In der Lüneburger Heide kann man sehen, wie anderen Planeten unseres Sonnensystems die Erde beeinflusst haben. Nein, dort befindet sich kein astrologisches Zentrum und es geht auch nicht um Esoterik. Die Hohe Heide bei Wilsede ist das, was entstehen konnte als sich vor mehr als 100.000 Jahren das Eis zurück zog. In der Saale-Eiszeit schoben sich die gewaltigen Gletscher bis weit in den Süden. Ganz Skandinavien lag unter der Eisdecke die sich noch bis weit nach Deutschland hinein erstreckt hat. Dort wo die Gletscher aufhörten, bildeten sich Endmoränen. Dort reichte der Nachschub nicht mehr aus, um das schmelzende Eis zu ersetzen. Sand, Felsen und anderes Material das mit fließenden Eis transportiert wurde, wurde dort abgelagert. Und als sich die Gletscher am Ende der Kaltzeit wieder in den hohen Norden zurück gezogen hatten, war der Weg frei für die Lüneburger Heide.
Eis- und Warmzeiten haben sich auf unserem Planeten abgewechselt, seit es die Erde gibt. Das Klima verändert sich ständig. Es gab Zeiten, in denen es wesentlich kälter war als heute und Zeiten, in denen die Temperaturen deutlich über dem heutigen Niveau lagen. Natürlich ist es die Sonne, die schlussendlich darüber bestimmt, wie viel Energie auf unseren Planeten gelangt. Aber sie ist nicht der einzige Himmelskörper, der das Schicksal der Erde bestimmt. Die leeren Weiten des Alls werden nicht nur von der elektromagnetischen Strahlung unseres Sterns durchdrungen, sondern auch von der Kraft der Gravitation.
Die Stärke dieser Anziehungskraft bestimmt, wie sich die Erde bewegt. In erster Näherung folgt sie einer elliptischen Bahn deren Form allein von der Sonne bestimmt wird. Sie versammelt fast die gesamte Masse des Sonnensystems und hat deswegen auch den größten Einfluss. Aber die Bahn unseres Planeten verändert sich. Nur wenn Erde und Sonne alleine im Universum wären, würden sie den immer gleichen Orbits folgen. Aber unsere kleine Ecke im Weltall teilen wir uns mit sieben anderen Planeten, die zwar alle zu wenig Masse haben, um die Erde aus dem Griff der Sonne zu reißen. Aber sie können zumindest ein klein wenig stören…
Die exakten Ellipsenbahnen, die Johannes Kepler im Jahr 1609 als fundamentale Struktur des Sonnensystems identifiziert hat, sind nur ein Modell. Ein Modell, in dem zwar jeder Himmelskörper von der Sonne beeinflusst wird, selbst aber keinerlei Gravitationskraft auf die anderen Planeten ausübt. In der Realität aber passiert genau das: Jeder Planet unterliegt der Anziehungskraft nicht nur der Sonne sondern auch von allen anderen Planeten. Die Stärke der störenden Kraft hängt von der Masse der Planeten und den jeweiligen Abständen ab. Und die Abstände wiederum werden von der Stärke der Anziehungskraft bestimmt. Es ist ein ewiger und komplexer Tanz. Die Bahnellipsen der Planeten werden größer und kleiner, sind mal mehr oder weniger rund und wackeln im Raum hin und her. Jede Änderung einer Bahn führt zu Änderungen der anderen Bahnen die wieder neue Änderungen hervorrufen – und so weiter. Die Wechselwirkung ist zu komplex, um mathematisch exakt erfasst zu werden. Es ist prinzipiell unmöglich, für alle Zeiten vorherzusagen, wie sich die Bahnen der Planeten verändern werden.
Aber innerhalb gewisser Grenzen ist es möglich und was das für das Klima auf der Erde bedeutet, hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts der Geophysiker Milutin Milanković erforscht. Je weniger kreisförmig die Erdbahn ist, desto größer sind die Unterschiede zwischen sonnennächsten und sonnenfernsten Punkt und damit auch die Unterschiede in der Energie, die auf die Erde gelangen kann. Heute kommt die Erde der Sonne am nächsten, wenn auf der Nordhalbkugel gerade Winter herrscht. Aber auch das ändert sich: Die Jahreszeiten werden durch die Neigung der Erdachse bestimmt und die ist in langsamer Veränderung begriffen. Außerdem zeigt die Achse im Laufe der Jahrtausende in unterschiedliche Richtungen und irgendwann werden wir den sonnennächsten Punkt erreichen, wenn gerade Sommer herrscht. All diese Veränderungen, das Wackeln und das Schwanken beeinflussen die Menge an Energie, die von der Sonne auf die Erde gelangen kann und die Effekte können sich verstärken oder gegenseitig abschwächen.
Kommentare (37)