Das Kepler-186-System sieht ziemlich ungewöhnlich aus:
Die vier übrigen Planeten des Systems; alle ein wenig größer und vermutlich schwerer als die Erde, drängen sich innen um den Stern herum und Kepler-186f zieht weiter draußen einsam und alleine seine Runden. Das ist natürlich einerseits gut, denn da draußen ist die habitable Zone, also der Bereich um einen Stern, in dem zumindest prinzipiell die korrekte Temperatur herrscht, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten zu ermöglichen. Da es sich bei Kepler-186 um einen sogenannten M-Stern handelt, also einen kleinen roten Zwergstern mit geringerer Leuchtkraft als unsere Sonne, liegt diese habitable Zone auch weiter innen als bei unserem Sonnensystem. Die Erde ist dreimal so weit von der Sonne weg wie Kepler-186f von seinem Stern und trotzdem liegen beide in der habitablen Zone.
Aber zuerst wollten Bolmont und ihre Kollegen wissen, wie so ein System wie Kepler-186 überhaupt entsteht. Sie haben die Entstehung daher am Computer simuliert und dabei mit einer Scheibe aus Gas und Staub angefangen. Diese Teilchen sind im Computer zu Planeten angewachsen und je nach den Eigenschaften dieser Scheibe entstand am Ende ein anderes Planetensystem. Hier ist ein Vergleich einiger Resultate:
In dunkelgrau sieht man die bekannten Planeten von Kepler-186; in hellgrau die Ergebnisse verschiedener Simulationen. Die x-Achse gibt den Abstand der Planeten vom Stern an; die beiden Formeln beziehen sich auf die Größenverteilung der Teilchen in der ursprünglichen Scheibe. Es ist jetzt gar nicht so wichtig, die Ergebnisse im Detail zu vergleichen, denn eines sieht man sofort: Die Simulationen liefern immer mehr als fünf Planeten und eine große Lücke wie bei Kepler-186 gibt es nicht. Bolmont und ihre Kollegen vermuten darum, dass sich auch in der Realität noch ein unbekannter Planet bei Kepler-186 verbirgt. Der muss dann allerdings leichter sein als die Erde, denn sonst wäre er durch seine gravitativen Störungen schon aufgefallen.
In weiteren Computersimulationen haben die Forscher auch untersucht, wie sich die Störungen der anderen Planeten und die Gezeitenkräfte des Sterns auf die Schwankungen der Rotationsachse von Kepler-186f auswirken. Denn die spielt ja eine wichtige Rolle, wenn es um die Abfolge der Jahreszeiten und die Stabilität des Klimas geht. In den meisten Simulationen war die Schwankung sehr gering aber in einigen Fällen gab es Schwankungen von bis zu 10 Grad (deutlich mehr als die Schwankungen der Erdachse mit knapp 3,5 Grad). Wie es in der Realität aussieht, hängt vom Alter des Systems ab. Je älter das System, desto mehr Zeit hatten Stern und Planeten, sich mit ihrer Rotation zu synchronisieren und desto geringer ist der Effekt der Gezeitenkräfte. Aber auch das Alter des Sterns gehört zu den Parametern, die man derzeit nicht kennt.
Bolmont und ihre Kollegen haben sich auch angesehen, wie die Zusammensetzung der Atmosphäre sich auf die Temperatur an der Planetenoberfläche auswirken würde und fanden, dass dort tatsächlich die Möglichkeit besteht, halbwegs vernünftige Temperaturen zu erhalten. Aber eben nur die Möglichkeit. Wir wissen noch viel zu wenig über den Stern und den Planeten um mehr sagen zu können. Kepler-186f ist ein Planet, der in seiner Zusammensetzung vermutlich der Erde ähnelt und bei dem, zumindest nach dem was wir bis jetzt wissen, nicht ausgeschlossen ist, dass dort lebensfreundliche Bedingungen herrschen. Es ist eine schöne und interessante Entdeckung. Aber noch keine Entdeckung der “zweiten Erde”. Die wird es erst geben können, wenn wir neue und bessere Instrumente haben; Instrumente mit denen wir auch das Licht der Planeten direkt sehen und analysieren können. Die wird es in knapp 10 Jahren geben und bis dahin, kann jede Meldung zur Entdeckung einer “zweiten Erde” nur übertriebene PR bzw. schlecht recherchierter Journalismus sein. Ich zweifle eigentlich nicht daran, dass wir in den nächsten Jahrzehnten eine echte zweite Erde finden werden. Ich zweifle allerdings auch nicht daran, dass wir bis dahin noch sehr oft von der Entdeckung einer “zweiten Erde” hören werden, die eigentlich gar keine ist…
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