Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.
Dieser Beitrag wurde von sorcière1024 eingereicht.
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Wollt Ihr auch gerne den Nobelpreis bekommen? Seid ihr Wissenschaftler ohne Anspruch auf materielle Dinge, auf dem Weg zu Ruhm und Ehre?
DEN Nobelpreis, nicht EINEN. Nicht irgendeinen, sondern DEN einen, den einzig Wichtigen, denn Euer Fach ist das Wichtigste, das Einzige – sonst hättet Ihr ja etwas anderes studiert.
Mein großes Vorbild war Marie Curie, eine große Wissenschaftlerin, die sogar 2 Nobelpreise bekommen hat. Oder wäre Euch Linus Pauling lieber?
Wissenschaft ist etwas Faszinierendes, die Suche nach dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, wie Faust schon sagte.
Aber sagt er nicht auch: „Auch hab ich weder Gut noch Geld, Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt“
Kein Geld, kein Nobelpreis?
Wie lange hält der Drang an, zu Suchen, zu Forschen, Wissen zu wollen? Er vergeht nie, aber eines Tages muss man erkennen, dass man von dem unbändigen Erkenntniswillen allein keine Kinder ernähren kann, und dann ist Plan B gefragt.
Vielleicht ist der Wille zu Erschaffen, zu Erfinden geeignet, mir und meinen Kindern das Überleben einigermaßen anständig zu sichern?
Wie wärs also mit Erfinder? Der verschrobene Erfinder, der in seinem Kämmerlein tüftelt, werkelt und schraubt ? Aber ist er nicht genauso einsam wie der Wissenschaftler, der zerstreute Professor, der immer mit zerzausten Haaren auftritt?
Und wenn er genug getüftelt hat, dann führt ihn sein Weg ins nahegelegene Patentamt, wo er seine Erfindung erzählt, lobt, darlegt ….
Mich hat mein Weg direkt ins Patentamt geführt, ohne Nobelpreis und ohne den Umweg über eine eigene Erfindung, als Bearbeiterin für Patentanmeldungen.
Und dort sind mir einige dieser Tüftler begegnet, „Erfinder Erfindrowitsch“ sozusagen.
Das Erklären, das Darlegen, all das nutzt nichts, wir „sturen Beamten“ verlangen das Ganze jetzt auch noch schriftlich, ausgefeilt, wohlformuliert und verständlich, womöglich noch mit ordentlichen Zeichnungen statt mit Handskizzen. Keine Modelle, deren Funktionsfähigkeit wir ohnehin mangels Teststationen nicht überprüfen können. Aber irgendwie plausibel sollte es schon sein.
Darüberhinaus hat das Ministerium kein Budget uns genügend Stauraum für Modelle zur Verfügung zu stellen. Motoren und Generatoren brauchen viel Stauraum.
Der Antrag „meines“ Herrn Erfindrowitsch auf Erteilung eines Patentes ist eingebracht, ordentlich formuliert, die Gebühr bezahlt und dann passiert nichts. Lassen wir bösen Beamten seine tolle Erfindung jetzt verschimmeln. Oder wird sie beim Lagern besser? So wie ein guter Wein?
Nach einigen Monaten bekommt er endlich einen amtlichen Brief von mir, in dem ich ihm leider mitteilen muss, dass es sich bei seiner vermeintlichen Erfindung um ein „Perpetuum Mobile“ handelt.
Hat es nicht geheißen, beim Patentamt nehmen sie keine Anmeldungen mehr mit einem Perpetuum mobile? Dass wir es genommen haben, beweist doch, dass es keines ist?
Herr Erfindrowitsch ruft an, droht mir, einen Brief an den Minister zu schreiben, oder besser an den Bundespräsidenten, er kennt da jemanden und er wird schon dafür sorgen ….
Reden wir drüber, gleich morgen früh um 9 h? Doch lieber um 10? Also gut, morgen 10 h bei mir im Patentamt.
Herr Erfindrowitsch ist pünktlich, gekämmt und verärgert als bei mir eintrifft. Wenigstens hat er gleich einen Termin bekommen versucht er mich zu loben.
Leider muss ich ihm erklären, dass es sich wirklich um ein Perpetuum mobile handelt, was er durch einen Schwall physikalischer Begriffe zu entkräften versucht. „Ich weiß ja, aber bei mir funktionierts“ ist sein schlagendstes Argument.
Auch die Erklärung, dass die Energiebilanz nicht stimme, dass es den anerkannten Gesetzen der Physik widerspreche kann ihn nicht zum Aufgeben bewegen.
Dann fragt er mich, ob ich denn noch nie etwas von Albert Einstein gehört hätte. Er hat ja auch die gesamte Physik revolutioniert, die Welt quasi aus den Angeln gehoben – Erfindrowitsch als zweiter Einstein.
Ich gebe mich geschlagen, erkläre, dass ich meine Vorgaben hätte und etwas, was den derzeit anerkannten Gesetzen der Physik widerspricht nicht erteilen dürfe, dass er sich aber für den Nobelpreis vormerken lasse solle, und sollte er eines Tages im Stande sein, die Funktionsfähigkeit zu beweisen, habe er gute Chancen nicht nur den Nobelpreis zu bekommen sondern auch die Menschheit zu retten.
Der Beschwerdebrief ist inzwischen sicher beim Bundespräsidenten eingetroffen.
Dabei hat Einstein nicht nur einen Nobelpreis bekommen sondern er hatte auch ein Patent – nein, nicht für die Umwandlung von Materie in Energie oder umgekehrt, nicht für ein Perpetuum mobile, nein, für eine einfache Kältemaschine.
Und dennoch hat Marie Curie Ihren Nobelpreis der Existenz von Patenten zu verdanken.
Ihr habt doch sicher von Alfred Nobel gehört. Sein Bruder starb bei einer Explosion von Nitroglyzerin. Alfred, der Erfinder, mischte nach vielen Versuchen Nitroglyzerin mit Kieselgur und meldete es zum Patent an. Er nannte es Dynamit, sicheres Nitroglyzerin sozusagen, das nicht mehr von selbst explodierte und sicher zu transportieren und handzuhaben war.
Alfred Nobel hatte bis zu seinem Tod 355 Patente und ein riesiges Vermögen erwirtschaftet. Dieses wurde nach seinem Tod in die Nobelstiftung übergeführt, aus der auch heute noch die Nobelpreise bezahlt werden. Auch die Nobelpreise von Marie Curie und Albert Einstein wurden aus dieser Stiftung bezahlt.
Als Wissenschaftler solltet Ihr also eines von beiden in Erwägung ziehen, den Nobelpreis oder wenigstens ein Patent.
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