Auf die eine oder andere Art ist jeder Mensch neugierig. Kinder sind neugierigere als Erwachsene. Wissenschaftler vermutlich neugieriger als Leute mit anderen Berufen. Und so weiter. Aber neugierig sind wir alle. Und diese Neugier hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Ohne Neugier würden wir immer noch in dunklen Höhlen sitzen. Aber weil wir anscheinend ein fundamentales Interesse haben, die Welt zu erforschen und zu verstehen, sind wir heute dort gelandet, wo wir sind. All das, was wir als die “Errungenschaften unser Zivilisation” bezeichnen, all das, was unseren Alltag ausmacht, all das, was wir im positiven wie im negativen auf dieser Welt erreicht haben, haben wir schlussendlich erreicht, weil wir neugierig waren.
Aber manchmal bekommt man fast das Gefühl, dass diese Neugier, die uns während der unserer ganzen Geschichte begleitet hat, einen immer schlechteren Ruf bekommt. Wann immer Menschen irgendwo etwas herausfinden wollen, kommen mittlerweile auch fast immer andere Menschen an, die die Frage stellen: “Wozu wollt ihr das wissen? Gibt es nicht viel wichtigere Sachen auf dieser Welt?”
Aber genau so funktioniert Neugier eben nicht! Wer neugierig ist, will Dinge wissen, weil man sie wissen will und nicht weil sie “wichtig” sind. Und am Ende ist sowieso jedes Wissen wichtig. Je mehr wir wissen, desto besser können die Entscheidungen werden, die wir treffen. Und je bessere Entscheidungen wir treffen, desto besser wird auch die Welt werden, die aus diesen Entscheidungen entsteht. Natürlich mag es für die professionellen Miesmacher einfacher sein, auf jedes wissenschaftliche Vorhaben mit dem Vorwurf “Aber in Afrika verhungern die Kinder!” zu reagieren. Aber ersten werden die Kinder davon auch nicht satt und zweitens funktionieren wir Menschen sowieso nicht auf diese Art und Weise. Wir könnten von heute auf morgen jegliche Bemühungen in der Raumfahrt (ein besonders beliebtes Ziel für diese Art von Kritik) einstellen und trotzdem würde dadurch kein einziger Cent mehr für irgendwelche armen Menschen in Afrika oder anderswo ausgegeben. Wir würden uns dadurch nur die Möglichkeit nehmen, neue Dinge zu lernen. Dinge, die früher oder später das Potential haben, die Welt zu verändern.
Unsere Neugier ist es, die uns zu Menschen macht. Und so lange wir Menschen sind, werden wir weiterhin neugierig sein. Ich weiß nicht, zu was wir werden, wenn wir irgendwann aufhören sollten, unserer Neugier zu folgen. Aber ich hoffe, ich muss das nicht mehr erleben. In einer Welt ohne neugierige Menschen möchte ich nicht leben.
“Neugier” beziehungsweise “Curiosity” ist auch der Name des großen Marsrovers, der seit einiger Zeit auf unserem Nachbarplaneten aktiv damit beschäftigt ist, unseren Drang nach Wissen auszuleben. Curiosity wird fundamentale Fragen beantworten können; vielleicht sogar diejenige nach Leben außerhalb der Erde, die wir uns schon seit Jahrtausenden stellen. Curiosity wird aber auch das tun, was wir Menschen schon immer getan haben: Fremde Welten erforschen. Unsere eigene Welt haben wir ja zumindest oberflächlich schon weitestgehend entdeckt. Es gibt keine weißen Flecken auf den Landkarten mehr; keine Ziele für mutige Forscher. Aber wir vergessen oft, dass auch der Mars eine eigene Welt ist. Das ist nicht einfach nur “ein Planet”. Der Mars ist ein Himmelskörper, so vielfältig und komplex wie die Erde auf dem es auch so viel zu entdecken gibt, wie es früher hier zu entdecken gab. Nur können wir dorthin nicht mit großen Segelschiffen oder Karawanen aufbrechen. Wir brauchen Raketen und – zumindest derzeit noch – Roboter.
Aber, und das sagt Neil deGrasse Tyson in sehr eindrucksvollen Curiosity-PR-Video sehr schön:
“We did not just send a robot to Mars. We sent the most essential, the most valuable, the most human piece of our selves: We sent our curiosity!”
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