Pogson war ab 1860 Astronom am indischen Madras-Observatorium und beobachtete dort jede Menge Sterne. Aus diesen Beobachtungen stellte er einen Katalog mit 11.015 Sternen zusammen. Der Katalog enthielt natürlich auch ihre Helligkeit und Pogson fiel ein interessanter Zusammenhang auf. Die Messung von Sternhelligkeiten gehört ja zur absoluten Grundlage der Astronomie. Für lange Zeit war die Helligkeit der Sterne neben ihrer Position am Himmel ja auch das einzige, das Astronomen überhaupt messen konnten. Schon im antiken Griechenland hat man Sterne anhand ihrer Helligkeit eingeteilt und Hipparch dachte sich ein System aus, das im wesentlichen auch noch Pogson verwendete: Die hellsten Sterne, die am Himmel mit freiem Auge sichtbar waren, wurden als Sterne der ersten Größenklasse bezeichnet. Die schwächsten gerade noch sichtbaren Sterne gehörten zur sechsten Größenklasse. Und dazwischen probierte man die Sterne durch Vergleiche mit anderen Sternen entsprechend zu klassifizieren.

Hippster Hipparch mit Vollbart, Hut und offensichtlich der Himmelsscheibe von Nebra... (Bild: "Die Schule von Athen")

Hipster Hipparch mit Vollbart, Hut und offensichtlich der Himmelsscheibe von Nebra… (Bild: “Die Schule von Athen”)

Pogson bemerkte nun, dass Sterne der ersten Größenklasse ungefähr 100 Mal heller leuchteten als Sterne der sechsten Größenklasse und kam auf die vernünftige Idee, diesen Zusammenhang als Definition festzuschreiben. Ein Stern erster Größenklasse war nach Pogsons Definition also 1001/5 mal heller als ein Stern zweiter Größenklasse, der wiederum 1001/5 mal heller als ein Stern dritter Größenklasse war, und so weiter. Die Zahl 1001/5=2.511886… erscheint ein wenig willkürlich für so eine Definition, hat aber damit zu tun, wie wir Menschen Helligkeiten wahrnehmen. Hipparchs ursprüngliche Klassifikation basierte ja auf der Helligkeit, die man mit freiem Auge wahrnehmen kann und unsere Wahrnehmung funktioniert nicht linear, sondern logarithmisch. Wenn eine Lichtquelle doppelt so viel Licht abstrahlt wie eine andere, dann erscheint sie uns deswegen nicht doppelt so hell: Bei einer Verdoppelung der Stärke des Reizes verdoppelt sich unsere Empfindung des Reizes nicht. Die offizielle Formel lautet:

magnitude2

Die Differenz in der scheinbaren Helligkeit zweier Sterne entspricht dem logarithmischen Verhältnis des Lichtflusses der beiden Sterne. Das System ist mehr als nur ein wenig seltsam: je heller der Stern, desto geringer seine Größenklasse. Aber man hat sich in der Astronomie eben daran gewöhnt und es beibehalten.

Helle Himmelskörper wie Venus oder Jupiter haben sogar eine negative Größenklasse. Bei der Venus kann sie bis zu -4,7 Größenklassen betragen. Bei Asteroiden wie Iris sind es aber typischerweise nur um die 10 Größenklassen oder noch weniger. Das ist mit freiem Auge nicht mehr zu sehen; da schaffen wir unter optimalen Bedingungen nur knapp 6 Größenklassen. Die Messung der exakten Helligkeit von Asteroiden ist aber von großer Bedeutung. Denn auch im Teleskop ist ein Asteroid nicht mehr als ein Lichtpunkt und die Helligkeit ist alles, was wir vorerst messen können.

Aber auch daraus lässt sich viel lernen: Ändert sich die Helligkeit zum Beispiel periodisch, dann liegt das an der Rotation des Asteroiden um seine Achse. Asteroiden sind oft sehr unregelmäßig geformt und nicht rund wie zum Beispiel die größeren Planeten. Ein länglicher Asteroid kann uns während seiner Rotation mal die lange und mal die schmale Seite zeigen und damit ändert sich auch die Fläche, mit der er Licht in unsere Richtung reflektieren kann. Aus den Lichtkurven von Asteroiden kann man also Rückschlüsse auf ihre Form ziehen.

Veränderung der Helligkeit des Asteroiden 2011 XA3. Der kleine Asteroid rotiert schnell, mit einer Periode von nur 44 Minuten! (Bild: Urakawa et al, 2014)

Veränderung der Helligkeit des Asteroiden 2011 XA3. Der kleine Asteroid rotiert schnell, mit einer Periode von nur 44 Minuten! (Bild: Urakawa et al, 2014)

Und dann ist da natürlich die Sache mit der Größe. Solange wir den Asteroid nicht aus der Nähe beobachten können, haben wir auch keine Möglichkeit, seine Größe direkt zu bestimmen, sondern müssen den Umweg über die Helligkeit gehen. Prinzipiell gilt: Je größer ein Asteroid ist, desto heller ist er auch. Aber die Menge an Licht die ein Asteroid reflektieren kann, hängt nicht nur von der Größe ab, sondern auch von dem Material aus dem er besteht. Das bestimmt die Rückstrahlfähigkeit, die sogenannte Albedo. Und die kennt man eben a priori nicht, so lange man den Asteroid nicht aus der Nähe gesehen hat. Vielleicht handelt es sich um einen dunklen Felsbrocken; vielleicht ist er mit Eis bedeckt – so lange wir das nicht wissen kann man aus der Helligkeit die Größe nur mit großen Fehlern bestimmen.

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Kommentare (22)

  1. #1 Maximilian
    4. Juni 2014

    Glückwunsch, Du hast eine Äskulapnatter getroffen!

  2. #2 Herbert
    4. Juni 2014

    Gib bitte Bescheid, wenn Du wieder nach Linz kommst. Wir können gemeinsam einen Rundgang auf Kepler’s Spuren durch Linz machen, wenn Du magst. 🙂

  3. #3 Florian Freistetter
    4. Juni 2014

    @Maximilian: Echt? Cool – so eine wollte ich immer schon mal sehen!

  4. #4 Florian Freistetter
    4. Juni 2014

    @Herbert: Mach ich!

  5. #5 Herbert
    4. Juni 2014

    @Maximilian: Womit wird schon wieder bei den Asteroiden wären: (1027) Aesculapia

  6. #6 Maximilian
    4. Juni 2014

    Ybbs – Isis: interessante Theorie. Stammt wohl von Ernst Gombrich (Kunsthistoriker) aus seinem Buch “Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser”. Leider sind Geschichte und Ethymologie keine so exakten Wissenschaften, so dass eine gewisse Skepsis angebracht ist. Vielleicht weiss jemand mehr?

  7. #7 Dominik
    4. Juni 2014

    Schade war heute auch am Donauradweg in Linz unterwegs, aber da hab ich dich wohl verpasst.

  8. #8 Alderamin
    4. Juni 2014

    In Österreich scheinen Schlangen noch häufig vorzukommen. Ich war noch nicht so oft da, aber als Kind verbrachten wir mal einen Urlaub an einem See (fragt mich nicht, welcher, da war ich 6 oder so; war irgendwo im Salzkammergut), da erinnere ich mich an eine, die auf dem Wasser schwamm und eine andere am Wegesrand, innerhalb von zwei Wochen. Bei uns in der Eifel habe ich in 50 Jahren nur zwei Ringelnattern, eine Blindschleiche, zwei oder drei überfahrene Salamander und genau 0 der von der Nationalpark-PR so beworbenen Wildkatzen gesehen…

  9. #9 Jürgen Richard Plasser
    Linz
    4. Juni 2014

    Die Schlange “kenne” ich 😉

    Am Radweg zwischen Pleschingersee und Steyreggerbrücke schon öfters gesehen.

  10. #10 A_Steroid
    4. Juni 2014

    tststs *klugscheiss* – Blindschleichen sind Eidechsen mit verkümmerten Füssen und keine Schlangen… die sehen nur so aus. Bei uns im Sauerland gabs die in meiner Kindheit (vor 40 Jahren omg) in rauhen Mengen…

  11. #11 Kyllyeti
    4. Juni 2014

    … und überfahrene Salamander sind nur geplättete Amphibien.
    (Aber das ist nicht typisch für die Eifel, ehrlich!)

  12. #12 Mafl
    4. Juni 2014

    Schöne Tour machst Du gerade!
    Das Schild von Niederöstereich erinnert mich stark an das Logo von Neckermann-Reisen…

  13. #13 DeLuRo
    4. Juni 2014

    @Alderamin: Eine Wildkatze wirst du in freier Wildbahn auch kaum zu Gesicht bekommen; sie scheuen den Menschen und weichen ihm aus (ähnlich dem Luchs), und das ist auch gut so. Ich bin ja nun viel draußen und unterwegs, und ich habe da draußen noch keine von den beiden Katzenarten zu Gesicht bekommen, obwohl beide bei uns zuhause im Harz unterwegs sind. Dann schon eher einen röhrenden Hirsch, der unvermittelt im Halbdunkel wenige Meter neben mir auftauchte… und da möchte man Abstand halten.

    Der Nationalpark wirbt ja auf dieser Seite nicht dafür, dass man die Wildkatze sehen können würde. Das wäre auch unseriös. mMn sollte Naturerleben dazu führen, dass man zuerst mal Nachtigall und Lerche erkennen und unterscheiden kann, dann vielleicht Waldkauz und Waldohreule, Habicht und Milan etc. Wer dann mal einen Wachtelkönig hört und erkennt, hat schon Glück.

  14. #14 bikerdet
    4. Juni 2014

    @ DeLuRo :

    Aber erstaunlicherweise kommen die Wildkatzen auch freiwillig in die Nähe menschlicher Behausungen. Die Hauskatzen sind nämlich durchaus ‘kompatibel’ was die Fortpflanzung betrifft. Wobei es noch egal ist, solange die Jungen auf einem Gehöft zur Welt kommen. Umgekehrt ist es aber unerwünscht, wenn ein Wildkatze durch einen Hauskater gedeckt wird.

    Grundsätzlich gebe ich Dir allerdings recht. Es ist schon bitter, das die Kinder keine Bio-Exkursionen in unsere Natur unternehmen und somit, zumindest größtenteils, keine Ahnung haben welche Tiere hier bei uns leben.

    Ich habe immer ein Fernglas neben meinem Fenster stehen um die Vögel in den umgebenden Bäumen genauer aufs Gefider schauen zu können. Wir haben sogar einen Grünspecht hier, immerhin Vogel des Jahres 2014.

  15. #15 bikerdet
    4. Juni 2014

    @ Florian :
    Das Bild von Hipparch, wie sicher bist Du DIr da mit der Himmelsscheibe ? Für mich sieht die Fingerstellung eher nach einem kugelförmigen Gegenstand aus. Ich hätte jetzt auf einen Himmelsglobus getippt, analog zu dem Erdglobus den die Person vor Hipparch in Händen hält.

  16. #16 Alderamin
    4. Juni 2014

    @bikerdet, DeLuRo

    Schon klar, Wildkatzen sind selten und nachtaktiv. Allerdings fehlen die die Fellnasen auf kaum einer Schautafel hier, was falsche Erwartungen weckt.

    Bzgl. Vogelkunde: hab vor einer Weile mal mitbekommen, wie ein Kind seine Mutter in einem Park fragte, was das für ein kleiner Vogel sei. “Ein Spatz” meinte sie, worauf das Kind meinte, Spatzen sähen doch ganz anders aus. “Es gibt halt viele Arten Spatzen”. Konnte mir nicht verkneifen zu bemerken “das ist ein Buchfink”. Eine der wenigen Singvogelarten, die ich kenne (auch den Gesang).

    Bin ziemlich im Grünen aufgewachsen. Grün- und Buntspechte kamen auch schon mal in unseren Garten, sogar ein Eisvogel, der sich im Gartenteich regelmäßig an den Köderfischen bediente, die Vater zum Angeln züchtete. Und nachts sah ich mal eine Eule über die Wiese fliegen.

  17. #17 Kyllyeti
    4. Juni 2014

    @ bikerdet

    Ich glaube, da hat uns der Florian ein kleines Bärenset aufgebunden, denn bei dem, der *nicht die Himmelsscheibe* hochhält, handelt es sich auch nicht um Hipparch, sondern um Zarathustra (jedenfalls gemäß Wikipedia).

  18. #18 Maximilian
    4. Juni 2014

    @Kyllyeti:
    Wenn man etwas liest zu Zarathustra, stellt man schnell fest, dass die historischen Daten umstritten sind (wie bei vielen Religionsgründern 😉 ). Wie oben von mir geschrieben, handelt sich es im Bereich von Kunst, Geschichte etc. nur um Mutmassungen. Es könnte sowohl Hipparch als auch Zarathustra sein auf dem Gemälde von Raffael.

  19. #19 Kyllyeti
    4. Juni 2014

    @ Maximilian

    Ja richtig, und gerade habe ich gesehen, dass es möglicherweise auch Strabon sein könnte. Und viele andere dargestellte Personen sind auch stritig.

    Aber aus der Gegend von Nebra scheint jedenfalls keiner dabei zu sein 😉 .

  20. #20 Kyllyeti
    4. Juni 2014

    Ergänzung: gemeint ist – auf dem Bild “Die Schule von Athen

  21. #21 Florian Freistetter
    4. Juni 2014

    @Kyllyeti: “ch glaube, da hat uns der Florian ein kleines Bärenset aufgebunden, denn bei dem, der *nicht die Himmelsscheibe* hochhält, handelt es sich auch nicht um Hipparch, sondern um Zarathustra”

    Ich hab das Bild von hier: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Hipparchus_by_Raphael.jpg

    @Bikerdet: “Das Bild von Hipparch, wie sicher bist Du DIr da mit der Himmelsscheibe ? “

    Ne, das war natürlich ein Scherz. Wenn Hipparch WIRKLICH ne Himmelsscheibe gehabt hätte und das nachweisbar wäre, dann wäre das ne gigantische Sensation…

  22. #22 Maximilian
    5. Juni 2014

    Isis: In Karlsruhe war kürzlich eine interessante Ausstellung (war leider nicht dort, habe mir aber die Dokumentation angesehen) – Imperium der Götter, Isis, Mithras, Christus; Kulte und Religionen im Römischen Reich.

    Demnach waren die Römer fremden Göttern durchaus aufgeschlossen, wenn sie ihnen nützten. Jedenfalls verbreitete sich der Isis-Kult im Reich auch ohne ägyptische Sklaven. Ein Isis-Tempel wurde z. b. 1999 in Mainz gefunden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Heiligtum_der_Isis_und_Mater_Magna_%28Mainz%29