Beobachtet man allerdings die Vorgänge über die Zeiten hinweg so kann man, wie es Götschmann in seiner Arbeit tut, das Resümee ziehen, daß die Gewerbepolitik tatsächlich ganz massiv von den Behörden gestaltet worden ist.30 Dabei vollzieht sich auch ein Wandel im Selbstverständnis der politischen Balance: Waren unter Montgelas Regierung und Administration die eigentlichen Machthaber im Lande so bekam das Parlament nach und nach mehr Gewicht. Die Behörde löste sich von der Exekutive und wich auf einen neutraleren Standpunkt zwischen Regierung und Parlament aus, der keinesfalls völlig unabhängig war, sich aber sichtlich um Neutralität bemühte. Dieser Wandel spricht auch einen neuen Begriff des Absolutismus an: aus dem absoluten Monarchen wurde der absolute Staat.

Letztlich zählte das Ergebnis in der Sache und das Ministerium konnte bei einigen Vorgängen die Rolle des Vermittlers zwischen Regierung und Parlament einnehmen.

Literaturverzeichnis:

Götschmann, Dirk: Das bayerische Innenministerium 1825 – 1864. Organisation und Funktion, Beamtenschaft und politischer Einfluss einer Zentralbehörde in der konstitutionellen Monarchie, Göttingen, 1993.
Krauss, Marita: Herrschaftspraxis in Bayern und Preußen im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1997.

Prinz, Friedrich: Die Geschichte Bayerns, München/Zürich 1997.

Schärl, Walter: Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, Kallmünz 1955.
Volkert, Wilhelm: Geschichte Bayerns, München2 2001.
Weber, Max: Beamtentum und politisches Führertum, in: Weber, Max: Gesammelte politische Schriften, Tübingen2 1958.
Wunder, Bernd: Geschichte der Bürokratie in Deutschland, Frankfurt am Main 1996.

Online-Ressource:

Selbstdarstellung des bayerischen Innenministeriums unter https://www.stmi.bayern.de/ministerium/aufgaben/ (Zuletzt abgerufen am 16.8.2011)

——- Fußnoten ——-

1 Weber, Max: Beamtentum und politisches Führertum, in: Weber, Max: Gesammelte politische Schriften, Tübingen2 1958, S. 308.

2Volkert, Wilhelm: Geschichte Bayerns, München2 2001, S. 65.

3Götschmann, Dirk: Das bayerische Innenministerium 1825 – 1864. Organisation und Funktion, Beamtenschaft und politischer Einfluss einer Zentralbehörde in der konstitutionellen Monarchie, Göttingen, 1993.

4So unter anderem Vergleichend mit Krauss, Marita: Herrschaftspraxis in Bayern und Preußen im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1997.

5Siehe hierzu die Selbstdarstellung des bayerischen Innenministeriums unter https://www.stmi.bayern.de/ministerium/aufgaben/ (Zuletzt abgerufen am 16.8.2011).

6Montgelas ausführlicher unter: Prinz, Friedrich: Die Geschichte Bayerns, München/Zürich 1997, S. 259-294.

7Wunder, Bernd: Geschichte der Bürokratie in Deutschland, Frankfurt am Main 1996, S. 17.

8Wobei sich an dieser Stelle trefflich diskutieren ließe, ob dieser Gehorsam zuerst der Krone und dann der Verfassung oder umgekehrt zu leisten war. Die Innenpolitik und der Umgang mit “aufmüpfigen” Beamten wird in Preußen sehr anderes gehandhabt als in Bayern unter Maximilian auch wenn dies – aus Furcht vor einer Revolution (Prinz, Geschichte Bayerns, S. 320f) oder aus staatspolitischer Weitsicht (Krauss, Herrschaftspraxis S. 211f) – insgesamt eher moderat blieb.

9Krauss, Herrschaftspraxis, S. 197ff.

10Krauss, Herrschaftspraxis, S: 202.

11Götschmann, Innenministerium, S. 134.

12Götschmann, Innenministerium, S. 135f.

13Götschmann, Innenministerium, S. 482.

14Götschmann, Innenministerium, S. 483.

15Götschmann, Innenministerium, S. 484.

16Götschmann, Innenministerium, S. 484.

17Wunder, Bürokratie, S. 80.

18Wunder, Bürokratie, S. 81.

19Götschmann, Innenministerium, S. 491.

20Schärl, Walter: Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, Kallmünz 1955, S. 49.

21Götschmann, Innenministerium, S. 491.

22Prinz, Geschichte Bayerns, S. 321.

23Götschmann, Innenministerium, S. 493. Hier steht es allerdings falsch herum, ein Druckfehler wie ich vermute.

24Götschmann, Innenministerium, S. 493.

25Götschmann, Innenministerium, S. 540.

26Götschmann, Innenministerium, S. 553.

27Götschmann, Innenministerium, S. 554.

28Götschmann, Innenministerium, S. 570.

29Eine Detaillierte Beschreibung des Vorgangs und der Überlegungen finden sich bei Götzschmann, Innenministerium, S. 593-598.

30Götschmann, Innenministerium, S. 598f.

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Kommentare (7)

  1. #1 Crazee
    12. September 2014

    Zunächst einmal das Lob: Ich habe bisher noch nicht einmal geahnt, dass man sich über so ein Thema gedanken machen kann und auch sollte. Eine geschichtliche Veränderung der Gesellschaft/des Staates über die Veränderungen seiner Verwaltung zu bewerten ist sicherlich interessant. Von daher finde ich es prima, dass dieser Artikel hier das Publikum bekommt.

    Aber: Ich habe es leider nicht geschafft, den Artikel bis zum Ende durchzulesen. Für mich sind es vermutlich zu viele Fakten, die mich daran hindern, die Struktur der Veränderungen mitzubekommen. In diesem Rahmen vielleicht schwierig: Vielleicht wäre das Thema in zwei Happen ggf. mit irgendetwas graphischem für jemand themenfremden besser geeignet.

    Aber danke für den Denkanstoß.

  2. #2 Florian Freistetter
    12. September 2014

    Ich fand das Thema auch interessant; hätte aber ebenfalls einen kürzeren Text bevorzugt; am besten mit ein paar Bildern als Auflockerung. In der Form ist der Text dann doch ein wenig zu “akademisch” für den Laien

  3. #3 Crazee
    12. September 2014

    Selbst ein oder zwei Symbolfotos (z.B. vom aktuellen Ministerium) mit einer munteren Bildunterschrift würden schon helfen (macht Florian auch manchmal). Z. B. hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/09/08/warum-suchen-wissenschaftler-immer-nur-nach-ausserirdischem-leben-das-dem-auf-der-erde-aehnlich-ist/

  4. #4 Sven
    Berlin
    12. September 2014

    Hey super Text! Echt informativ und spannendes Thema. Die Länge waqr jetzt nicht das Problem, das bin ich gewöhnt. Natürlich schön, dass man anhand der Anmerkungen alles nachvollziehen kann und wenn man will auch den Schneeballeffekt der eigenen Nachforschungen aktivieren…

  5. #5 thomas
    12. September 2014

    Nette Aufarbeitung eines Themas über das ich mir auch noch nie Gedanken gemacht habe. Danke dafür!
    Als Blogartikel IMO ein wenig zu lang…

  6. #6 Dampier
    12. September 2014

    Hallo Last Knight Nik,

    ich muss zugeben, dass ich den Artikel zum Ende hin nur noch quergelesen habe. Ich finde man merkt, dass es ein Vortrag ist, der sich an einen Saal voller Fachleute richtet. (Ich kann fast den Hall im Saal hören, das Rascheln von Kleidung, leises Husten, knarzende Stühle …)

    Von einem Blogartikel würde ich eine direktere Ansprache an die Leser erwarten, hier hätte ich eine Zusammenfassung im Erzählton passender gefunden, die auch ein wenig die Persönlichkeit des Autors durchschimmern lässt und vielleicht dessen Begeisterung für das Thema vermittelt – eher so wie man vielleicht bei einem guten Abendessen im Freundeskreis über sein Fachthema sprechen würde.

    Das macht für mich einen guten Blogartikel aus, wenn ich die Begeisterung des Autors für sein Thema spüre. Deswegen lese ich Florians Artikel so gern und zB. auch Bettina Wurches Meertext, da lasse ich mich gern mitreißen. Das ist hier leider nicht der Fall.

    nix für ungut 😉

    Grüße
    Dampier

  7. #7 Lastknightnik
    16. September 2014

    Hi,

    verstehe ich gut. Ich hatte ihn damals mal online gestellt weil ich das Thema eben interessant fand – undwarum nicht auch mal einen historischen / wissenschaftlichen Vortrag so quasi veröffentlichen.

    Ihr habt aber Recht; Vielleicht bearbeite ich das mal irgendwann und setze es in Häppchen bzw. EInzelartikeln / -ergebnisse um.