Das Wort bedeutet so viel wie “Einfacher Sternenweiser” und das erschien mir als recht schöner Name für ein Blog über Astronomie. Außerdem hat Weigel Jena als Astronom gearbeitet, so wie ich. Er hat zwar nichts weltbewegendes entdeckt (so wie ich), sich aber sehr für Öffentlichkeitsarbeit interessiert (so wie ich). Weigel hatte sich schon damals Gedanken gemacht, wie man Mathematik und Astronomie möglichst interessant und sinnvoll an Kinder bzw. Studenten vermitteln kann. Das alles fand ich sehr sympathisch. Und außerdem war das Wort “Astrodicticum Simplex” noch so gut wie unbekannt, als ich mein Blog gegründet habe und kam auf gerade Mal ein bis zwei Google-Treffer…
Ein Astrodicticum Simplex ist ein Gerät, das man auf einem Himmelsglobus montieren kann. Markiert man damit dort einen bestimmten Stern, zeigt ein großer Zeiger auf die tatsächliche Position des Sterns am Himmel. Es war also so was wie ein Vorläufer des Laserpointers bzw. von Apps wie “Google Sky”. Weigel hat aber noch viel mehr erfunden als dieses eine Gerät. Er war berühmt für seine Vielzahl an Erfindungen und technischen Spielereien und sein Haus (das leider nicht mehr existiert) das vollgestopft mit diesen Geräten war, gehört zu den Sieben Wundern von Jena.
Heute kennt man Weigel vor allem auch noch für sein Engagement um den Kalender. Ende des 17. Jahrhunderts verwendete man in Europa zwei verschiedene Kalendersysteme. In den katholischen Gegenden benutzte man den reformierten Gregorianischen Kalender den wir auch heute noch verwenden. Die Protestanten dagegen lebten noch nach dem alten Julianischen Kalender. Weigel probierte die Systeme zu vereinheitlichen und machte der evangelischen Kirche den Kompromissvorschlag zumindest das Osterdatum neu zu berechnen und zwar nicht mehr beruhend auf Dekreten des katholischen Papstes basierte sondern auf der Arbeit des Protestanten Isaac Newton. Der verbesserte Reichskalender der wenige Monate nach Weigels Tod dann übernommen wurde, war maßgeblich von Weigels Arbeit beeinflusst und im 18. Jahrhundert schwenkten dann schließlich auch die evangelischen Gebiete auf den neuen Kalender um.
Kalender scheinen wenig mit Asteroiden zu tun zu haben. Aber Kalender haben etwas mit dem Abstand zwischen Erde und Sonne zu tun. Denn diese Distanz bestimmt, wie lange die Erde für einem Umlauf um die Sonne braucht und dieser Zeitraum definiert die Dauer eines Jahres. Die Probleme mit dem Kalender haben wir unter anderem deswegen, weil die Erde eben blöderweise 365 plus ein Viertel (und noch ein bisschen was) Tage braucht und diese unrunde Zahl dazu führt, dass wir regelmäßig Schalttage im Kalender einführen müssen (für die Details siehe hier). Und dafür, dass der Abstand zwischen Erde und Sonne einen so fundamentalen Einfluss auf unseren Alltag hat, hat es erstaunlich lange gedauert, bis wir ihn halbwegs genau bestimmen konnten.
Man kann zwar recht problemlos beobachten, wie sich Sterne und Planeten über den Himmel bewegen. Aber daraus auch den Abstand zwischen Erde und Sonne zu berechnen ist ne ganz andere Sache. Im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass man die Parallaxe messen muss. Das ist der Winkel, um den sich ein Objekt scheinbar vor dem Hintergrund verschiebt, wenn man es aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Sieht man zum Beispiel einmal mit dem linken Auge auf den Daumen der ausgestreckten Hand und dann nur mit dem rechten Auge, scheint der Daumen hin und her zu springen. Das tut er natürlich nicht wirklich, aber dank der leicht unterschiedlichen Blickwinkel sieht es so aus. Und auch wir blicken immer unter unterschiedlichen Winkeln hinaus ins All. Während sich die Erde um die Sonne bewegt, ändert sich auch der Winkel unter dem wir auf Sterne und Planeten blicken. Dieser Winkel, die Parallaxe, ist aber umso kleiner, je weiter weg die Objekte sind. Sterne sind so wahnsinnig weit weg, dass es bis ins 19. Jahrhundert gedauert hat, bevor man überhaupt in der Lage war, hier eine Parallaxe zu messen. Und auch bei den näheren Planeten war es nicht gerade einfach.
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