen oder Ozeane. Es gibt nur Steine, Berge und Vulkane. Der Vulkanismus hat auf der Venus in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt und man kann überall noch seine Auswirkungen sehen.
Die Oberfläche des Planeten ist durch vulkanische Aktivitäten geprägt. Einige der Lavaströme die man dort gefunden hat, sind erst 250.000 Jahre alt. Vulkane kann man dort heute immer noch jede Menge beobachten. Nicht direkt, natürlich – denn da verstellen uns die dichten Wolken den Blick. Man müsste schon dort landen, aber das ist schwierig und unter den extremen Bedingungen dort hält keine Maschine lange durch. Seit 1985 ist keine Sonde mehr auf die Oberfläche geschickt worden. Dafür hat man die Venus ausführlich vom Orbit aus beobachtet und die Oberfläche mit Radarstrahlen abgetastet. Aus diesen Daten lassen sich dann Bilder rekonstruieren – zum Beispiel von Maat Mons, einem Vulkan in der Atla Regio:
Diese Region haben auch Eugene Shalygin vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Lindau und seine Kollegen untersucht. Sie haben dazu Daten der europäischen Sonde Venus Express benutzt, die seit 2006 den Planeten umkreist. Sie haben sich allerdings keine Radarstrahlung angesehen, sondern Infrarotstrahlung beobachtet. Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von einem Mikrometer kann die Wolkenschicht durchdringen und genau nach der hat Venus Express Ausschau gehalten.
Die ausgewerteten Daten waren schon etwas älter und stammten aus dem Jahr 2008. Aber deswegen nicht weniger interessant! In der Gegend des Ganiki Chasma fanden die Forscher einen kleinen Bereich, in dem kurzfristig sehr viel Infrarotstrahlung ausgesandt wurde. Zuerst war es dunkel, dann hell und dann wieder dunkel. Oder, da es sich ja um Infrarotstrahlung handelt, es war zuerst kühl (zumindest das, was auf der Venus als “kühl” durchgeht), dann heiß, dann wieder kühl. Ungefähr so, wie man es erwarten würde, wenn ein Vulkan ausbricht, Lava durch die Gegend spuckt, die dann später wieder abkühlt.
Das passt gut zu diversen anderen Phänomenen (zum Beispiel immer wieder mal gemessene Spitzenwerte bei der Schwefeldioxidkonzentration), die auf Vulkanismus hindeuten. Die Forscher haben sich überlegt, ob auch andere Phänomene für den Wärmeausbruch verantwortlich sein können – Bildfehler zum Beispiel oder Vorgänge in der Atmosphäre – fanden aber nur in einem Vulkanausbruch eine zufriedenstellende Erklärung für ihre Beobachtungen.
Es scheint also tatsächlich noch aktive Vulkane auf der Venus zu geben! So wie der Mars ist also auch unser zweiter Nachbar keine tote, reglose Wüste in der sich nichts tut. Auch dort passiert jede Menge – und es wäre wirklich an der Zeit, auch wieder Mal der Venus ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, auch wenn sie schwieriger zu erforschen ist als der Mars…
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