Lohnt es sich eigentlich noch, zu bloggen? Es ist Wochenende, es ist (zumindest hier) sonnigster Sommer und es ist auch noch Fußballweltmeisterschaft. Wer surft da schon durchs Internet und liest Geschichten über Wissenschaft? An solchen Tagen geht man lieber irgendwo auf eine schöne Wiese, genießt das warme Wetter, trinkt ein Bier und grillt ein bisschen. Natürlich kann man die Themen auch verbinden. Ich halte ja schon seit Jahren sehr gerne meinen Vortrag “Wie viel Astronomie steckt im Bier?” (auch wenn ich es leider immer noch nicht geschafft habe, diesen Vortrag einmal in einer Brauerei zu halten…). Und in meinem Buch “Der Komet im Cocktailglas” habe ich ausführlich erklärt, wo man die Astronomie sonst noch überall im täglichen Leben antreffen kann. Warum also nicht auch bei einem sommerlichen Grillabend? Denn der steckt natürlich ebenfalls voller Wissenschaft, wie dieses Video schön erklärt:
Natürlich geht es hier vor allem um Physik und Chemie, denn das spielt bei allen Varianten des Kochens immer eine wichtige Rolle. Aber Astronomie steckt eben auch überall drin. Falls ihr doch vorm Computer rumsitzen solltet (warum?), dann können wir ja mal gemeinsam probieren, so viele astronomische Verbindungen zwischen einem Grillabend und der Astronomie wie möglich zu sammeln. Hier ist eine: Das Salz, das wir uns auf das Grillfleisch streuen stammt (sofern es kein kürzlich erst gewonnenes “frisches” Meersalz ist) aus Lagerstätten tief unter der Erde. Dort waren früher mal salzige Meere, wie zum Beispiel das Zechsteinmeer, aus dem u.a. auch der Sazstock in Gorleben übrig geblieben ist. Das Klima war damals noch anders als heute; vor allem heißer und deswegen verdunstete mehr Wasser und die Salzkonzentration erhöhte sich im Laufe der Zeit langsam. Wir verdanken das Salz also u.a. den langfristigen Klimaänderungen auf der Erde und die wiederum verdanken wir u.a. der Bewegung der Erde um die Sonne und den anderen Planeten, die unsere Bahn stören. Das sind die sogenannten “Milankovic-Zyklen” – siehe hier und hier für eine genauere Erklärung. Wir haben uns Grillgewürz also der chaotischen Bewegung der Planeten in unserem Sonnensystem zu verdanken!
Und ich bin sicher, dass es noch jede Menge andere schöne Möglichkeiten gibt, Astronomie im Rahmen eines Grillabends zu erklären. Vielleicht sollte ich mein Vortragsprogramm ein wenig erweitern und mich nicht immer nur aufs Bier beschränken… Ich bin ja sowieso der Meinung, dass man die populärwissenschaftlichen Vorträge aus ihren üblichen Rahmen und den Museen und (Volkshoch)Schulen herausbringen muss. Die Wissenschaftsvermittlung sollte dort stattfinden, wo auch die Wissenschaft passiert: Überall! Warum also nicht einfach mal einen astronomischen Grillabend veranstalten? (Ok, die Antwort lautet wahrscheinlich: Weil es sowieso schon schwierig genug ist, ausreichend Publikum für eine normale Veranstaltung zum Thema Wissenschaft zu finden, sich das alles finanziell nicht lohnt und die meisten Vortragenden leider auch nicht kostenlos arbeiten können.)
Aber wer weiß. Vielleicht ergibt sich ja doch mal irgendwas. Und wenn nicht, dann setzt man sich am besten einfach nur so mit ein paar Freunden auf die Wiese, grillt ein bisschen, wartet bis es dunkel wird und schaut sich dann den schönen Sternenhimmel an!
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