Leute, die sich mit Sternbedeckungen auskennen, wissen, was das bedeuten kann. Im März 1977 beobachteten die Astronomen James L. Elliot, Edward W. Dunham und Douglas J. Mink, wie der Uranus einen Stern bedeckte. Sie wollten sehen, wie das Licht des Sterns beim Durchgang durch die äußeren Schichten von Uranus’ Atmosphäre abgeschwächt wird und so mehr über seine Zusammensetzung erfahren. Und auch sie wurden durch unerwartete Verdunkelungen vor und nach der eigentlichen Bedeckung überrascht. Der Grund dafür waren die Ringe des Uranus, die man auf diese Art das erste Mal zweifelsfrei nachweisen konnte. Ringe sind im Sonnensystem nicht außergewöhnlich. Alle vier großen Gasplaneten haben sie und auch der Mars könnte welche haben (ich habe die Geschichte der planetaren Ringe in Folge 36 meiner “Sternengeschichten” erzählt). Ringe bei Planeten sind normal – aber Ringe bei Asteroiden?
Doch genau das ist es, was Braga-Ribas und seine Kollegen entdeckt haben: Chariklo hat zwei Ringe, insgesamt knapp 20 Kilometer breit mit einer 8 Kilometer großen Lücke dazwischen. Man hat sie (provisorisch) nach den brasilianischen Flüssen “Oiapoque” und “Chuí” benannt und vermutet, dass sie von einer früheren Kollision stammen. Und wenn das so war, dann sind da vermutlich auch noch größere Brocken. Es ist also wahrscheinlich, dass Chariklo auch noch von einem (oder mehreren) kleinen Monden umkreist wird.
So einen schmalen und kleinen Ring zu entdecken, ist keine leichte Aufnahme. Es war nur möglich, weil die Astronomen mit ihren Kameras bis zu 10 Bilder pro Sekunde machen konnten und so den kurzen Zeitraum nicht verpasst haben, in dem der Ring das Licht des Sterns verdunkelte. Man hatte auch die Möglichkeit, das Lichtspektrum zu untersuchen und fand Wassereis im Ring – das heißt, dass zumindest ein Teil der Partikel, die den Ring bilden, aus kleinen Eisbrocken bestehen muss. Wie der Ring von Chariklo genau entstanden ist, weiß man allerdings noch nicht. Möglichkeiten gibt es einige und Kollisionen sind immer eine gute Quelle für Ringteilchen. Es könnte zu Beispiel ein anderer Asteroid mit Chariklo zusammengestoßen sein und dabei Eis von seiner Oberfläche ins All geschleudert haben, wo es dann einen Ring gebildet hat. Oder der einschlagende Asteroid bestand selbst aus Eis und hat sich aufgelöst. Viele Asteroiden sind aber auch generell nur ein Haufen lose zusammengehaltener Schutt und wenn die schnell genug rotieren, kann sich Material ablösen. Es kann sich um einen Doppelasteroiden gehandelt haben, die sich zu nahe gekommen sind. Oder es war ein ganz anderer und bisher unbekannter Prozess…
Asteroiden mit Monden bzw. Doppelasteroiden kennt man schon viele. Aber einen beringten Asteroiden hat man bisher noch nicht entdeckt. Das ist einerseits ein Zeichen dafür, dass die Kollision, sofern es eine war (astronomisch gesehen) noch nicht allzu lange zurück liegt. Andererseits zeigt uns die Entdeckung wieder einmal, dass unser Sonnensystem vielfältiger ist, als man bisher dachte.
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