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Wo stecken die Asteroiden

Wo sonst, wenn nicht in Regensburg? Hier verstarb im Jahr 1630 der große Astronom Johannes Kepler. Sein 1609 veröffentlichtes Buch trägt nicht umsonst den Titel “Astronomia Nova”. Er hat tatsächlich eine völlig neue Astronomie geschaffen und sie, zwar nicht alleine aber doch maßgeblich, zu der Wissenschaft gemacht, die sie heute ist. Kepler war der erste, der die Bewegung der Himmelskörper quantitativ mit mathematischen Regeln beschreiben könnte. Der erste zumindest, dessen Regeln auch ausreichend gut mit den Beobachtungsdaten übereinstimmten.

Keplers große Leistung war nicht die Erkenntnis, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen. Das haben vor ihm schon viele andere vermutet und durch Beobachtungen auch untermauert. Aber seine Vorgänger und Zeitgenossen waren immer davon überzeugt, dass diese Bewegung entlang kreisförmiger Bahnen stattfinden muss. Für diese Überzeugung gab es keine zwingende Grundlage, sondern hauptsächlich philosophische und ästhetische Gründe. Der Kreis war eben die perfekte Form. Aber nur weil wir Menschen etwas als “perfekt” empfinden muss sich die Natur nicht daran halten.

In jahrelanger mathematischer Arbeit stellte Kepler fest, dass sich die Planeten auf elliptischen Bahnen bewegen und seine drei berühmten Gesetze quantifizieren diese Bewegung. Sie sagen uns, wie schnell sich die Planeten bewegen und wie die Form ihrer Bahn mit ihrer Geschwindigkeit zusammenhängt. Das war eine revolutionäre Leistung und wenn Kepler noch ein bisschen weiter gedacht hätte, hätte er noch vor Isaac Newton das Gravitationsgesetz finden können. In der Astronomia Nova steht er schon kurz davor, denn Zusammenhang zwischen Masse, Abstand und Gravitationskraft zu entdecken, ist aber die letzten logischen Schritte nicht mehr gegangen. Heute wissen wir, dass man aus Keplers Gesetzen die Gravitationsgleichung ableiten kann und das gilt natürlich auch umgekehrt.

Ein revolutionäres Buch

Ein revolutionäres Buch

Berechnet man mit Newtons Formel auf welcher Bahn sich zwei Himmelskörper gegenseitig umkreisen müssen, dann erhält man die Gleichung einer Ellipse (bzw. allgemein die Gleichung für Kegelschnitte). Allerdings nur, wenn es tatsächlich um zwei Himmelskörper geht. Sobald ein dritter Körper involviert ist, wird die Sache kompliziert. So kompliziert, dass es nicht mehr möglich ist, die Gleichungen zu lösen. Nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch. Es gibt keine allgemeine Lösung, die die Bewegung von mehr als zwei Himmelskörpern für alle Zeiten angibt. Das liegt am Chaos und den wechselseitigen Störungen, die die Planeten aufeinander ausüben.

Jeder Himmelskörper beeinflusst jeden anderen Himmelskörper mit seiner Gravitationskraft und zwar umso stärker, je mehr Masse er hat. Die Sonne hat bei weitem die allergrößte Masse und den stärksten Einfluss. Daher kann man in erster Näherung all die anderen Einflüsse vernachlässigen und nur die Wechselwirkung zwischen Sonne und Planet betrachten. Und dann erhält man Keplers elliptische Bahnen als Lösung. Aber in der Realität spielen eben auch die kleinen Störungen der anderen Planeten eine Rolle und dann sind die Keplerschen Gesetze keine exakte Beschreibung mehr. Über lange Zeiträume hinweg betrachtet, verändern sich die elliptischen Keplerbahnen der Himmelskörper. Die Ellipsen werden größer und kleiner, mehr oder weniger elliptisch und wackeln im Raum hin und her.

Die Keplerbahnen der Planeten verändern sich im Laufe der Zeit (Bild: WilloW CC-BY 3.0)

Die Keplerbahnen der Planeten verändern sich im Laufe der Zeit (Bild: WilloW CC-BY 3.0)

Und gerade wenn es um die Asteroiden geht, kann das dramatische Folgen haben. Gestern in der Oberpfalz haben wir den Asteroid Eros getroffen. Er gehört zu den erdnahen Asteroiden, einer Gruppe von Himmelskörpern die sich irgendwo zwischen den Bahnen von Mars und Venus aufhalten können. Die Bahnen der erdnahen Asteroiden sind nicht stabil; nach ein paar zehntausend bis hunderttausend Jahren stoßen sie mit einem Planeten zusammen, fallen in die Sonne oder werden aus dem Sonnensystem geworfen. Grund für die Instabilität sind die Störungen der anderen Planeten. Da die erdnahen Asteroiden immer wieder in die Nähe von Mars, Erde oder Venus kommen können, werden die von dort wirkenden Gravitationskräfte sehr stark und die Bahnen ebenso stark verändert. Langfristig können diese Asteroiden also nicht überleben.

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Kommentare (11)

  1. #1 Rene
    31. Mai 2014

    Die Waldnaab ist es nur bis kurz hinter Weiden, ab dann einfach nur noch die Naab. https://de.wikipedia.org/wiki/Naab#Flusslauf

  2. #2 Florian Freistetter
    31. Mai 2014

    @Rene: Ah schau an – man lernt nie aus!

  3. #3 -karlos-
    31. Mai 2014

    Karpfen gibt’s in Frrangen nur in Monaten mit R
    Gute, schadensfreie(!) Fahrt.

  4. #4 Florian Freistetter
    31. Mai 2014

    @karlos: Jetzt bin ich ja schon aus Franken raus – ab morgen gehts durch Niederbayern.

  5. #5 Maximilian
    31. Mai 2014

    Hallo Florian,
    schön dass Du einigermassen wohlbehalten in Regensburg angekommen bist. Das auf dem Foto ist allerdings nicht die Walhalla, sondern schätzungsweise das Klinikum Donaustauf.

    Jedenfalls hast Du morgen nicht mehr weit zur Walhalla und ich hoffe Du lässt sie nicht links liegen. Sie ist in den letzten Jahren für ca. 13 Millionen Euro restauriert worden. Insbesondere die monumentale Freitreppe hatte unter dem Sickerwasser zu leiden. Leo von Klenze hatte zwar an vieles gedacht, aber vor 170 Jahren standen wohl noch nicht die entsprechenden technischen Möglichkeiten zu Verfügung, um die Stützwände dauerhaft abzusichern.

    So viel sei bereits verraten: In der Ruhmeshalle befindet sich mindestens ein bekannter Astronom …

  6. #6 Florian Freistetter
    31. Mai 2014

    @Maximilian: Ja, die kam mir eh ein wenig unspektakulär vor. Ich war ja früher schon mal dort und hab sie ein wenig eindrucksvoller in Erinnerung. Aber aus der Gegend hab ich sie noch nie gesehen, daher wahrscheinlich die Verwechslung…

    Morgen werd ich sie wohl auslassen; Sightseeing entlang der Strecke ist bei Fahrradtouren immer ein wenig blöd – ich kann ja mit meinem ganzen Gepäck nirgendwo hin. Das geht erst, wenn ich am Ziel im Hotel bin. Aber mal schauen – vielleicht gibts ja in Deggendorf auch was zu sehen.

  7. #7 dilopho
    https://erdgeschichten.wordpress.com/
    1. Juni 2014

    Bin ehrlich gesagt gerade ein bisschen verwundert, dass du nicht auch im Nördlinger Ries einschließlich Ries-Museum vorbeischaust. Nicht gewusst oder nicht gewollt? 🙂

  8. #8 Pilot Pirx
    1. Juni 2014

    Nun hab ich mich gestern spontan nach Wien verfügt(Westbahn hatte eh Spartag) und war im NHM. Hab mich durch die Säle 1-10 gearbeitet. War schön, onwohl man an manchem dringend etwas tun müsste. Florian, nimm eine pssende Lupe mit. Die macht die Mineraliensammlung, etliche Fossilien und auch die Meteoriten viel spannender.
    Ich hatte so ein Plastikding(Fresnel) im Scheckkartenformat, hab ich immer dabei. Und ich war froh darüber.

  9. #9 Florian Freistetter
    1. Juni 2014

    @dilopho: “Nicht gewusst oder nicht gewollt?”

    Natürlich kenne ich das Nördlinger Ries. Aber das liegt leider nicht auf der Route von Jena nach Wien. Und mit dem Fahrrad kann man nicht mal eben ein paar hundert Kilometer Umweg fahren… Aber es steht auf jeden Fall auf meiner Liste und irgendwann werde ich auch dort auch noch vorbei kommen! Das Museum dort will ich auf jeden Fall mal sehen!

  10. #10 dilopho
    https://erdgeschichten.wordpress.com/
    2. Juni 2014

    @Florian Freistetter:

    Mmh, das hab ich jetzt erst gar nicht registriert, dass das nochmal ein ganzes Stückchen weiter im Westen ist. Aber ja, lohnt sich, auch wenn die Landschaft vom Boden aus betrachtet eigentlich gar nicht so spektakulär ist, wie es der Laie von einem Krater erwarten würde.

  11. #11 Bjoern
    4. Juni 2014

    Wenn du beim Nördlinger Ries mal vorbeischaust, dann versuch’ auch noch zum Steinheimer Becken zu fahren – knapp 50 km weiter, und da kann man mit ein wenig Fantasie den Krater echt gut erkennen! 🙂 (und das Museum dazu ist auch nett)