An seinem sonnenfernsten Punkt befindet sich Eris fast 100 Astronomimsche Einheiten weit weg. Das ist enorm weit weg, aber immer noch so gut wie nichts im Vergleich zur Oortschen Wolke. Die blieb weiterhin unerreichbar. Am 14. November 2003 machte man dann allerdings einen wichtigen Schritt hinein in das große unbekannte Gebiet hinter dem Kuipergürtel. An diesem Tag entdeckten Mike Brown, Chad Trujillo und
David Rabinowitz den Asteroid Sedna. Er ist fast 1000 Kilometer groß und entfernt sich auf seiner Bahn bis zu 1000 Astronomische Einheiten von der Sonne!
Damit ist man zwar immer noch nicht in der Oortschen Wolke, aber nach astronomischen Maßstäben schon kurz davor. Man vermutete in Sedna das erste bekannte Objekt einer noch hypothetischen inneren Oortschen Wolke. Sie soll aus Himmelskörpern bestehen, die aus der Oortschen Wolke stammen, aber irgendwie ein bisschen näher an die Sonne gerückt sind. Wie genau das passiert, ist noch nicht klar. Die Sonne bewegt sich mit ihrem kompletten Anhang durch die Milchstraße und begegnet dabei immer wieder Mal anderen Sternen. Solche (vergleichsweisen) nahen Begegnung zwischen Sternen können zu gravitativen Störungen in der Oortschen Wolke führen, die einige der dort befindlichen Objekte auf neue und nähere Bahnen bringt. Es kann aber auch sein, dass es in in der Oortschen Wolke noch größere Himmelskörper gibt, die für die Störungen verantwortlich sind.
Denn in der chaotischen Phase der Planetenentstehung wurden nicht nur kleinere Fels- und Eisbrocken ins äußere Sonnensystem geworfen, sondern mit ziemlicher Sicherheit auch einige größere Protoplaneten. Computersimulationen zeigen uns, dass fast immer mehr planetengroße Objekte um einen Stern entstehen, als eigentlich Platz haben. Sie werden bei nahen Begegnungen mit größeren Protoplaneten genau so aus dem inneren Sonnensystem geworfen wie die kleinen Planetesimale. Und genau so wie die anderen Objekte der Oortschen Wolke sind sie viel zu weit weg, um direkt beobachtet zu werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass weit weg von der Sonne noch solche unentdeckte Planeten existieren – aber sie werden für absehbare Zeit weiterhin unentdeckt bleiben müssen. Man kann zwar theoretische Grenzen für die minimale Entfernung dieser Planeten angeben, aber die Technik ist bei weitem nicht gut genug, um sie direkt sehen zu können.
Wer stört die Kometen?
Aber zumindest indirekt kann man probieren, ihnen auf die Spur zu kommen. Wenn da draußen in der Oortschen Wolke tatsächlich noch ein unentdeckter großer Himmelskörper sitzt, der gravitative Störungen ausübt und Asteroiden und Kometen näher zur Sonne schickt, dann sollte man das an den Bahnen dieser Asteroiden und Kometen erkennen können. Die Störungen würden sie auf charakteristische Weise verändern – aber um das zu erkennen, muss man erstmal genug Asteroiden und Kometen die aus der Oortschen Wolke stammen, finden. Langperiodische Kometen kennen wir schon einige und entsprechende Berechnungen zeigen tatsächlich vage Hinweise dass so ein großer Himmelskörper existieren könnte.
Die Kometen haben allerdings alle sehr extreme Bahnen, denn sie kommen von ganz draußen nach ganz innen. Besser wäre es, wenn man ein paar mehr Objekte wie Sedna finden könnte, die sich immer fern der Sonne aufhalten. Hier wurde man im März 2014 fündig und entdeckte den Asteroid 2012 VP113, der momentan den Spitznamen “Biden” trägt, weil Joe Biden im Jahr 2012 amerikanischer Vizepräsident (“VP”) war. VP113 ist zwar nicht so groß wie Sedna, sondern durchmisst nur knapp 450 Kilometer. Und er entfernt sich auch nur 460 Astronomische Einheiten von der Sonne und nicht 1000 AE wie Sedna. Aber VP113 kommt der Sonne niemals näher als 80 Astronomische Einheiten und ist damit noch ferner als Sedna.
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