Über Lichtverschmutzung habe ich schon oft gesprochen. Zum Beispiel hier oder hier. Die künstliche Aufhellung des Nachthimmels ist nicht nur ein Ärgernis für Leute, die gerne den Sternenhimmel betrachten würden. Es ist nicht nur ein Problem für die Wissenschaft und ein Verlust unseres kulturellen Erbes. Es ist nicht nur ein Problem für die Gesundheit, für die Umwelt und die Biodiversität. Es ist unter anderem auch eine große Energie- und Geldverschwendung! Denn wir wollen den Himmel ja nicht unbedingt heller machen. Wir wollen unsere Straßen beleuchten und unsere Häuser. Das ganze Licht, dass zur Lichtverschmutzung beiträgt ist verschwendetes Licht. Es kostet unnötig Geld und braucht unnötig Energie für deren Produktion unnötig CO2 in die Luft gepustet wird. Trotzdem wehren sich immer noch viele Kommunen dagegen, ihr Beleuchtungskonzept zu überdenken und damit Geld sparen zu können. Denn mehr Licht schafft mehr Sicherheit, heißt es da immer. Würde man die nächtliche Beleuchtung reduzieren, würde es mehr Verbrechen geben und die Menschen könnten sich nachts nicht mehr auf die Straße trauen. Wenn das tatsächlich so wäre, wäre das ein gutes Argument für das künstliche Licht. Es ist aber nicht so…
In Deutschland gab es in der Vergangenheit immerhin schon einige Gemeinden, die mit einer teilweisen Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung experimentiert haben. Dabei wurde natürlich auch untersucht, ob das tatsächlich zu mehr Verbrechen führt. Das konnte allerdings nie nachgewiesen werden. Christian Reinboth hat das in einem Artikel ausführlich erklärt. Im letzten Jahr hat man auch im britischen Warwickshire die öffentliche Beleuchtung reduziert. Und die Auswertung der bisher gesammelten Daten zeigt auch hier keinen Anstieg der Kriminalität. Ganz im Gegenteil…
Im Stratford-Herald (WebCite) wird über die Kriminalstatistik in der Region berichtet. Demnach sind die “anti-social behaviour incidents” (vermutlich sowas wie nächtliche Ruhestörung, Vandalismus, etc) von 1308 auf 779 Fälle zurück gegangen (eine Reduzierung um 40 Prozent). Die Zahl der Einbrüche in Privathäuser sank von 98 auf 75 um 23,5 Prozent und bei den Einbrüchen in andere Gebäude sieht es fast genau so aus: hier sind die Vorfälle von 93 auf 68 Delikte gefallen. Die Zahl der gewaltätigen Übergriffe sank von 330 auf 262 Fälle und bei Autodiebstählen u.ä. gab es eine Reduktion von 129 auf 98 Fälle. Nur bei den Verkehrsunfällen ist ein leichter Anstieg von 7 auf 10 (leichte Verletzungen) und 3 auf 5 (schwere/tödliche Verletzungen) verzeichnet worden.
Natürlich ist eine Statistik die nur über ein Jahr läuft noch nicht wirklich aussagekräftig. Aber es ist schon bezeichnend, dass die Kriminalitätsrate überall gesunken ist. Wenn die Verbrecher tatsächlich nur auf mehr Dunkelheit gewartet hätten, hätte man eigentlich davon ausgehen können, dass die Delikte sofort ansteigen, wenn die Beleuchtung verringert wird. Dass das nicht passiert ist bestätigt die Ergebnisse die man auch aus Deutschland kennt: Sicherheit und Helligkeit sind nicht unbedingt kausal miteinander verknüpft. Das heißt natürlich nicht dass man die Gefühle der Menschen ignorieren sollte. Viele Menschen fühlen sich einfach unsicherer, wenn es dunkel ist, selbst wenn immer deutlicher wird, dass es für diese Angst keinen Grund gibt. Aber durch diese Erkenntnis verschwindet die Angst ja nicht einfach.
Die politisch Verantwortlichen müssten sich daher dafür einsetzen, dass hier viel mehr Aufklärung stattfindet als es der Fall ist. Leider ist oft das Gegenteil der Fall, wenn die Politiker mit reinem Populismus reagieren und sofort die Lichter wieder einschalten, wenn die Bürger sich (grundlos) beschweren. Das war auch in England der Fall, wo eine Politikerin vom Stratford Herald angesichts der ausbleibenden negativen Folgen der Lichtreduzierung folgendermaßen zitiert wird:
““That’s crap, I’m sorry but that’s rubbish. I don’t know what’s happening in the south of the county, but people in the north of the county are very, very concerned.”
So eine Reaktion ist natürlich einfacher als Aufklärung. Aber man bringt sich damit auch um die positiven Folgen. In Warwickshire hat man im letzten Jahr 2800 Tonnen C02-Emission eingespart (was dem Output von 560 Haushalten entspricht). Und 560.000 Pfund an Stromkosten, also umgerechnet 700.000 Euro. Das ist kein kleiner Betrag und einer, den man als Politiker durchaus vernünftig einsetzen kann. In England jedenfalls geht man den bisherigen Weg weiter. Man will nun die vorhandenen Straßenlampen durch LEDs ersetzen. Denn es wurden ja nicht alle Lichter ausgeknipst. Bei Kreisverkehrern, Fußgängerübergängen, vor Krankenhäusern und Seniorenheimen und anderen wichtigen Orten brennt weiterhin die ganze Nacht das künstliche Licht. In Zukunft dann aber in Form von LEDs, die weniger Strom verbrauchen und sich besser gegen eine unnötige Beleuchtung des Himmels abschirmen lassen. Wer genau nachsehen will, wo in den Städten von Warwickshire die Lichter brennen und wo nicht, kann das mit diesen schönen Karten machen auf denen jede einzelne öffentliche Lampe der Region verzeichnet ist.
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