Um den Streit aufzulösen, haben Forscher um Carl Melis von der University California komplett neue Messungen gemacht und dazu das VLBA benutzt, das Very Large Baseline Array; eine Gruppe von Radioteleskopen die sich zu einem Riesenteleskop kombinieren lassen (“A VLBI Resolution of the Pleiades Distance Controversy”). Neben dem VLBA kamen auch noch andere Teleskope überall auf der Welt zum Einsatz (unter anderem das Radioteleskop Effelsberg in Deutschland). All diese Geräte wurden zusammengeschaltet um möglichst genaue Ergebnisse zu bekommen. Gearbeitet wurde auch hier mit der Parallaxen-Methode, denn man kann die Sterne und ihre Bewegung ja auch im Radiolicht beobachten. Zusätzlich kann man mit diesen Teleskopen aber auch ferne Galaxien anpeilen und sie als Referenz für die parallaktische Bewegung und die Entfernungsmessung benutzen.
Genau das haben Melis und seine Kollegen getan und ihre Ergebnisse sind ziemlich klar. Die Entfernung zu den Plejaden beträgt 136,2 Parsec (plus/minus 1,2 Parsec). Das passt (siehe auch das Diagramm oben) gut zu den restlichen Messungen und bestätigt diese. Die Hipparcos-Messungen scheinen dagegen tatsächlich falsch zu sein. So oder so ist die Sache ein wenig beunruhigend. Hipparcos war eine sehr gründlich und genau durchgeführte Mission die mit ihren Ergebnissen wichtige neue Erkenntnisse geliefert hat. Es ist überraschend, dass man dabei so einen großen Fehler gemacht haben soll und einige der Hipparcos-Mitarbeiter sind auch weiterhin davon überzeugt, dass ihr Satellit alles richtig gemacht hat und führen den Unterschied in den Messungen tatsächlich auf ein noch nicht ganz korrektes Verständnis der Vorgänge im Inneren der Sterne zurück. Die Mehrheit der Forscher geht aber davon aus, dass Hipparcos in diesem Fall falsch gemessen hat.
Und das könnte auch in der Zukunft Probleme schaffen. Denn bis jetzt weiß niemand, warum Hipparcos diesen Fehler gemacht hat. Und demnächst wird GAIA mit seinen Messungen beginnen; das Nachfolge-Teleskop von Hipparcos. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn man den Fehler bei Hipparcos nicht erkannt hat, dann könnte er bei GAIA ebenso auftreten. Vielleicht aber auch nicht – das weiß eben zur Zeit niemand.
GAIA und Hipparcos benutzen zwar beide die Parallaxen-Methode. Aber GAIA kann, so wie auch Melis und seine VLBA-Messungen, ferne Galaxien als Referenz für die Entfernungsbestimmung benutzen während Hipparcos das nicht konnte. Vielleicht stammt der Fehler aus dieser Quelle und tritt bei GAIA nicht auf. Die Wissenschaftler werden wohl ganz genau hinsehen, wenn GAIA die ersten Resultate liefert und sie mit Radiomessungen von der Erde aus überprüfen müssen…
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