Mitte der 1980er Jahre wurde allerdings auch der kanonische Ansatz von DeWitt wieder belebt. Der indische Physiker Abhay Ashtekar wollte Einsteins Geometrie nicht aufgeben sondern versuchen, eine Quantentheorie dieser Geometrie zu entwickeln. Er modifizierte die ursprünglichen Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie so, dass man damit zu einer völlig neuen Interpretation der Raumzeit kommen konnte. Bis dahin hatte man versucht, die Quanteneigenschaften der Raumzeit-Geometrie für jeden einzelnen Punkt im Raum zu beschreiben. Asthekar aber stellte sich den Raum aus kleinen Schleifen zusammengesetzt vor. Man kann das ein wenig mit einem Teppich vergleichen, der aus der Ferne betrachtet wie eine kontinuierliche Fläche aussieht; sich bei näherer Betrachtung aber als Flechtwerk einzelner Fäden herausstellt. Einsteins Feldgleichungen waren nur eine Näherungslösung zur Beschreibung dieser Fläche die sich aus Ashtekars Modifikation ergab, mit der sich das gesamte Flechtwerk beschreiben lassen sollte.
Daraus entstand die “Schleifenquantengravitation” und wenn ich auch nicht behaupten kann, sie wirklich verstanden zu haben, habe ich doch dank Ferreiras Beschreibung im Buch doch das erste Mal das Gefühl, die ihr zu Grunde liegende Motivation erahnen zu können. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die die Stringtheorie für absurden Irrsinn halten. Ich denke, es lohnt sich, diesen Ansatz weiter zu verfolgen – verstehe aber auch die zulässige Kritik, dass die große Konzentration auf die Stringtheorie uns den Blick auf etwaige Alternativen verstellen könnte. Die Schleifenquantengravitation ist zwar der Underdog in der Quantengravitationsforschung – aber immerhin wird sie noch erforscht! Und das ist gut so – denn es führt langfristig kein Weg an einer neuen Theorie vorbei. Die Raumzeit muss weg! Ob sie nun im Rahmen der Schleifenquantengravitation in das Flechtwerk eines kosmischen Teppichs übergeführt wird; die Gravitation im Rahmen der Stringtheorie durch die Wechselwirkung mit einem Graviton beschrieben wird oder den Leuten irgendwann irgendwas ganz anderes einfällt: Irgendwann wird etwas Neues kommen müssen!
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