Im November 2014 endet eine der spektakulärsten Raumfahrtmissionen der letzten Jahrzehnte. Schon am 2. März 2004, also vor über 10 Jahren, ist die Raumsonde Rosetta von der Erde ins All geschossen worden. In der Zwischenzeit hat sie sich auf die lange Reise hinaus in den Weltraum gemacht, vorbei an der Bahn des Mars und bis fast zum fernen Jupiter. Dort wird sie Ende des Jahres auf den Kometen mit dem schönen Namen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko treffen. Rosetta soll den Himmelskörper umkreisen, aus der Nähe betrachten und dann auch noch die Landeeinheit Philae absetzen. Sie wird den Kometen auf seiner Reise Richtung Erde begleiten und live von den Veränderungen berichten, die auf seiner Oberfläche stattfinden, wenn sich der kosmische Schneeball der Sonne nähert. Rosetta kommt gerade rechtzeitig, denn neue Aufnahmen des Kometen zeigen, dass er gerade anfängt, aktiv zu werden.
Wir haben ja mittlerweile ein theoretisches Verständnis davon, wie ein Komet funktioniert. Es sind kilometergroße Brocken aus Gestein und Eis und wenn solange sie sich nur fern der Sonne rumtreiben, unterscheiden sie sich nicht sehr von den ganzen anderen Asteroiden und Kleinkörpern im All. Kommen sie aber in die Nähe der Sonne, dann beginnen sie ungefähr auf der Höhe der Jupiterbahn (also beim 5fachen Abstand zwischen Erde und Sonne), sich zu verändern. Es wird dann warm genug, damit das Eis auf und unter ihrer Oberfläche auftaut und in Form von Gas ins All entweicht. Dabei reißt es Staub mit sich und der Kometenkern kann sich in eine gigantische, bis zu mehreren hunderttausend Kilometer durchmessende Wolke einhüllen. Das ist die Koma, die jede Menge Sonnenlicht reflektiert und einen Kometen viel heller erscheinen lässt als es für so einen kleinen Brocken üblich ist. Noch näher an der Sonne sorgt dann der Sonnenwind dafür, dass sich aus der Koma die Schweife des Kometen formen (ich habe das ausführlicher anlässlich des Vorbeiflugs von ISON im letzten Jahr erklärt).
Wir haben bei vielen Kometen aus der Ferne zugesehen, wie sich Koma und Schweife gebildet haben. Aber noch nie aus unmittelbarer Nähe. Das wird hoffentlich Rosetta erledigen und es wird mit Sicherheit ein großartiges Erlebnis werden! Rosetta hat den Kometen auch jetzt schon im Blick und die aktuellen Aufnahmen zeigen, dass sich dort langsam etwas tut:
Die Sequenz zeigt den Kometen zwischen 24. März 2014 und 4. Mai 2014. In dieser Zeit hat sich der Abstand zwischen Rosetta und 67P/Tschurjumow-Gerasimenko von 5 Millionen Kilometer auf 2 Millionen Kilometer verringert. Und man erkennt deutlich, wie der Komet bei den letzten Bildern eine Koma ausgebildet hat. Sie ist noch recht klein und durchmisst nur knapp 1300 Kilometer (was aber verglichen mit dem 4 Kilometer großen Kometenkern trotzdem beachtlich ist).
Rosetta ist Anfang des Jahres aus dem Winterschlaf wieder aufgewacht. Die Instrumente funktionieren alle so wie sie es sollen (was nach 10 Jahren Flug durchs tiefe All keine Selbstverständlichkeit ist!). Und der Komet ist ebenfalls bereit. Ich freue mich schon enorm auf November und die Landung. Es wird auf jeden Fall spannend. Und wenn alles geklappt hat, dann geht es ja erst richtig los…
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