Im August 2015 wird etwas passieren, was das letzte Mal im Jahr 1930 passiert: Ein Planet wird einen offiziellen Namen verliehen bekommen. Das ist in der Geschichte der Menschheit bis jetzt erst noch so gut wie nie passiert. Ok, das stimmt wahrscheinlich nicht ganz. Die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn waren schon immer bekannt und irgendwann hat sich jemand diese Namen ausgedacht bzw. haben sich viele Völker viele verschiedene Namen für diese Himmelskörper ausgedacht. Und zwischenzeitlich gab es jede Menge andere Himmelskörper, die man für Planeten hielt und benannte. Aber wenn man das ignoriert, dann wurden bis jetzt nur Uranus im 18. Jahrhundert, Neptun im 19. Jahrhundert und Pluto im 20. Jahrhundert offiziell als Planeten anerkannt und benannt (und Pluto später wieder degradiert). Im 21. Jahrhundert bekam kein Planet einen richtigen Namen, was unter anderem auch daran liegt, dass man seit Pluto keine neuen Planeten entdeckt hatte. Bis 1995 – bis zur Entdeckung der ersten extrasolaren Planeten, die nicht die Sonne umkreisen, sondern andere Sterne. Davon kennen wir mittlerweile fast 2000 Stück, aber alle davon tragen nur Katalogbezeichnungen und keine “schönen” Namen. Aber das wird sich ändern!
Die für die Benennung von Himmelskörpern zuständige Internationale Astronmische Union (IAU) hat bekannt gegeben, dass nun auch einige der fremden Welten offizielle Namen kriegen werden. Da es sich dabei um verbindliche Bezeichnungen handeln wird und keine Spitznamen oder interne Bezeichnungen, gibt es natürlich strenge Regeln.
Aus allen bekannten Planeten wurden 305 gut charakterisierte Planeten ausgewählt. Bis September können sich nun astronomische Vereine, Bildungseinrichtigungen und ähnliche Organisationen bei der IAU registrieren, wenn sie bei der Namensgebung mitmachen wollen. Privatpersonen können nicht teilnehmen. Die registrierten Organisationen wählen aus der Liste 20 bis 30 Planeten(systeme) aus und senden bis Dezember 2014 Namensvorschläge ein. Die müssen vernünftig begründet werden und sich an allgemeinen Regeln zur Namensgebung halten. Einen Planeten nach seinem Haustier zu benennen oder “Kevinistdoof” oder “Gfoiwefcwdwü” und ähnliches wird also nicht funktionieren; genau so wenig wie der Versuch, den Namen zu Werbe- oder politischen Zwecken zu missbrauchen.
Im März 2015 kann sich dann auch die breite Öffentlichkeit am Prozess beteiligen. Jeder der will, kann über die Namensvorschläge abstimmen. Im Juli 2015 wird ein Komitee der IAU dann nochmal alles überprüfen und im August 2015 werden die Namen dann bei der 29. Generalversammlung der IAU in Honolulu offiziell bekannt gegeben!
Es dauert also noch über ein Jahr – aber ich bin schon sehr gespannt. Für die Astronomen und ihre wissenschaftliche Arbeit ist es ziemlich egal, welchen Namen die Planeten tragen. Genau so wie bei den Sternen, die mehrheitlich auch nur Katalogbezeichnungen tragen kam man bisher mit den wissenschaftlichen Namen gut klar und wird das auch in Zukunft tun. Aber wenn man mit der Öffentlichkeit über die Arbeit reden will, dann ist es nervig, von Planeten reden zu müssen, die “OGLE-2013-BLG-0341L b”, “KOI-1257 A b” oder “MOA-2009-BLG-387L b” heißen. Da hilft es auch nichts wenn man erklärt, dass OGLE-2013-BLG-0341L b ein Planet ist, der einen Stern umkreist der vom OGLE-Gravitationslinsenprojekt untersucht wurde, die ganzen Zahlen seine Position am Himmel beschreiben und das kleine “b” besagt, dass dieser Planet der erste ist, der dort entdeckt wurde. Solche Katalogbezeichnungen sind für die wissenschaftliche Arbeit praktisch, aber für die Öffentlichkeitsarbeit ein unnötiges Hindernis.
Und darum ist es eine gute und längst überfällige Entscheidung der Internationalen Astronomischen Union, den vielen neuen Planeten die wir in den letzten Jahrzehnten gefunden haben, so zu benennen dass auch die Öffentlichkeit etwas damit anfangen kann. Und noch besser ist es, dass die Öffentlichkeit in den Prozess miteinbezogen wird. Das sind wunderbare Aktionen für Schulen, Planetarien und andere öffentliche Einrichtungen die damit Werbung für die Astronomie machen und die Menschen dazu bringen können, sich für astronomische Themen zu interessieren.
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