Das Universum hat netterweise einen passenden Abschluss für meine Asteroidenreise organisiert: Morgen früh um 7 Uhr 56 Mitteleuropäischer Sommerzeit wird der Asteroid 2014 HQ124 in knapp 3,5 fachem Mondabstand an der Erde vorbei fliegen! Aus mir unerfindlichen Gründen hat dieser Himmelskörper den Spitznamen “The Beast” bekommen – aber trotz des grusligen Namens braucht niemand Angst vor diesem Asteroid zu haben. Er wird definitiv an der Erde vorbei fliegen und uns auch in den nächsten Jahrhunderten nicht gefährlich werden.
Entdeckt wurde der Himmelskörper vom Weltraumteleskop WISE, das eigentlich schon 2011 außer Dienst gestellt wurde, seit kurzer Zeit aber wieder aktiv ist und im Rahmen der NEOWISE-Mission nach bisher noch unbekannten Asteroiden sucht. Mit Erfolg, wie die Entdeckung von 2014 HQ124 zeigt. Wie der Name schon zeigt (wie das mit den Asteroidennamen funktioniert habe ich ja erst kürzlich erklärt) wurde das Objekt erst vor kurzer Zeit entdeckt. WISE fand den Asteroid am 23. April 2014 und das ist insofern ungewöhnlich, als dass es sich um einen vergleichsweise großen Himmelskörper handelt. 2014 HQ124 ist zwischen 250 und 400 Metern groß, wie die NASA berichtet.
Andererseits schätzt man, dass wir erst knapp 50 Prozent aller erdnahen Asteroiden mit einer Größe zwischen 300 und 500 Metern entdeckt haben. Es gibt also noch genug da draußen im All, das wir finden können! Natürlich ist es ein klein wenig beunruhigend, dass ein vergleichsweise großer Himmelskörper wie 2014 HQ124 der der Erde so nahe kommt, erst so kurz vor der Annäherung gefunden wurde. Hätte sich der Asteroid tatsächlich auf Kollisionskurs befunden, wäre nicht mehr viel Zeit geblieben, etwas dagegen zu tun. Bei einem Einschlag wäre zwar nicht die Welt untergegangen, denn dafür ist der Himmelskörper zu klein. Es hätte keine globale Katastrophe gegeben wie damals, als vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgestorben sind. Aber regional wäre es ein durchaus katastrophales Ereignis gewesen. Der Asteroid hätte einen knapp 5 Kilometer großen Krater geschlagen (wenn er auf Land eingeschlagen wäre) und große Zerstörung angerichtet.
Es wäre also wünschenswert, auch solche kleinen Objekte so früh wie möglich zu entdecken, damit man im Fall des Falles entsprechende Abwehrmaßnahmen einleiten kann (siehe meine Serie zur Asteroidenabwehr: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Dazu müsste man aber ein wenig mehr Geld in die Beobachtung des Himmels investieren. Es braucht keine großen Riesenteleskope, um Asteroiden zu finden, aber es braucht entsprechendes Personal und Sternwarten, die sich ganz der Asteroidensuche widmen können.
Aber so ein naher Vorbeiflug ist natürlich eine wunderbare Gelegenheit für die Wissenschaft. Wenn 2014 HQ124 am Sonntag knapp an der Erde vorbei fliegt, dann kann er mit Radioteleskopen beobachtet werden (wie das geht habe ich hier ausführlich beschrieben). Aus diesen Beobachtungen können wir mehr über seine Form und Zusammensetzung lernen und das wird uns – unter anderem – dabei helfen, in Zukunft besser zu verstehen, wie wir Asteroiden abwehren können.
Mit freiem Auge wird von dem Vorbeiflug übrigens nicht zu sehen sein. Auf der Südhalbkugel erreicht der Asteroid nur eine Helligkeit von 13,7 Größenklasse und kann nur in Teleskopen beobachtet werden. Und auch wenn er am Sonntag von der Nordhalbkugel aus zu sehen ist, wird er nur mit entsprechenden Instrumenten zu sehen sein. Aber wer Lust hat, kann den Vorbeiflug live im Internet verfolgen, zum Beispiel hier bei Slooh.com.
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